Sanierungstarifvertrag: Kaufhof will Mitarbeitern das Gehalt kürzen

Dossier

ver.di-Streik bei Galeria KaufhofDie Kaufhauskette Galeria Kaufhof verhandelt mit der Gewerkschaft Verdi über einen Sanierungstarifvertrag. Die Lage des Unternehmens sei „existenzgefährdend“, es drohten die Insolvenz und der Verlust von Tausenden Jobs, heißt es. Eigentlich war der Ausstieg aus dem Tarifvertrag beim Verkauf von Kaufhof vor zwei Jahren ausgeschlossen worden. Die Krise bei Galeria Kaufhof spitzt sich weiter zu. Die Warenhauskette drängt nach Informationen der Süddeutschen Zeitung die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi dazu, einen Sanierungstarifvertrag für die etwa 21 000 Mitarbeiter zu akzeptieren. Dazu muss der bisher geltende Einzelhandelstarifvertrag gekündigt werden. (…) Der Sanierungstarifvertrag sieht drastische Einschnitte für die Beschäftigen vor, darunter eine Kürzung der Löhne und Gehälter von drei bis fünf Prozent, die Streichung von Urlaubs- und Weihnachtsgeld für drei Jahre und eine Erhöhung der Arbeitszeit durch eine Rückkehr zur 40-Stunden-Woche…“ Artikel von Michael Kläsgen vom 10. Oktober 2017 bei der Süddeutschen Zeitung online externer Link, siehe unser Dossier: Karstadt greift nach Kaufhof. Immobilien im Visier sowie hier auch die Bestätigung durch ver.di und nun Infos zum weiteren Vorgehen:

  • Krisenstimmung bei Kaufhof. Veröffentlichung von internem Unternehmensbericht sorgt für Unruhe New
    Galeria Kaufhof steckt seit Jahren in der Krise. Entsprechend unsicher ist die Zukunft für die Beschäftigten. Am 13. April entscheidet die Tarifkommission der Gewerkschaft Verdi, ob die Beschäftigtenvertreter bei der Warenhauskette mit dem Unternehmen über den Abschluss eines sogenannten Sanierungstarifvertrags verhandeln sollen oder nicht. Zur Disposition stehen unter anderem das Urlaubs- und Weihnachtsgeld. (…) Die Reaktion des Managements auf die Krise bei Kaufhof ist die für die Kapitalseite übliche: Es soll beim Personal gekürzt werden. Deshalb versucht man nun mittels des angestrebten »Sanierungstarifvertrags«, Einschnitte bei den Löhnen und weitere Verschlechterungen für die Beschäftigten gegenüber Verdi durchzusetzen. Die Mitarbeiter sollen für das verfehlte Management den Kopf hinhalten und die Rettung des Unternehmens etwa mit dem Verzicht auf Weihnachts- und Urlaubsgeld oder gar mit dem Verlust ihrer Arbeitsplätze bezahlen. Erst im Februar hatte Galeria Kaufhof angekündigt, rund 400 der insgesamt 1.600 Stellen in der Kölner Zentrale »sozialverträglich abbauen« zu wollen. Der Konzern stellt den neuen Tarifvertrag als alternativlos dar…“ Artikel von Stefan Thiel in der jungen Welt vom 04.04.2018 externer Link
  • Galeria Kaufhof: Die Warenhauskrise kehrt zurück New
    Drohkulisse oder existenzielle Gefahr? Das Management von Galeria Kaufhof fordert Gehaltseinschnitte bei den Beschäftigten, um aus den roten Zahlen zu kommen. Einem Bericht zufolge drohe sonst die Zahlungsunfähigkeit. Die Rebellion beginnt mit lautem Scheppern. Ein Kaufhof-Betriebsrat nach dem anderen steht auf, geht vor zu einer kleinen Box und zerschlägt dort mit lautem Getöse eine Kaffeetasse mit dem Aufdruck HBC. Das Kürzel steht für Hudson’s Bay Company. Der kanadische Handelskonzern hatte Galeria Kaufhof 2015 gekauft und den Mitarbeitern zur Feier der Übernahme neue Tassen spendiert, die sie nun in einem Tagungsraum im Hotel Sauerland Stern zertrümmern. (…) Vier Monate sind seit der Tagung vergangen und die Lage hat sich seither nicht gebessert. Im Gegenteil: HBC hatte am Mittwoch erneute Umsatzeinbußen in Europa von 3,4 Prozent im wichtigen Adventsquartal bekannt gegeben. (…) So dramatisch die Worte zunächst auch klingen, sie müssen eingeordnet werden. Das interne Papier sollte offenbar dazu dienen, die Gewerkschaft Verdi und die Arbeitnehmervertreter von der Notwendigkeit zu Zugeständnissen bei den geplanten Sparmaßnahmen zu „überzeugen“, es ist also teilweise auch als Druck- und Drohkulisse zu verstehen. (…) [Eine Tarifkommission] soll nun am 13. April zum Casus Kaufhof tagen und darüber entscheiden, ob die Arbeitnehmervertreter mit dem Unternehmen überhaupt Verhandlungen über einen Sanierungstarifvertrag aufnehmen werden. Dem Ansinnen des Managements, die Gehälter der Mitarbeiter schon im Vorfeld einzufrieren und die aktuell anstehende Tariferhöhung auszusetzen, erteilte die Gewerkschaft bereits eine Absage, berichtete die WirtschaftsWoche….“ Artikel von Henryk Hielscher vom 31. März 2018 bei der WirtschaftsWoche externer Link
  • Heuschrecke am Werk. Deal mit Immobilien verursacht Krise beim Kaufhof 
    Anfang Februar wurde bekannt, dass die Kölner Zentrale des Kaufhofs in den nächsten zwei Jahren von 1 600 auf 1 200 Beschäftigte reduziert wird. Laut ver.di soll das durch Abfindungen und die „freiwillige“ Aufgabe von Arbeitsplätzen erreicht werden. Der Konzern will bundesweit keine Aushilfskräfte mehr beschäftigen. Befristete Arbeitsverträge werden nicht verlängert. Dadurch wird sich die Arbeitsbelastung für die Beschäftigten weiter erhöhen. (…) Mehrere Mitglieder der Anfang Februar gegründeten Tarifkommission äußerten sich kritisch, dass ver.di, ähnlich wie bei Karstadt, Verhandlungen über einen Tarifvertrag zur Beschäftigungssicherung aufnehmen will. „Wir müssen die Gelegenheit nutzen, unter Einbeziehung der Betriebsräte vor Ort und mit Hilfe eines Wirtschaftsgutachters die Vorhaben der Warenhausbosse prüfen und Forderungen gemeinsam mit ver.di unterbreiten“, so ein Betriebsrat aus Hamburg. Geklärt werden müsse deshalb zuerst, wohin der nordamerikanische Handelskonzern HBC die erarbeiteten Gewinne der Beschäftigten transferiere. „Das riecht schwer nach Heuschrecke“ sagte der Interessenvertreter der Belegschaft weiter.“ Artikel von Herbert Schedlbauer in der UZ vom 23. Februar 2018 externer Link
  • Krise bei Kaufhof geht weiter. Immerhin: Verkauf an Karstadt-Eigentümer René Benko bleibt Beschäftigten erspart. Doch von ihnen wird Lohnverzicht verlangt 
    Immerhin eine Sorge sind die – derzeit noch – rund 21.000 Beschäftigten der Warenhauskette Galeria Kaufhof los: Der Verkauf an die österreichische Signa-Holding des Immobilieninvestors und Karstadt-Eigentümers René Benko ist vom Tisch. Der berüchtigte Sanierer hätte möglicherweise Karstadt und Kaufhof zur Warenhaus AG fusioniert – und zahlreiche Häuser geschlossen. Die kanadische Hudson’s Bay Company (HBC), seit 2015 im Besitz von Kaufhof, wies nach gründlicher Prüfung die Offerte als zu niedrig zurück und äußerte zudem Zweifel an der Finanzierung des Geschäfts durch Signa. Benko hatte im vergangenen November insgesamt drei Milliarden Euro für Kaufhof geboten – den Löwenanteil von 2,63 Milliarden allein für die 59 Warenhausimmobilien, die im Besitz von HBC sind. Große Sorgen bereitet den Angestellten, ihren Betriebsräten und der zuständigen Gewerkschaft Verdi allerdings die Geschäftspolitik von HBC bei Kaufhof: Waren die im Herbst 2015 übernommenen 135 Filialen in Deutschland und Belgien wirtschaftlich noch kerngesund, so laufen die Geschäfte inzwischen schlecht. Umsatzrückgänge sind laut Management überall zu verzeichnen. Von den Beschäftigten fordern die HBC-Verantwortlichen in Deutschland seit Oktober 2017 erhebliche Beiträge zur Kostensenkung in Gestalt eines Tarifvertrages zur Beschäftigungssicherung, was konkret auf Lohnverzicht hinausläuft. Außerdem wurde nun der Abbau von 400 der 1.600 Stellen in der Kölner Zentrale angekündigt. (…) Unterdessen hat sich Anfang Februar die Verdi-Bundestarifkommission für Galeria Kaufhof konstituiert, der 31 Kolleginnen und Kollegen aus dem gesamten Bundesgebiet angehören. Sie verlangen eine sachliche Untersuchung der wirtschaftlichen Lage und der Zukunftsperspektiven von Galeria Kaufhof, bevor über die Aufnahme von Verhandlungen über einen Standort- und Beschäftigungssicherungstarifvertrag entschieden wird…“ Artikel von Gudrun Giese in der jungen Welt vom 13.02.2018 externer Link
  • Causa Kaufhof: Die Rolle der Prüfer
    Alles in allem zeigt das Finanzgebaren: Die Hauptakteure von HBC, Chairman Richard Baker und CEO Jerry Storch, scheinen die deutsche Tochter als Selbstbedienungsladen zu betrachten. Bezahlen sollen nun die Kaufhof-Mitarbeiter. Und Verdi soll die tarifliche Grundlage hierfür liefern…“ Artikel vom 11. Dezember 2017 beim transatlantic-journal.com externer Link
  • Kaufhof: Beschäftigte wollen nicht für Managementfehler bezahlen – Kaufhof muss ein tragfähiges Zukunftskonzept vorlegen 
    Angesichts des Antrags der Unternehmensführung von Kaufhof auf einen Beschäftigungssicherungstarifvertrag finden an etlichen Standorten an diesem Freitag (13. Oktober 2017) bundesweit nichtöffentliche Betriebsversammlungen statt, zu denen die Betriebsräte von Kaufhof eingeladen haben. Zum Teil kam oder kommt es auch schon heute zu Betriebsversammlungen. Im Vorfeld sagte ver.di-Bundesvorstandsmitglied Stefanie Nutzenberger: „Die Beschäftigten von Kaufhof wollen nicht für Managementfehler büßen…“ ver.di-Mitteilung vom 12.10.2017 externer Link
  • Rabattschlacht bei Kaufhof. Handelskonzern will Tarifbindung zerschlagen: Lohnkürzung und verlängerte Arbeitszeit vorgesehen 
    „… Der Onlinehandel mache dem Konzern zu schaffen, so dass sich der Betrieb in einer »wirtschaftlichen Notlage« befinde. Weil die »Umsatz- und Ertragsentwicklung existenzgefährdend« sei, könnten die Mitarbeiter nur vor der Kündigung bewahrt werden, wenn sie schmerzhaften Einschnitten zustimmten. Tausend Arbeitsplätze fielen weg, und viele Häuser müssten geschlossen werden, lautet das Drohszenario der Manager. Für die Beschäftigten geht es ans Eingemachte: Ihre Gehälter sollen um drei bis fünf Prozent gekürzt werden, Urlaubs- und Weihnachtsgeld soll es drei Jahre lang nicht geben, und als I-Tüpfelchen sehen die Bosse eine Erhöhung der Arbeitszeit mit der Rückkehr zur 40-Stunden-Woche vor. (…) Verdi-Bundesvorstandsmitglied Stefanie Nutzenberger erklärte, für eine mögliche Aufnahme von Verhandlungen gebe es klare Bedingungen: »Ein unabhängiger, von Verdi benannter Wirtschaftsgutachter muss die Geschäftszahlen prüfen, damit klarwird, wie es um das Unternehmen tatsächlich bestellt ist.« Für die Zukunft seien »überzeugende Konzepte« wichtig, wie der Umsatz gesteigert werden könne. Kürzungen beim Personal seien hingegen »keine nachhaltigen Lösungen«. Artikel von Simon Zeise in der jungen Welt vom 12.10.2017 externer Link
  • Galeria Kaufhof: ver.di prüft Antrag des Unternehmens auf Beschäftigungssicherungstarifvertrag
    Galeria Kaufhof will mit ver.di Verhandlungen über einen Beschäftigungssicherungstarifvertrag für die 21.000 Beschäftigten der Kaufhaus-Kette aufnehmen. „Diesen Antrag werden wir intensiv gemeinsam mit einer noch zu bildenden Tarifkommission, den Arbeitnehmergremien sowie einem Wirtschaftsgutachter prüfen und abhängig vom Ergebnis der Prüfung die entsprechenden Schritte einleiten. Die Interessen der Beschäftigten stehen dabei für uns an vorderster Stelle“, sagt ver.di-Bundesvorstandsmitglied Stefanie Nutzenberger. Sie empfiehlt den Beschäftigten, die noch nicht Gewerkschaftsmitglied sind, sich bei ver.di zu organisieren. „Die Arbeitnehmervertretungen werden alles daransetzen, dass den Kolleginnen und Kollegen im Kaufhof nicht in die Tasche gegriffen wird“, sagt Uwe Hoepfel, der Gesamtbetriebsratsvorsitzende von Galeria Kaufhof.…“ ver.di-Meldung vom 10. Oktober 2017 externer Link

Siehe zum Hintergrund:

Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=122571
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