Bis zu 3.500 Euro mehr Lohn: Gewerkschaft fordert von Zalando Tarifvertrag für Beschäftigte in Brieselang

Dossier

Zalando: Ich bin kein RoboterPäckchen packen für niedrige Löhne. Damit soll bald Schluss sein, fordert die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di). Am Mittwoch rief die Gewerkschaft den Modelieferanten Zalando auf, für die 1.300 Beschäftigten im Versandzentrum Brieselang bei Berlin Tarifverhandlungen einzuleiten. (…) Die Beschäftigten im Lager erhalten nur 10,12 Euro pro Stunde. Zalando orientiere sich am Tarifvertrag der Logistikbranche. Das sei »nicht akzeptabel«. Im Vergleich zum Branchentarifvertrag erhielten die Zalando-Beschäftigten deutlich geringere Löhne, zwei Tage weniger Urlaub, nur ein Drittel der Urlaubs- und Weihnachtszuwendung sowie deutlich geringere Zuschläge, zum Beispiel für Nacht- oder Feiertagsarbeit. (…) Zalando wächst und wächst. 2008 gegründet, ist der Konzern inzwischen drittgrößter Versender in Deutschland. Bundesweit hat das Unternehmen 12.000 Beschäftigte. Die Mehrheit in Brieselang arbeitet unter prekären Bedingungen. Von den 1.300 Beschäftigten in Brieselang hätten weniger als zwei Drittel einen unbefristeten Arbeitsvertrag, erklärte ver.di.“ Beitrag von Simon Zeise bei der jungen Welt vom 27. April 2017 externer Link. Siehe dazu:

  • Es begann in Brieselang. Lange blieb es ruhig bei Zalando. Doch zunehmend wehren sich die Beschäftigten gegen die miserable Bezahlung – allen voran eine Brandenburger Belegschaft New
    Es rumort bei Zalando: Immer mehr Beschäftigte engagieren sich in der Gewerkschaft Verdi, Betriebsräte werden aktiv – und Mitte Juni gab es erstmals in der Geschichte des Onlineversandhändlers Streiks (siehe jW vom 16. Juni). Einige hundert Angestellte von Zalando Brieselang legten die Arbeit nieder, um den Forderungen nach höherem Entgelt und Standortsicherung Nachdruck zu verleihen. Zudem protestierten sie gegen den hohen Anteil sachgrundlos befristeter Stellen. Am 7. Juli werden Unternehmen und Tarifkommission zur zweiten Verhandlungsrunde zusammenkommen. (…) Während die Beschäftigten aus Brieselang Erfahrungen mit Verhandlungen über einen Anerkennungstarifvertrag Einzel- und Versandhandel sowie mit Streiks sammeln, ist der Protest an anderen Zalando-Standorten noch nicht ganz so weit gediehen. Aber es tut sich fast überall etwas. Immer mehr Beschäftigte treten Verdi bei, Betriebsräte und Vertrauensleutestrukturen entstehen. (…) Gestreikt wurde bisher noch an keinem weiteren Standort, aber in Erfurt werden immer mehr der Beschäftigten aktiv und sind zudem gut vernetzt mit ihren Kolleginnen und Kollegen in Brieselang. In Mönchengladbach schauen viele interessiert Richtung Osten, und vor kurzem gab es am Standort einen Aktionstag. Auch die Berliner Zalando-Mitarbeiter rühren sich zunehmend: Im internationalen Callcenter steigt der Anteil der Verdi-Mitglieder, einen Betriebsrat gibt es dort ebenfalls...“ Artikel von Gudrun Giese in der jungen Welt vom 27.06.2017 externer Link
  • »Man muss mit uns rechnen« 
    Die Belegschaft von Zalando in Brieselang zeigt sich kämpferisch: Am Mittwoch trat sie in den Streik, um endlich einen Tarifvertrag zu erreichen (…) Solidarische Unterstützung erfuhren die Beschäftigten von Zalando am Mittwoch durch Kollegen aus aller Welt. Am Rande einer internationalen Konferenz von Gewerkschaften aus dem Handel in Berlin, an der Delegationen aus Nord- und Südamerika, Asien und Europa teilnahmen, informierte Brandt zusammen mit zwei Kollegen über den Streiktag – und freute sich über den Beifall der in der ver.di-Zentrale versammelten Arbeitervertreter.“ Artikel von André Scheer in junge Welt vom 16.06.2017 externer Link
  • »Zalando will Beschäftigte stärker kontrollieren«
    Angestellte in Brieselang kämpfen für einen Tarifvertrag. Die Firma bietet ihnen wenig an. Gespräch mit Markus Hoffmann-Achenbach, Sekretär der Gewerkschaft ver.di und zuständig für den Bereich Handel im Bezirk Potsdam-Nordwestbrandenburg (…) Im gesamten Unternehmen gilt kein Tarifvertrag, der Arbeitgeber bestimmt die Löhne also nach Gutsherrenart. Brieselang ist ein Logistikstandort, hier orientiert sich Zalando nach eigener Aussage an den Löhnen, die im Tarifvertrag der Logistik festgehalten sind. Das heißt, dass die Kolleginnen und Kollegen anfangs 10,12 Euro in der Stunde bekommen, 40 Stunden die Woche arbeiten müssen und nur zwischen 26 und 28 Urlaubstage nehmen können. Uns geht es nun darum, dass bei Zalando der Tarifvertrag des Einzel- und Versandhandels gilt. In ihm liegt schon die niedrigste Eingruppierungsstufe bei 11,71 Euro in der Stunde. Die Beschäftigten hätten dann das Anrecht auf sechs Wochen Urlaub, zudem würde sich ihre Arbeitszeit auf 38 Wochenstunden reduzieren. (…) Je nachdem für welchen Teilbereich sie zuständig sind, unterscheiden sich die Löhne. Zum Beispiel werden den Beschäftigten des Berliner Kundenservicecenters Löhne gezahlt, die an die der Callcenterbranche angelehnt sind. Und Brieselang – so wurde uns das gesagt – sei ja nur für Logistik zuständig, also zahle man auch wie ein Logistiker. Aber das werden wir nicht hinnehmen, denn der Unternehmenszweck von Zalando ist der Verkauf. Nach eigener Aussage misst sich der Konzern mit Unternehmen wie Otto und C&A oder Zara. Für diese Firmen gilt in der Regel der Tarifvertrag des Einzelhandels – und zwar auch für ihre Logistik­abteilungen. Eine Kollegin aus der Tarifkommission hat dazu bei den Verhandlungen am Dienstag ein passendes Beispiel gebracht: Eine Schuhverkäuferin, die ins Lager gehe, um ein paar Schuhe zu holen, werde für diesen Zeitraum ja auch nicht wie eine Logistikerin bezahlt…“ Interview von Johannes Supe in junge Welt vom 15.06.2017 externer Link
  • Tarifverhandlungen bei Zalando Brieselang
    „Am 13. Juni haben die Tarifverhandlungen zwischen ver.di und Zalando Brieselang begonnen. Verhandelt wird ein Tarifvertrag für den Standort, an dem 1.300 Beschäftigte arbeiten. Das Ziel von ver.di ist ein Anerkennungstarifvertrag, der sich auf den Branchentarifvertrag für den Einzel- und Versandhandel in Brandenburg bezieht sowie tarifvertragliche Regelungen zum Arbeits- und Gesundheitsschutz, zur Standortsicherheit und zum Verzicht auf sachgrundlose Befristungen…“ ver.di-Meldung vom 13. Juni 2017 externer Link
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=115569
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