FlixBus: Das Risiko fährt mit

FernbusseÜbermüdete Fahrer, Lohndumping und Streikbrecher. Die Plattform für billige Busreisen beherrscht mit ihrem Prinzip Ausbeutung zunehmend den Markt für Fernreisen (…) „Ich kriege den polnischen Mindestlohn von umgerechnet 2,85 Euro pro Stunde und bin meistens zwölf Tage am Stück unterwegs. Die Arbeit ist anstrengend, denn ich muss vor der Fahrt das Gepäck verladen, später dann den Bus saubermachen, das Klo leeren. Aber ich finde keinen besseren Job als Berufskraftfahrer. Lkw fahren ist noch schlimmer.“ FlixBus setzt gerne osteuropäische Busunternehmen ein, denn die fahren besonders billig, weil sie in der Regel nur den in Polen oder Tschechien geltenden Mindestlohn zahlen. Und wenn Busfahrer eine Landesgrenze überfahren, dürfen sie – wie Pawel – zwölf Tage hintereinander fahren. Die tägliche Ruhezeit beträgt nur elf statt der üblichen zwölf Stunden und kann überdies zweimal wöchentlich auf neun Stunden verkürzt werden. (…) „Ein Fahrer fährt viereinhalb Stunden, der andere legt sich in die Schlafkoje – so geht das hin und her“, sagt Klaus Schroeter, Gewerkschaftssekretär und Tarifkoordinator in der ver.di-Bundesfachgruppe Bahnen und Busse. „Richtig ausschlafen kann sich auf die Weise keiner, und dann kommt es leicht mal zum Sekundenschlaf – mit schlimmen Folgen.“ Dass die Europäische Kommission die Ruhezeitenansprüche der Bus- und Lkw-Fahrer noch weiter verringern wollte, sei dabei skandalös, findet Klaus Schroeter. Glücklicherweise habe das EU-Parlament im Juli diesen Vorstoß abgewiesen. Dass er damit endgültig vom Tisch ist, glaubt der ver.di-Mann nicht. Die FlixBus-Chefs kümmern sich herzlich wenig um die Arbeitsbedingungen der Busfahrer, die ja schließlich nicht bei ihnen, sondern bei einem der vielen kleinen bis mittelgroßen Busunternehmen angestellt sind, die die Fernfahrten im Auftrag von FlixBus erledigen…“ Artikel von Gudrun Giese in der ver.di-publik Ausgabe 07 vom Oktober 2018 externer Link. Siehe dazu:

  • Mitfahren auf eigene Gefahr. Verein Mobifair warnt vor Sicherheitsrisiken bei Reise- und Fernbussen New
    Das schwere Fernbusunglück, bei dem am 19. Mai auf der Autobahn A9 bei Leipzig eine Reisende getötet und 70 Menschen verletzt wurden, hat eine Diskussion über Arbeitsbedingungen und Sicherheitsfragen in der Branche ausgelöst. (…) Das Münchner Unternehmen lockt europaweit mit Schnäppchenfahrpreisen Kunden an, die ansonsten wohl die Bahn nehmen würden. Der Verein Mobifair, der sich für fairen Wettbewerb in der Mobilitätsbranche einsetzt, schlägt Alarm: Unter dem Motto »Mitfahren auf eigene Gefahr« warnen die gewerkschaftsnahen Verkehrsexperten vor zunehmenden Sicherheitsrisiken bei Busfahrten. Mobifair stützt sich dabei auf Auswertungen von Polizeikontrollen bei Reisebussen sowie Fernbussen im Linienverkehr, die »erschreckend hohe Zahlen von Verstößen« zutage gefördert hätten. Die Kontrollwahrscheinlichkeit je Bus habe zuletzt bei jährlich 0,0023 Prozent gelegen. Dies sei »zu gering, um eine abschreckende Wirkung bei den Anbietern zu entfalten«, so der Bericht. »Solange derartige Mängel festgestellt werden, ist Busfahren nicht sicher«, meint Mobifair-Vorstand Helmut Diener. Billige Tickets gingen nun einmal auf Kosten der Sicherheit. (…) Flixbus sei für die sozialen Kontrollen, die Eignung und Befähigung der Fahrer sowie die Einhaltung der Ruhe-, Lenk- und Arbeitszeiten verantwortlich, mahnt Diener und fordert Fahrer auf, ihre Erfahrungen über eine Hotline oder per E-Mail zu melden…“ Artikel von Hans-Gerd Öfinger vom 19.06.2019 beim ND online externer Link
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=139300
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