TUIfly: ver.di lehnt Ausverkauf ab – „Beschäftigte haben genug Opfer gebracht“

Dossier

ver.di lehnt den Verkauf, die Eingliederung des Ferienfliegers TUIfly in ein Holdingmodell unter Führung der Fluggesellschaft Etihad sowie Einschnitte zulasten der Beschäftigten in diesem Zusammenhang ab. Das Vorgehen des TUI-Managements sei fragwürdig, riskant und vollkommen intransparent, kritisierte ver.di-Bundesvorstandsmitglied Christine Behle: „Mit den Geheimverhandlungen zum Verkauf der TUIfly ins Ausland führt die TUI AG nicht nur frühere Sparpakete und Personalabbaurunden ad absurdum, sondern verunsichert Beschäftigte und Kunden gleichermaßen.“ Zuvor war bekannt geworden, dass TUIfly dem Vernehmen nach in ein Holdingmodell unter Führung des Air-Berlin-Anteileigners Etihad eingebracht werden soll, an dem die TUI AG – direkt oder indirekt – weniger als 25 Prozent der Anteile halten soll. Dabei könnte TUIfly in die österreichische Airline Niki eingegliedert werden. Angesichts der mehr als 20 Prozent niedrigeren Löhne bei Niki drohe nun die Gefahr von Lohndumping bei TUIfly…“ ver.di-Pressemitteilung vom 04.10.2016 externer Link, siehe dazu auch [Am Beispiel TUI Fly] Krank oder Streik? Krankheit als Kampfmittel? und hier zum Arbeitskonflikt:

  • Illegal zum Erfolg: Nachdem ihnen ein Ausstand erschwert wurde, sammelten Tuifly-Beschäftigte Krankheits- statt Streiktage. Den Konzern zwangen sie so zum verhandeln New
    „Was ein historisches Ereignis ist, lässt sich für Zeitgenossen oft nur schwer ermessen. Im Fall des wilden Streiks, der vom 3. bis 7. Oktober 2016 im deutschen Luftverkehr stattfand, können wir uns allerdings heute schon sicher sein, dass er Geschichte geschrieben hat. (…) Obwohl es sich um eine illegale Aktion handelte, die logischerweise ohne Anführer stattfand, kam es am Ende der Streikwoche zu Verhandlungen mit Beschäftigtenvertretern – darunter die Gewerkschaften ver.di und Unabhängige Flugbegleiter Organisation (UFO). Die am Konflikt zunächst unbeteiligten Verkehrsminister des Bundes und Niedersachsens, Alexander Dobrindt (CSU) und Olaf Lies (SPD), intervenierten. Das Sickout konnte nur durch weitreichende Zusagen eingedämmt werden: Arbeitsplatzgarantien und Bestandsschutz für drei Jahre. (…) Der wilde Streik ist auch eine Reaktion auf das Vorgehen des Arbeitsrechtlers Thomas Ubber (Kanzlei Allen & Overy). Dieser hatte erfolgreich versucht, den Widerstand der Gewerkschaften durch gerichtliche Streikverbote, Schadensersatzforderungen und Gesetzesänderungen zur Tarifeinheit zu brechen. Ubber vertritt mit Air Berlin, Lufthansa, DB, Fraport und anderen de facto ein Branchensyndikat. Für Fraport konnte Ubber am 26. Juli ein spektakuläres Urteil des Bundesarbeitsgerichts gegen die Gewerkschaft der Fluglotsen (GdF) erwirken (1 AZR 160/14). Dieses erklärte einen Streik vom Februar 2012 wegen Kleinigkeiten für illegal…“ Artikel von Elmar Wigand vom 13. Oktober 2016 bei Arbeitsunrecht externer Link
  • Solidarität mit den Beschäftigten von TUIfly
    Die Europäische Transportarbeiter-Föderation (ETF) zeigt sich solidarisch mit den Beschäftigten von TUIfly und hat dazu eine Erklärung abgegeben, sie wurde bei ver.di am 07.10.2016 dokumentiert externer Link
  • Aber es gibt auch Angriffe: Protest bei TUIfly: Kollektives Krankfeiern ist asozial
    „… Das Theater ließ den Reisekonzern nicht kalt: Schon nach einem Tag des zivilen Ungehorsams hat der Reisekonzern eingelenkt und eine mindestens dreijährige Standort- und Tarifgarantie gegeben. Außerdem hat er die Entscheidung über die geplante Neuordnung auf Mitte November verschoben. „Glückwunsch“, mag man da jubeln, doch der Jubel bleibt im Hals strecken, selbst wenn man noch so viel Verständnis für den Missmut der TUIfly-Mitarbeiter aufbringen kann. Kollektiv blauzumachen ist das unwürdigste Mittel des Widerstands. Es ist illegal und asozial…“ Kommentar  von Corinna Budras vom 09.10.2016 bei der FAZ online externer Link – siehe dazu im LabourNet: [Am Beispiel TUI Fly] Krank oder Streik? Krankheit als Kampfmittel?
  • „So kann man mit uns nicht umgehen“ – Tuifly-Piloten fürchten Jobabbau auf Raten
    „… Die Belegschaft fühlt sich vom Management überfahren. (…) Die Unsicherheit ist riesig. Denn was die geplante Verschmelzung der Fluglinien für die Mitarbeiter bedeutet, hat das Management nicht gesagt. Auch auf Anfrage von n-tv.de wollte Air Berlin dazu Stellung nehmen. Die Beschäftigten müssen sich die Folgen alleine ausmalen. „Der einzige Sinn der Zusammenlegung von Fluglinien mit verschiedenen Tarifverträgen kann nur darin bestehen, die Gehaltsvereinbarungen aufzuweichen oder ganz abzuschaffen. Wir rechnen schlimmstenfalls auch mit massivem Jobabbau“, sagt Baublies. Tuifly hat zwar zugesichert, dass es keine Einschnitte bei den Gehältern geben und Tuifly für mindestens drei Jahre eine deutsche Gesellschaft bleiben soll. Doch die Belegschaft traut dem Frieden nicht. Denn in einem Brief an die Mitarbeiter hat Tuifly-Chefaufseher Henrik Homann schon im September geschrieben, dass Tuifly künftig einen anderen Mehrheitseigner bekommen soll. Die Mitarbeitervertreter wollen von Details des Modells bereits Wind bekommen haben: Demnach soll Tuifly an eine neue Holding in Österreich übertragen werden, an der sich TUI und die Air-Berlin-Mutter Etihad mit jeweils nur noch 25 Prozent beteiligen. Größter Anteilseigner soll mit 50 Prozent eine österreichische Stiftung werden. Die Gewerkschafter sehen in der neuen Struktur den Startschuss für den Jobkahlschlag. Sie fürchten, dass in der Holding die Tarifverträge der Tuifly mittelfristig nach unten angeglichen werden sollen, wenn die dreijährige Übergangsfrist vorbei ist. Das Modell hat Lufthansa mit ihrer Billig-Tochter Eurowings vorgemacht…“ Beitrag von Hannes Vogel vom 7. Oktober 2016 bei n-tv.de externer Link
  • Der Ausnahmezustand: Warum melden sich so viele Mitarbeiter von TUIfly krank?
    „… Die Gewerkschaften befinden sich momentan wegen ausgehandelter Verträge mit TUIfly in der Friedenspflicht, dürfen also nicht streiken. Es darf angesichts des Zeitpunktes und der Anzahl der Fälle von Krankmeldungen zumindest vermutet werden, dass dahinter eine Form des Protests gegen die Unternehmenspolitik von TUI steckt. Solche Aktionen bezeichnen Arbeitsrechtler als „wilden Streik“, gegen den Arbeitgeber quasi machtlos sind. Die Gewerkschaften distanzieren sich offiziell von solchen Maßnahmen. Nicoley Baublies, Sprecher der Unabhängige Flugbegleiter Organisation (Ufo) erklärt die Situation anders: „Die Art und Weise, wie das Unternehmen mit seinen Mitarbeitern kommuniziert, ist miserabel. Wer derart im Unklaren über seine berufliche Zukunft gelassen wird, kann schnell psychische Probleme bekommen.“ Ob abgesprochen oder nicht, die vielen Krankmeldungen von Crewmitgliedern können als deutliches Signal an die Unternehmensleitung von TUIfly verstanden werden, dass die Belegschaft den geäußerten Zukunftsplänen des Unternehmens heftig misstraut…“ Artikel von Bastian Brauns vom 7. Oktober 2016 bei Zeit online externer Link
  • Krankmeldungen beuteln Tuifly – Flugbetrieb wird eingestellt
    „… Immer mehr Krankmeldungen des Kabinenpersonals bringen beim Ferienflieger Tuifly den Flugplan massiv durcheinander. Dutzende Flüge müssen annulliert werden – am Donnerstag würden 47 von 110 Flügen ersatzlos gestrichen, teilte Tuifly mit. Tausende Passagiere mussten auf ihre Verbindungen warten oder ihre Urlaubsreisen zu den Herbstferien gleich ganz abblasen. Am Freitag wird der Flugbetrieb sogar komplett eingestellt: 108 Verbindungen fallen aus. (…) Hintergrund vieler Krankmeldungen sind möglicherweise die Sorgen der Mitarbeiter um ihre Zukunft. Am Mittwoch war offiziell bekannt geworden, dass die Touristiksparte von Air Berlin mit Tuifly zusammengelegt werden soll. Darüber wurde bereits seit der vergangenen Woche spekuliert; die Beschäftigten waren aber nicht im Vorfeld informiert. Arbeitnehmervertreter fürchten Job-Verluste und schlechtere Tarifbedingungen. Die Fluggesellschaft teilte hingegen mit, dass den Mitarbeitern „Zugeständnisse“ gemacht wurden. (…) Die Unternehmen haben nach Einschätzung des Berliner Arbeitsrechtlers Robert von Steinau-Steinrück kaum Möglichkeiten, die Krankmeldungen der Beschäftigten zu hinterfragen oder ihnen gar einen „wilden Streik“ zu unterstellen. Es sei sehr schwierig zu beweisen, dass die Beschäftigten die Krankheit nur vortäuschten. Ärztliche Atteste hätten eine hohe Beweiskraft. Falsche Krankmeldungen erfüllen dem Fachanwalt zufolge allerdings den Straftatbestand des Betruges. Die Flugbegleitergewerkschaft Ufo lehnte jegliche Verantwortung für die massenhaften Krankmeldungen ab. „Das ist definitiv kein Mittel zum Arbeitskampf für uns“, sagte Tarifexperte Nicoley Baublies. Man rufe dazu nicht auf und distanziere sich klar von einem Missbrauch.“ Artikel vom 6. Oktober 2016 bei der Süddeutschen Zeitung online externer Link
  • Neuordnung Fluggeschäft: Tuifly-Chef gibt Mitarbeitern Standort-Garantie
    Eine Standort- und Tarifgarantie bei der geplanten Neuordnung des Fluggeschäfts hat die Geschäftsführung des Ferienfliegers Tuifly hat den Mitarbeitern gegeben. Geschäftsführer Jochen Büntgen versicherte in einem Brief, dass Hannover der Sitz der Gesellschaft bleibe…“ dpa-Meldung vom 04.10.2016 bei der Hannoverschen Allgemeinen online externer Link
  • Air-Berlin-Deal verunsichert Mitarbeiter: Tuifly-Chef reagiert auf dubiose Krankmeldungen
    Seit Montag kommt es zu Verspätungen und Crewausfällen beim Ferienflieger Tuifly, weil Mitarbeiter eine Kooperation mit Air Berlin fürchten. Nun kontert Geschäftsführer Jochen Büntgen mit einem internen Mitarbeiterbrief. Auf die massenhaften Krankmeldungen seiner Crewmitarbeiter, die damit offenbar gegen die geplante Air-Berlin-Kooperation protestieren, hat Tuifly-Geschäftsführer Jochen Büntgen jetzt mit einer Klarstellung reagiert. In einem internen Mitarbeiterschreiben, das dem Handelsblatt vorliegt, versprach er: „Unser Unternehmen Tuifly soll auch in einem möglichen neuen Verbund als Gesellschaft erhalten bleiben.“ Gerüchte über eine Verlagerung des Sitzes der Gesellschaft seien falsch. „Tuifly ist eine deutsche Gesellschaft“, erklärte er, „die auch in Zukunft weiter am Standort Hannover operieren wird.“ Damit blieben bestehende Tarifverträge unberührt…“ Artikel von Christoph Schlautmann vom 04.10.2016 beim Handelsblatt online externer Link – den Rest gibt es nur im Abo
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