Union Busting bei Bio-Großhändler Dennree?

Dossier

[DGB-Kampagne] Stop Union BustingDie 850 Beschäftigten des Bio-Discounters Dennree wollen am oberbayerischen Standort Töpen einen Betriebsrat wählen. Dort befindet sich das „moderne und leistungsfähige“ Zentrallager des Konzerns. Die Belegschaft bekommt seiher Gegenwind von der Geschäftsleitung unter Thomas Greim. Nachdem Mitglieder der Gewerkschaft Verdi einen Wahlvorstand für eine Betriebsratswahl gründen wollten, hatte das Unternehmen selber plötzlich auch drei Arbeiter parat, welche unabhängig von der Gewerkschaft die gleiche Initiative ergriffen. Danach sei dem Wahlvorstand zudem kein Raum für seine Arbeit zur Verfügung gestellt worden und die Kosten für die gesetzlich notwendige Schulung des Wahlvorstands durch das Unternehmen mehrfach nicht bewilligt worden, so berichtet die Gewerkschaft Verdi in einer Erklärung des Gewerkschaftssekretärs Paul Lehmann. Uwe Zimmermann, Leiter der Personalabteilung von Dennree wies die Vorwürfe indes zurück: „Wir bei Dennree sehen keinen Konflikt im Hinblick auf die Gründung eines Betriebsrates.“ Das passende Seminar sei seiner Kenntnis nach inzwischen gefunden. Gezielte Betriebsratsverhinderung? „Wir gewinnen immer mehr den Eindruck, dass der Arbeitgeber die anstehende Betriebsratswahl behindern möchte“, kritisierte Lehmann. Verdi behält sich nach eigener Auskunft rechtliche Schritte vor. (…) Ein Termin für die Betriebsratswahl steht bisher noch nicht fest. Eines der ersten Themen, denen sich ein gewählter Betriebsrat sicher annehmen wird, ist die Bezahlung der Angestellten, denn Dennree bezahlt seine Mitarbeiter unterhalb des für die Branche geltenden Tarifvertrags. Dabei stiegen die Umsätze des Unternehmens im vergangenen Jahr um sechs Prozent. (…) Dennree hat vor kurzem den 300. Denn’s Biomarkt eröffnet, in keinem einzigen existiert bisher jedoch ein Betriebsrat…“ Meldung in den Frontberichten 04/2019 vom 9.4.2019 bei Arbeitsunrecht externer Link. Siehe Hintergrund und aktuelle Entwicklung:

  • Biolebensmittelhändler Dennree verklagte jW – erfolglos – wegen kritischer Berichterstattung New
    “Image ist alles. Konzerne preisen ihre Waren in den schillerndsten Farben als nachhaltig und günstig an. Über das Innenleben des Betriebs, den harten Arbeitsalltag der Beschäftigten, breiten sie aber lieber den Mantel des Schweigens. Am 2. Oktober 2019 berichtete jW über die Behinderung von Betriebsratswahlen beim Biolebensmittelhändler Dennree. Umgehend flatterte dem Verlag 8. Mai ein Anwaltsschreiben ins Haus. Eine lange Rechtsauseinandersetzung nahm ihren Anfang. Die im Artikel berichteten Missstände wogen schwer. Die von Dennree betriebenen Denn’s-Supermärkte werben mit Lebensmitteln, die im Einklang mit der Natur produziert werden. Mit dem Label »gewerkschaftsfeindlich« wollte man da am Firmensitz in Oberfranken nicht assoziiert werden. Dennree ließ am 8. Oktober 2019 über eine Anwaltskanzlei ausrichten, große Teile der im Artikel getätigten Aussagen seien unwahr und deshalb »sofort zu unterlassen«. Insgesamt müssten sieben Passagen des Artikels gestrichen werden. Weder sei die Gewerkschaft Verdi noch der Dennree-Betriebsrat, wie von jW berichtet, dem Unternehmen »ein Dorn im Auge«. Auch stimme es nicht, dass die Geschäftsführung die Belegschaft und den Betriebsrat habe »spalten« wollen. Die Darstellung, »bei der Betriebsversammlung solle der Vertreter der Geschäftsführung erklärt haben, Dennree könne sich eine tarifliche Entlohnung nicht leisten«, sei » falsch« und verstoße »gegen die Grundsätze einer zulässigen Verdachtsberichterstattung«. (…) Vor Gericht musste sich der Biohändler dann klare Worte gefallen lassen. Im Kontext des angegriffenen jW-Artikels werde ein »möglicher Widerspruch zwischen Außen- und Innendarstellung« bei Dennree deutlich, stellten die Richter im Juni 2020 fest. »Dieser wird in bezug auf ihre Betätigung am Markt als prosperierender Großhändler für Biolebensmittel beschrieben, der sich für ökologischen Landbau, das Tierwohl und eine intakte Natur einsetze. Im Gegensatz dazu aber verhalte er sich bei Mitbestimmungsrechten seiner Belegschaft nicht kooperativ und gewähre keine tarifliche Entlohnung.« Deshalb müsse es Dennree auch hinnehmen, dass anhand von Beispielen kritisch über den Konflikt berichtet werde…“ Artikel von Simon Zeise in der jungen Welt vom 23.01.2021 externer Link
  • Es stinkt! Bio-Großhändler Dennree behindert weiter Betriebsratsarbeit
    “Der Bio-Großhändler Dennree geht mit seinem Geschäftsführer und Dennree-Gründer Thomas Greim mit Schikanen gegen den erst im Mai 2019 gegründeten Betriebsrat im Zentrallager des Konzerns im oberfränkischen Töpen vor. Bereits vor der Wahl hatte die Gewerkschaft Verdi die Behinderung ihrer Arbeit beklagt. Laut dem Sekretär der Gewerkschaft Verdi Paul Lehmann geht der Konzern gleich mit einer ganzen Reihe an Schikanen gegen den Betriebsrat vor. Dazu gehört etwa, dass Dennree dem Betriebsratsvorsitzenden Paul F. und seinem Stellvertreter ihre Gehälter nur verspätet auszahlen. Ebenso hat die Geschäftsleitung keine Räume für Sitzungen des Betriebsrats zur Verfügung gestellt und übernimmt die Kosten für Betriebsratsseminare nicht. Zudem soll ein Vertreter von Dennree in einer Betriebsversammlung am 27. September durch seinen Redebeitrag versucht haben die Belegschaft und Teile des Betriebsrats von der Gewerkschaft Verdi zu spalten. Verdi stellt die mit 8 Mandaten die Mehrheit der 15 Betriebsratsmitglieder. Laut Lehmann hat Dennree die auf Union-Busting spezialisierte Anwaltskanzlei Schreiner und Partner engagiert um weiter gegen den Betriebsrat vorzugehen…“ Meldung in den Frontberichten 11/2019 vom 11.10.2019 bei Arbeitsunrecht externer Link
  • Zu »arm« für Tariflöhne. Nachhaltig, regional und aufs Tierwohl bedacht. Doch mit neuem Betriebsrat tut sich Biolebensmittelhändler Dennree schwer 
    Bei allem Einsatz für ökologischen Landbau, Tierwohl und intakte Natur – ein Aspekt kommt bei den prosperierenden Biolebensmittelhändlern oft zu kurz: die gesetzlich garantierten Mitbestimmungsrechte der Beschäftigten. So geht es etwa beim Großhändler Dennree GmbH im oberfränkischen Töpen seit der erstmaligen Wahl eines Betriebsrates Mitte Mai hoch her zwischen Belegschaftsvertretung und der »Arbeitgeberseite«. Vor allem die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (Verdi) in Gestalt ihres örtlichen Vertreters Paul Lehmann, ist der Geschäftsleitung anscheinend ein Dorn im Auge. Bei einer Betriebsversammlung am 27. September habe der Vertreter der »Arbeitgeberseite« in seinem Redebeitrag versucht, Belegschaft und Betriebsrat von Verdi zu spalten, hatte Gewerkschaftssekretär Lehmann laut Angaben von Beschäftigten danach dem Unternehmen vorgeworfen. Glücklicherweise besitze man bei Dennree in Töpen eine breite gewerkschaftliche Basis in der Belegschaft, sagte er. Die lasse sich nicht so einfach gegen Verdi ausspielen. Inzwischen trägt der Gewerkschafter allerdings auf Initiative der Geschäftsleitung einen gerichtlich verordneten Maulkorb. Bereits vor der Betriebsratswahl im Mai hatte die Geschäftsleitung sich den Gewerkschaftsangaben zufolge zunächst wenig kooperativ verhalten, verweigerte anfangs etwa die Schulung des Wahlvorstandes. Letztlich lenkte sie dann offenbar ein, und die rund 1.300 Beschäftigten am Großhandelsstandort Töpen wählten ihre Interessenvertretung – wobei die Verdi-Liste mit acht von insgesamt 15 Mandaten die Mehrheit erhielt. Dass ein solches Gremium über konkrete Verbesserungen für die Beschäftigten reden will, schien den Oberen des Unternehmens nicht klar gewesen zu sein. (…) Die Kontroversen eskalierten offenbar Ende August, Anfang September. Da seien zwei Betriebsratsmitglieder vom »Arbeitgeber« nach Medienangaben schlechter behandelt worden als der Rest der Belegschaft. Die Frankenpost berichtete über diesen Vorfall am 10. September. Mittlerweile liegt eine von der Anwaltskanzlei Irle Moser veranlasste Unterlassungsverfügung des Landgerichts Berlin gegen Verdi-Sekretär Lehmann vor. Er darf sich zu den Ereignissen öffentlich nicht weiter äußern. Gleichwohl sind Betriebsrat und Verdi weiterhin entschlossen, für die 1.300köpfige Belegschaft am Großhandelsstandort Töpen bessere Bedingungen zu erreichen. Dazu soll perspektivisch auch die Bezahlung nach den Entgelttarifen des Groß- und Außenhandels zählen…“ Artikel von Gudrun Giese in der jungen Welt vom 02.10.2019 externer Link – siehe zum Hintergrund auch unser Dossier: Dumpinglöhne in der Bio-Branche des Einzelhandels: Glückliche Kühe statt glückliche Mitarbeiter
  • Arbeiten für denn’s Biomarkt
    Gerade hat denn’s seinen 300. Biomarkt feierlich eröffnet. Mit ver.di-Sekretär Paul Lehmann blicken wir auf die Arbeitsbedingungen bei dennree. Lohndumping und Arbeitszeiten sowie gewerkschaftsfeindliches Handeln prägen die Situation für die Beschäftigten, auch im Hauptstandort Töpen.“ Interview vom 10.4.2019 von und bei Radio Corax externer Link Audio Datei
  • Konflikt beim Bio-Großhändler: Dennree hat bald ersten Betriebsrat
    Die Beschäftigten des Bio-Discounters wollen am Standort Töpen eine Interessenvertretung wählen. Aber einfach ist das nicht. War alles nur ein Missverständnis, oder hat der öffentliche Druck etwas bewirkt? Die Antwort bleibt offen. Aber der Wahl eines Betriebsrats beim Bio-Großhändler Dennree steht anscheinend nichts mehr im Wege. Am Donnerstag habe die Geschäftsleitung endlich zugestimmt, die Kosten für die gesetzlich notwendige Schulung des Wahlvorstands zu übernehmen. Die schriftliche Bestätigung sei am Freitag eingegangen. Das sagte Paul Lehmann, der im Bezirk Oberfranken-Hof der Gewerkschaft Verdi für die Fachgruppe Handel verantwortlich ist, der taz. Es wäre der erste Betriebsrat bei Dennree. (…) Am Lagerstandort Töpen im Landkreis Hof wollen Beschäftigte seit Monaten einen Betriebsrat gründen. Die Initiative sei von Mitarbeitenden ausgegangen, die Mitglied in der Gewerkschaft sind und Verdi gebeten hätten, sie zu unterstützen, sagte Lehmann. Danach habe die Geschäftsleitung ein Treffen mit Verdi verzögert. In der Zwischenzeit hätten drei andere, der Gewerkschaft nicht bekannte Beschäftigte zu einer Betriebsversammlung eingeladen. Der Verdacht liege nahe, dass diese sich mit der Geschäftsleitung abgestimmt hätten. (…) Weitere Probleme habe es mit der Übernahme der Kosten für die Schulung des Wahlvorstands gegeben. Die Geschäftsleitung habe nur ein nichtgewerkschaftliches Seminar bezahlen wollen. Verdi hatte sich daraufhin an lokale Medien gewandt, die Anfang der Woche auch über den Konflikt berichteten. Dennree antwortet nur schriftlich auf Medienanfragen und erklärte auf Nachfrage der taz: „Die Initiative von Kollegen zur Gründung eines Betriebsrats begrüßen und unterstützen wir ausdrücklich.“…“ Artikel von Beate Willms vom 10.3.2019 bei der taz online externer Link
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=147282
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