[Proteste am 24. April 2018] Kein Award für Ausbeutung – BILD belobt Bezos: wir stellen uns quer! Make amazon pay!

Dossier

[Proteste am 24. April 2018] Kein Award für Ausbeutung – BILD belobt Bezos: wir stellen uns quer! Make amazon pay!Am 24. April 2018 veranstaltet der Axel-Springer-Verlag eine Sause der besonderen Art. Zu Gast ist der mittlerweile reichste Mann der Welt, Jeff Bezos, Eigentümer des international agierenden Onlinehandelskonzern Amazon. An Abend des 24. April soll Jeff Bezos den Springer-Award für sein „visionäres Geschäftsmodell“ erhalten externer Link. „Der Internationale Gewerkschaftsbund (IGB) hat den Amazon-Gründer Jeff Bezos im Jahr 2014 zum schlimmsten Chef des Planeten gekürt; ausgerechnet der Springer-Verlag, Dachverband für Deutschlands bekannte Hetzblätter wie der „BILD“-Zeitung, will ihn am 24. April in Berlin für sein „visionäres Geschäftsmodell“ auszeichnen. Dieses Geschäftsmodell hat eine wesentliche Grundlage: Die Ausbeutung von Arbeitskräften wird mit System organisiert. In Amazons Logistik-Zentren werden die Beschäftigten über Handscanner in ihren Arbeitsschritten kontrolliert, mit „Feedback”-Gesprächen durch Vorgesetzte eingeschüchtert und zu noch höherem Arbeitstempo und Wettbewerb getrieben. Solche Arbeitsbedingungen sind krank und machen krank. (…) Am 24. April geht es in die nächste Runde des Protests: Beschäftigte von Amazon kommen nach Berlin, um gegen diese zynische Preisverleihung zu protestieren und ihrem Chef höchstpersönlich „Feedback” zu geben. Wir wollen gemeinsam mit ihnen gegen diese Preisverleihung und das “Modell” Amazon demonstrieren. Am Di, 24. April 2018 um 18 Uhr, vor dem Axel-Springer-Hochhaus, Berlin Kreuzberg (Axel Springer Str 65)“ Aus der gemeinsamen Erklärung die beim ersten Vorbereitungstreffen gegen die Springer-Bezos-Gala in Berlin verabschiedet wurde, dokumentiert am 21.3.2018 bei Make Amazon pay externer Link, dort weitere Informationen, siehe nun auch Berichte:

  • [Redetext eines Arbeiters] Ich bin ein unter Amazon leidender Mitarbeiter New
    Ich bin ein unter Amazon leidender Mitarbeiter. Sei 2 Jahren arbeite ich da. Bei uns gibt es jeden Tag eine Veränderung, so dass wir alle langsam denken, ob wir Arbeiter oder Versuchskaninchen sind, ob wir uns in einem Labor oder in einem Arbeitslager befinden. Aber was immer unverändert bleibt, das sind: Mindestlöhne, unbezahlte Überstunden und endlose Schikanen. Seitdem ich in Amazon arbeite, beschäftigen mich zwei Fragen zutiefst: 1. Wie kann der reichste Mann der Welt der schlimmste Chef des Planeten sein? 2. Wie kommt es, dass wir mehr Steuern zahlen als der reichste Mann? Die Antwort: weil sie uns ohne Ende beklauen…“ Rede bei der Kundgebung am 24.4.2018 in Berlin dokumentiert bei labournet.tv externer Link – statt Nahles
  • Widerstand gegen das Modell Amazon. „Der Protest gegen die Preisverleihung an Amazon-Boss Bezos zeigt, wie außerbetriebliche Linke, Beschäftigte und Gewerkschaften zusammenarbeiten können New
    „… Viele der Beschäftigten trugen Fahnen oder Westen, auf denen die Logos ihrer Gewerkschaften zu lesen waren. Viele der Kollegen aus den Amazon-Standorten Bad Hersfeld, Leipzig und anderen Orten sind in der Dienstleistungsgewerkschaft verdi organisiert. Die Kollegen vom polnischen Amazon-Standort Poznań sind Mitglieder der anarchosyndikalistische Basisgewerkschaft Workers Initiative (IP) die nicht zu den Bündnispartnern von verdi gehört. Es war schon eine Premiere, dass die Kollegen der unterschiedlichen Gewerkschaften nicht nur gemeinsam demonstrierten, ein IP-Kollege hielt auch einen kurzen Redebeitrag auf der Bühne vor dem Springerhaus. Es ist ein Erfolg der außerbetrieblichen Amazon-Solidarität, dass der Kontakt zwischen der IP und den Beschäftigten in mehreren Amazon-Standorten in Deutschland zustande gekommen ist. In Leipzig unterstützen linke Gruppen bereits seit fünf Jahren die Beschäftigten des dortigen Amazon-Standortes bei ihrem Kampf um einen Tarifvertrag und bessere Arbeitsbedingungen. Auch das Leipziger Streiksolidaritätsbündnis ist Teil von Make Amazon Pay. (…) Die gemeinsame Aktion war ein großer Erfolg und ging natürlich nicht ohne Spannungen ab. Der Grund liegt in den unterschiedlichen politischen Logiken einer Großgewerkschaft wie Verdi und der außerbetrieblichen Linken. Das zeigte sich, nachdem erst kurzfristig bekannt geworden war, dass die Dienstleistungsgewerkschaft die frischgekürte SPD-Vorsitzende Nahles als Rednerin engagierte. Die aber war kaum zu verstehen und musste nach 2 Minuten abtreten, weil ihr die Parole „Hartz IV – das wart ihr“ entgegenschlug. Natürlich waren die Verdi-Funktionäre davon nicht begeistert. Doch ein Großteil der Beschäftigten mochte nicht für Nahles Partei ergreifen. So hatte das Bündnis die Gratwanderung bestanden, sich nicht einfach der Verdi-Agenda unterzuordnen, die eine Rednerin aus dem Hut zauberte, von der klar war, dass sie für die außerparlamentarische Linke eine Provokation ist. Der aber gelang es, den Protest gegen den Nahles-Auftritt so zu dosieren, dass dadurch keine Spaltung unter den Demo-Teilnehmern entstand. So ging die Rede des verdi-Vorsitzenden Bsirske ohne Zwischenrufe über die Bühne. Die Proteste machten damit auch gut deutlich, dass eine Kooperation zwischen so unterschiedlichen Gruppen möglich ist, wenn die Grenzen beider Seiten berücksichtigt werden…“ Artikel von Peter Nowak vom 25. April 2018 bei telepolis externer Link
  • Make amazon Pay-Aktionstag zieht hunderte Menschen in die Innenstadt. “Hartz4, das wart ihr”-Rufe für Nahles 
    1000 Menschen bei Kundgebung. Internationales Bündnis setzt Zeichen gegen Amazon-Chef Jeff Bezos (…) Nach der Auftaktkundgebung am Oranienplatz ging es unter lautstarken internationalen Parolen zum Axel Springer Hochhaus. Dort sollte die Preisverleihung stattfinden. (…) Auf der Kundgebung vor dem Veranstaltungsort redeten Beschäftigte der unterschiedlichen Standorte, an denen Verdi gestreikt hatte, um ihre Solidarität mit dem Protest zu bekunden. Auch die internationalen Gäste äusserten sich zu den erbärmlichen Arbeitsbedingungen der Amazon Standorte ihrer Heimatländer. Das Make amazon Pay Bündnis thematisierte in seiner Rede auch die gesellschaftlichen Grundlagen der verschärften Ausbeutung bei Amazon. (…) Eine spezielle Würdigung erhielt die frisch gekürte SPD-Vorsitzende Andrea Nahles für ihren Auftritt. Sie wurde begrüßt mit lauten “Hartz4, das wart ihr” Rufen begrüsst und musste ihre Rede nach 2 Minuten abbrechen…“ Pressemitteilung vom 25. April 2018 vom und bei Make Amazon Pay externer Link
  • [Bericht und Bilder von ver.di] Amazon-Beschäftigte vereint 
    50 Jahre 68er-Revolte, 5 Jahre Arbeitskampf bei Amazon – was hat das miteinander zu tun? Eine ganze Menge, wie einige hundert Amazon-Beschäftigte aus Deutschland, Polen, Italien und Spanien an diesem 24. April vor dem Axel-Springer-Verlag an der Rudi-Dutschke-Straße in Berlin-Kreuzberg demonstrieren. Vor 50 Jahren skandierte die Apo, die außerparlamentarische Opposition: „Der Hauptschuldige sitzt in der Kochstraße“, wie die Rudi-Dutschke-Straße damals noch hieß. Die revoltierenden Studierenden machten Springer und sein Boulevard-Flaggschiff, die BILD-Zeitung, für den Schuss auf den Studentenführer Dutschke verantwortlich. Heute sitzen gleich zwei Schuldige in dem Verlagshaus. Wieder ist es der Verlag, der sich schuldig macht, weil er den diesjährigen Axel-Springer-Award an den Amazon-Chef Jeff Bezos verleiht. (…) Seit einer Woche sind die Amazon-Beschäftigten noch aufgebrachter, weil Bezos ihnen nun auch noch die Aktien streicht, die sie sonst einmal im Jahr zum Lohn dazu bekommen haben. Zuletzt waren es Aktien im Wert von 950 Euro. „Die Aktie war ein wichtiger Bestandteil unseres Lohns“, sagt Jens Brumma. „Wir haben davon Rechnungen, Versicherungen oder eine Reparatur bezahlt.“ Doch jetzt sind die Amazon-Aktien so im Wert gestiegen, dass schon eine Aktie die Steuern der Beschäftigten so hochtreiben, dass sie am Ende einen geringeren Nettolohn haben. Deshalb sollen sie jetzt mit einem der nächsten Gehälter nur noch den Wert einer halben Aktie bekommen. Da bleibt dann netto nichts mehr für die Extra-Ausgaben übrig. (…) Ein spanischer Amazon-Beschäftigter fordert auf der Bühne einen Streik in ganz Europa. Bei ihnen hätten sich am 21. März beim ersten Streik 95 Prozent der Beschäftigten beteiligt. „Aber ein Amazon-Lager allein richtet nichts aus gegen den Giganten.“ Ein Pole berichtet, dass sie im produktivsten Amazon-Lager Europas arbeiten, aber die niedrigsten Löhne in Europa bekämen. Nur ein Viertel von dem, was die Kolleg/innen in Deutschland bekommen. „In Polen wird so ein Ort, in dem wir arbeiten, Arbeitslager genannt“, sagt der Amazon-Beschäftigte aus Poznan…“ Bericht und Bilder vom 24. April 2018 von Petra Welzel bei ver.di externer Link
  • Amazon-Beschäftigte protestieren gegen die Verleihung des Axel-Springer-Awards an Jeff Bezos 
    Mehrere hundert Amazon-Beschäftigte aus sechs deutschen Standorten wollen am Dienstag (24.4.) vor dem Springer-Haus in Berlin gegen die Verleihung des Axel Springer Awards 2018 an Amazon-Chef Jeff Bezos protestieren. Zu der Aktion aufgerufen hat die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di). Unterstützt wird sie von der globalen Gewerkschaftsföderation UNI, Delegationen Amazon-Beschäftigter aus Polen und Italien. Beschäftigte aus Spanien, Frankreich und den USA zeigen sich solidarisch mit der Aktion. Der Axel-Springer-Award ist eine jährlich vergebene Auszeichnung, mit der das Medienhaus „herausragende Persönlichkeiten, die außergewöhnlich innovativ sind, neue Märkte schaffen und Märkte verändern, Kultur formen und sich ihrer gesellschaftlichen Verantwortung stellen“, auszeichnen will. (…) An den deutschen Standorten des weltweit größten Internet-Händlers finden seit Jahren immer wieder Streiks zur Durchsetzung eines Tarifvertrages statt. Inzwischen ist ver.di flächendeckend durch eine steigende Zahl von Mitgliedern vertreten. An den meisten Standorten vertreten Betriebsräte die Interessen der Belegschaft im Unternehmen. Auch heute gab es wieder Streiks an den Standorten Leipzig, Werne und Rheinberg.“ ver.di-Meldung vom 23.04.2018 externer Link, siehe auch: Amazon Beschäftigte aus NRW besuchen Jeff Bezos externer Link und Leipzig: Streik bei Amazon wird bis Mittwochabend fortgesetzt – Amazon Beschäftigte protestieren gegen Preisverleihung des Springer Awards an Jeff Bezos in Berlin externer Link
  • Jeff Bezos bekommt ein Feedback: AktivistInnen laden zum Protest gegen den Arbeitgeber Amazon. Anlass: der Springer Award für CEO Bezos 
    Für den 24. April rufen linke Gruppen, soziale Initiativen und Gewerkschaften zu Protesten vor dem Springer-Haus in Kreuzberg auf. Es handelt sich aber nicht um ein APO-Revival nach 50 Jahren: Der Unmut richtet sich gegen die Verleihung des Springer Award 2018 an Amazon-Chef Jeff Bezos, dem auch die Washington Post gehört. (…) Diese Kritik teilen Beschäftigte an den Amazon-Standorten Bad Hersfeld und Leipzig, die seit Jahren für bessere Arbeitsbedingungen kämpfen. Ein Teil von ihnen kommt mit dem Bus nach Berlin. Bereits um 16 Uhr wollen sich die Amazon-KritikerInnen am Oranienplatz treffen, um zum Springer-Hochhaus zu ziehen. Dort will das Netzwerk Attac um 17.30 Uhr gegen Amazon als Pionier der Steuervermeidung protestieren und Vorschläge für die Schließung der Steuerschlupflöcher vorstellen. Im Anschluss gehört die Bühne Beschäftigen aus verschiedenen europäischen Amazon-Standorten. Der kämpferische Bad Hersfelder Amazon- Betriebsrat Christian Krähling gehört ebenso dazu wie GewerkschafterInnen aus Poznan und Wrocław, die sich ebenfalls seit Jahren für höhere Löhne und gegen Arbeitshetze und Überwachung engagieren…“ Artikel von und bei Peter Nowak aus der taz vom 23. April 2018 externer Link
  • Der Amazon-Gründer Jeff Bezos erhält den »Axel-Springer-Award«: Der Preis ist heiß
    »An Evening for Jeff Bezos« heißt die Veranstaltung, die der Springer-Konzern am 24. April in Berlin ausrichten will. An diesem Tag soll der Gründer des Amazon-Konzerns und Eigentümer der Washington Post den »Axel-Springer-Award« 2018 erhalten. »Mit der Auszeichnung würdigt Axel Springer sein visionäres Unternehmertum in der Internetwirtschaft sowie die konsequente Digitalisierungsstrategie der 140jährigen US-Traditionszeitung«, heißt es in der Pressemitteilung des Verlags. Die Laudatio auf den Preisträger soll John Elkann, der Verwaltungsratspräsident des Fiat-Konzerns, halten. Doch auch die zahlreichen Kritiker des Geschäftsmodells von Amazon werden sich am 24. April zu Wort melden. Das Bündnis »Make Amazon Pay« (MAP) will den Abend nutzen, um die schlechten Arbeitsbedingungen, Tarifflucht und Gewerkschaftsfeindlichkeit bei dem Unternehmen anzuprangern. »Das Zukunftsmodell von Amazon heißt: keine Tarifverträge, Lohndruck und prekäre Jobs, Arbeitshetze und permanente Überwachung. Das ist nicht unsere Zukunft!« sagte die MAP-Sprecherin Maria Reschka der Jungle World. Der Internationale Gewerkschaftsbund (IGB) hat Bezos bereits 2014 einen Negativpreis für Ausbeutung der Mitarbeiter verliehen. Der 54jährige ist dem Magazin Forbes zufolge mit einem geschätzten Vermögen von etwa 130 Milliarden US-Dollar der reichste Mensch der Welt. Das Bündnis »Make Amazon Pay« war vergangenes Jahr erstmals an die Öffentlichkeit getreten, um den Kampf der Amazon-Beschäftigten für einen Tarifvertrag zu unterstützen. Mit einer Aktionswoche rund um den »Black Friday« im November, der von Amazon als Schnäppchentag beworben wurde, blockierten einige Hundert Aktivisten eine Versandhalle im Westen Berlins. Auch an verschiedenen Amazon-Standorten gab es Proteste. In dem Bündnis haben sich Beschäftigte des Unternehmens gemeinsam mit Gruppen der außerparlamentarischen Linken wie dem »Ums Ganze«-Bündnis organisiert. In Leipzig unterstützen linke Gruppen bereits seit fünf Jahren die Beschäftigten des dortigen Amazon-Standortes bei ihrem Kampf um einen Tarifvertrag und bessere Arbeitsbedingungen. Auch das Leipziger Streiksolidaritätsbündnis ist Teil von MAP. Beim ersten Vorbereitungstreffen für die Proteste am 24. April waren zudem Gewerkschaftler aus Deutschland und Polen anwesend. Diese transnationale Kooperation, die bei einem global agierenden Konzern wie Amazon notwendig ist, um einen Arbeitskampf zu gewinnen, ist auch ein Verdienst der außerbetrieblichen Amazon-Solidarität….“ Beitrag von Peter Nowak bei Jungle World 2018/14 vom 5. April 2018 externer Link
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=130305
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