DPD Duisburg: Erfolgreicher Kampf endet in einer Niederlage

„Viele werden sich an den Kampf beim Deutschen Paketdienst (DPD) in Duisburg erinnern – auch Yeni Hayat berichtete. In seinem Depot in Duisburg-Hüttenheim wollte DPD Kosten sparen, indem sie einen Teil der Arbeit an den Subunternehmer und Leiharbeitsbetrieb Ergo Logistics auslagerten. Trotz des Widerstands der Belegschaft gelang DPD zunächst dieses Manöver. Die Logistik-ArbeiterInnen sollten jetzt dieselbe Arbeit zu schlechteren Bedingungen, geringeren Löhne und ohne einen Tarifvertrag verrichten. Aber die jetzt bei Ergo beschäftigten Arbeiter gaben nicht auf. Sie organisierten sich und konnten in einem zähen Kampf schließlich einen Tarifvertrag durchsetzen. Dieser Erfolg konnte nur erreicht werden, weil alle KollegInnen zusammenhielten, sich nicht spalten ließen und den Kampf gemeinsam führten. Es war nicht das Verdienst einzelner „Anführer“ oder allein des bei Ergo gewählten Betriebsrats, sondern das Ergebnis beruhte auf der Solidarität und Geschlossenheit der ganzen Belegschaft…“ Artikel in Yeni Hayat-Neues Leben vom 01. September 2014 (deutsch und türkisch)  – siehe den umfangreichen Pressespiegel am Ende des Beitrags  und neu dazu:

  • Ausschwärmen!
    „Wir „Paketdrohnen“ sind eine Gruppe von Kolleginnen und Kollegen vom DPD-Depot Duisburg, die eine unabhängige Betriebsgruppe bilden. Durch viele Arbeitskämpfe und Konflikte mit DPD haben wir gemerkt, wie wichtig eine solche Gruppe ist. Dieser Blog soll dabei helfen, uns zu vernetzen und Informationen auszutauschen – und die Gruppe zu vergrößern…“ Siehe: Blogseite der unabhängigen Betriebsgruppe im DPD-Depot Duisburg externer Link

  • Der Kampf bei DPD Duisburg geht weiter
    Am kommenden Mittwoch, 11.2.15, um 9 Uhr Arbeitsgericht Duisburg, ist die Gerichtsverhandlung wegen der erneuten Kündigung des Kollegen Sahin bei der DPD Duisburg. Siehe die Zusammenfassung des Berichtes eines Zeugen vom 11.2.2015:
    Der Kollege S. Çelebi wollte per einstweilige Verfügung erreichen, dass er arbeiten kann. Denn er hat in einem vorausgegangenen Verfahren gewonnen und ging auch paar Tage zur Arbeit, bis er mit dem Hinweis – sie hätten jetzt genug beweise, die eine Kündigung rechtfertigen würden – von der Arbeit freigestellt wurde.
    Die Richterin wollte wissen, warum er seine Rückkehr per einstweilige Verfügung erreichen wolle, welche Nachteile er durch diese Freistellung bis April befürchte oder habe. Der Anwalt des Kollegen Çelebi sagte, dass es Diskriminierung sei, weil im Betrieb eine Stimmung gegen den Kollegen gemacht würde nach dem Motto „er kommt nicht mehr“, „er wird hier keinen Fuß reinsetzen“ o.ä. Das sei auch im Hinblick auf vorausgegangene bzw. auf die nächsten Gerichtsverfahren zu berücksichtigen. Der Anwalt der DPD verneinte die Nachteile durch diese Freistellung, denn er bekäme ja sein Geld und sein Urlaubsanspruch wie sonstige etwaige Ansprüche blieben unberührt. Nachdem beide Parteien die Möglichkeit einer gütlichen Einigung verneinten, zog sich das Gericht zur Beratung zurück, ohne ein mündliches Urteil, es wird den Anwälten schriftlich mitgeteilt.“  Zu den Hintergründen:
  • DPD in den Schlagzeilen
    Hüttenheim. Über Negativ-Schlagzeilen musste sich der Paket-Umschlag von DPD Am Röhrenwerk 2014 nicht beklagen. Erst wurde die dortige Betriebsratswahl vom Juni 2013 vor dem Arbeitsgericht angefochten. Der bei der Wahl unterlegenen Opposition gelang es aber nicht, den Nachweis für Wahlmanipulationen zu erbringen. Und dann ging die DPD-Geschäftsführung selbst gegen missliebige oppositionelle Mitarbeiter vor…“ Meldung in der WAZ Duisburg vom 30.12.2014 externer Link
  • Duisburger DPD-Betriebsrat für tapferen Kampf ausgezeichnet
    Wochenlang hielten Mitarbeiter von DPD in Duisburg 2009 eine Mahnwache ab. Sie protestierten damit gegen ihre Ausgliederung in eine Firma, die nicht mehr nach Tarif zahlte. Die Ausgliederung wurde später wieder rückgängig gemacht. Nicht nur dafür erhielt der Betriebsrat jetzt mehrere Auszeichnungen…“ Artikel von Martin Kleinwächter bei der WAZ Duisburg vom 21.11.2014 externer Link
  • DPD: Oppositioneller Betriebsrat kämpft um seinen Job
    Erst vor zwei Wochen verhandelte das Arbeitsgericht Duisburg über einen zur Mehrheit des Betriebsrates von DPD in Hüttenheim in Oppositon stehenden Betriebsrat. Er war in Zusammenhang mit der Anfechtung der Betriebsratswahl beurlaubt wurde. Jetzt kämpfte der zweite Vertreter der Opposition dort gegen seine fristlose Kündigung…“ Artikel von Martin Kleinwächter bei der WAZ Duisburg vom 29.08.2014 externer Link
  • Aus dem Text des Artikels in Yeni Hayat-Neues Leben: „(…) Was leider typisch für die Verhältnisse in vielen deutschen Betrieben ist, war die weitere Entwicklung des Betriebsrats. Nach der Übernahme der Ergo-Arbeiten durch DPD machten die führenden Leute des Ergo-Betriebsrates, der nun mit dem DPD-Betriebsrat vereinigt wurde, eine steile Karriere. Von einfachen Logistikarbeitern stiegen sie zu Team- oder Schichtleitern und im Fall des Betriebsratsvorsitzenden sogar zum Bereichsleiter auf. Das ist eine alte Geschichte, die wir aber immer wieder erleben: Kämpferische Kollegen erhalten von der Firma Angebote für bessere Jobs, günstigere Bedingungen, mehr Lohn usw, weil sich die Firma dadurch eine konfliktfreie Zusammenarbeit mit dem Betriebsrat erhofft. Genau das ist bei DPD in Duisburg geschehen – und leider funktioniert es. Für DPD macht sich der arbeitgeberfreundliche Betriebsrat bezahlt. (…) Um diese „Ruhe im Betrieb“ zu erhalten, schreckt man auch vor repressiven Maßnahmen nicht zurück. Bei der letzten Betriebsratswahl im Juni 2013 fiel auf, dass verdächtig viele Arbeiter per Briefwahl abstimmten – und damit der Liste 4 des bisherigen BR-Vorsitzenden zu einer haushohen Mehrheit (9 von 11 Sitzen) verhalfen. Daher zogen Vertreter der anderen Listen vor das Arbeitsgericht und beantragten, die Wahl für ungültig zu erklären. In der ersten Instanz scheiterte die Klage – Zeugen waren umgekippt und widerriefen ihre Aussagen, das Gericht betrachtete die Beweise als nicht ausreichend und lehnte die Klage am 10. April 2014 ab. Der Gang zum Landesarbeitsgericht ist aber noch möglich. (…)  Aber damit nicht genug: Im Mai 2014 wurde einem der Kollegen, die gegen die Wahl klagten, von DPD – mit Zustimmung des Betriebsrats – fristlos gekündigt, und kurz danach wurde ein weiterer von der Arbeit freigestellt. In beiden Fällen fanden bereits die Gütetermine vor dem Arbeitsgericht Duisburg statt – ergebnislos; es wird also zu Prozessen vor dem Arbeitsgericht kommen…“
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=64830
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