[Otto-Versand ohne Otto-Katalog] Online-Firmen: Schöne neue Katalogwelt

Portugal: Sklavenarbeit im SupermarktIm Juli kündigte der Otto Versand das Aus seines Katalogs an. Im Dezember soll das Relikt aus der Zeit vor dem Internet zum letzten Mal verschickt werden, damit Abonnentinnen die Frühjahrs-Sommerkollektion 2019 bestaunen können. Danach wird die Bestellung ganz ins Internet verlagert, so wie es mittlerweile viele Anbieter halten. Überhaupt, Versandhandel, das klingt eher nach 1970 als nach 2018, irgendwie nach Wetten Dass und Bestell-Abenden mit der Familie am Wohnzimmertisch. Jetzt erlebt er allerdings ein Comeback unter anderem Vorzeichen. In den letzten Jahren wurden immer mehr Unternehmen gegründet, die ihre Produkte direkt über das Internet an die Kundinnen verkaufen („direct-to-consumer“, oder D2C). Sie sind weniger oder gar nicht mehr auf den klassischen Einzelhandel und Mittelsleute angewiesen (manche haben mittlerweile selbst Läden eröffnet), sondern haben den Weg ihrer Produkte von der Herstellung bis zum Versand weitgehend selbst in der Hand. (…) Dabei sind sie auf eine Heerschar von Arbeiterinnen angewiesen. Sie sind es, die die Waren produzieren und sich abmühen, die Pakete im Eiltempo auszuliefern – eine Entwicklung, die sich in den letzten Jahren noch verstärkt hat…“ Artikel von Sahra Nagel vom August 2018 bei ada externer Link, siehe dazu:

  • Vorbild Amazon. Versandhaus Otto setzt auf E-Commerce: Umsatzrekord und gleichzeitig Arbeitsplatzvernichtung. Verdi kritisiert »Profitgier« New
    „Dank der Coronapandemie brummt das Geschäft der Otto GmbH und Co. KG. Laut den Ende März präsentierten Jahreszahlen 2020 konnte der Umsatz im elften Jahr in Folge gesteigert werden – und zwar um satte 30 Prozent auf 4,5 Milliarden Euro. Rund 3,7 Millionen Neukunden wurden im Jahresverlauf registriert. Mittlerweile umfasst die Kundendatenbank des Hamburger Unternehmens mehr als zehn Millionen Datensätze. Der »Traffic im Shop« habe sich sogar um 40 Prozent gesteigert. Natürlich hatten Anbieter von Onlineshopping im vergangenen Jahr angesichts der Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie – insbesondere der Schließungen im Einzelhandel – leichtes Spiel. (…) Wer annahm, der Konzern wird angesichts des Booms expandieren und neue Arbeitsplätze schaffen, hat sich getäuscht. Vielmehr will die Geschäftsführung durch Entlassungen die Kosten senken und die Profite weiter nach oben treiben. Vorbild ist der globale Marktführer Amazon. Statt Onlinehändler will man künftig eine »wettbewerbsfähige Plattform« sein. Soll heißen, Otto stellt künftig vor allem die Technik bereit, auf der dann Fremdanbieter ihre Produkte an den Kunden bringen können. Derzeit hat der Konzern nach eigenen Angaben bereits mehr als 1.000 »aktive Partner« und geht vor dem Hintergrund bedeutender technischer Fortschritte davon aus, dass die Zahl »in den kommenden Monaten deutlich weiterwachsen wird«. Das setzt Kahlschlagspotentiale zu Lasten der eigenen Beschäftigten frei: Wie die Tageszeitung (Taz) am vergangenen Mittwoch berichtete, soll am Dienstag im Rahmen einer virtuellen Betriebsversammlung unter dem Projektnamen »New« eine große Umstrukturierung vorgestellt werden. Geplant sei, erste Abteilungen bereits im laufenden Jahr zu schließen. Leicht kündbare Studierende mit Werkverträgen werden bereits zum bevorstehenden Semesterende vor die Tür gesetzt. Nach Taz-Informationen sollen künftig Jahr für Jahr Kosten in Höhe von mindestens 50 Millionen Euro eingespart werden. 400 Vollzeitstellen sollen wegfallen. Weitere Details dürften bald folgen. Bereits im vergangenen Herbst war Otto nach der Ankündigung in die Kritik geraten, das Hamburger Retourenzentrum schließen und in diesem Zuge 840 Arbeitsplätze vernichten zu wollen. In den Jahren zuvor hatten die Beschäftigten des Standorts auf bis zu zwölf Prozent ihres Tariflohns verzichtet, um ebendiese Schließung zu verhindern. Doch die Retouren im osteuropäischen Ausland abwickeln zu lassen ist eben noch billiger…“ Artikel von Steffen Stierle in der jungen Welt vom 12. April 2021 externer Link
  • Stellenabbau beim Versandkonzern: Otto will deutsches Amazon werden 
    Der größte Versandhändler in Deutschland, die Otto GmbH, verbucht Rekordumsatz. Den nutzt das Unternehmen, um Arbeitsplätze abzubauen. ie ist eine der großen Coronagewinnerinnen: Die Otto GmbH & Co KG – der frühere Otto-Versand – mit über 5.620 Beschäftigten größer deutscher Onlinehändler mit Stammsitz in Hamburg. Die zahlreichen Lockdowns bescherten dem Unternehmen Rekordumsätze und einen nie da gewesenen Kundenboom. Doch wer glaubt, durch den Unternehmensaufschwung würden neue Arbeitsplätze entstehen, der irrt. Otto will den Schwung für eine Umstrukturierung nutzen externer Link, die Kosten in Milliönenhöhe und Hunderte Arbeitsplätze einsparen soll. Nach Informationen der taz werden erste Abteilungen bereits in diesem Jahr geschlossen; Stu­den­t*in­nen mit Werkverträgen, die leicht kündbar sind, wurden bereits zum bevorstehenden Semesterende vor die Tür gesetzt. Doch das ist nur der Anfang. Unter dem Projektnamen „New“ will die Otto-Gruppe bis 2023 einen Rationalisierungsplan durchboxen, mit dem sie – nach internen Firmenunterlagen, die der taz vorliegen – jährlich mindestens 50 Millionen Euro Kosten einspart. Dabei ist vom Wegfall von bis zu 400 Vollzeitstellen die Rede. Auf einer digitalen Betriebsversammlung sollen die Rahmendaten von „New“ am kommenden Dienstag erstmals auch der Otto-Belegschaft vorgestellt werden. Die Gewerkschaft Ver.di ist alarmiert: „Otto gehört zu den großen Gewinnern der Coronakrise. Das verdankt der Konzern in erster Linie den Beschäftigten“, betont die Hamburger Verdi-Fachsbereichsleiterin Handel, Heike Lattekamp, und ergänzt: „Wenn dort jetzt tatsächlich über Personalabbau nachgedacht wird, zeugt dies von Profitgier und einer fehlenden sozialen Verantwortung gegenüber den Mitarbeiter*innen in der Konzernführung. Mit hanseatischem Respekt hat das nichts mehr zu tun.“ (…) Ein Teil der so generierten Gewinne könnte den Mit­ar­bei­te­r*in­nen direkt zugutekommen: als Abfindungen. Denn statt personell aufzustocken, plant das Unternehmen, so heißt es in einer Firmenmitteilung, den „2018 begonnenen Umbau vom Online-Händler zur wettbewerbsfähigen Plattform mit einem stetig wachsenden Markenangebot konsequent fortsetzen“. „Vom Online-Händler zur Online-Plattform“ heißt die Devise. Im Klartext: Otto plant den Angriff auf Amazon. (…) Um auch preislich mit Amazon konkurrenzfähiger zu werden, soll der Otto-Personalkörper radikal „verschlankt“ werden. Das Sparkonzept mit dem Namen „New“ löst unter den Otto-Mitarbeiter*innen große Unruhe aus. Die Verunsicherung ist immens. Denn noch ist unklar, welche Abteilungen geschlossen oder zusammen­gelegt werden, welchen Mit­ar­bei­te­r*in­nen es an den Kragen geht. „Keine*r der Beschäftigten weiß, ob er oder sie hier im nächsten Jahr noch arbeitet“, berichtet ein Mitarbeiter aus der mittleren Management-Ebene der taz…“ Artikel von Marco Carini vom 7.4.2021 in der taz online externer Link
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=136722
nach oben