Beutet die Meyer-Werft rumänische Mitarbeiter aus?

Dossier

IG Metall: Schluss mit Mehrklassengesellschaft im BetriebDer Papenburger Meyer Werft wird vorgeworfen, rumänische Mitarbeiter auszubeuten. Der Arbeitgeber habe bei dubiosen Abrechnungen unter anderem Urlaubs- und Krankengeld einbehalten und Arbeiter in einer schimmeligen Sammelunterkunft untergebracht. Das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ hatte zuvor über einen rumänischen Mitarbeiter der Werkvertragsfirma berichtet, der sich über Arbeitszeiten von bis zu 15 Stunden täglich beklagt hatte. Das Subunternehmen habe bei dubiosen Abrechnungen unter anderem Urlaubs- und Krankengeld einbehalten und Arbeiter in einer schimmeligen Sammelunterkunft untergebracht. (…) Der Chef der IG Metall Papenburg-Leer, Thomas Gelder, sagte, dass es für die Gewerkschaft in der Vergangenheit nahezu unmöglich gewesen sei, Zugang zu den Werkarbeitern aus Osteuropa zu bekommen. „Wir würden es für sehr konstruktiv halten, wenn man die Task-Force wieder aktiviert“, sagte Gelder. Die Task Force war eine Reaktion der Werft auf den Tod zweier osteuropäischer Werkarbeiter in ihrer Unterkunft im Jahr 2013 (…) Auch der neue Betriebsratsvorsitzende der Meyer Werft, Nico Bloem, forderte, die Task-Force und die Arbeitsgruppe „Werkverträge“ wieder einzusetzen… “ dpa-Meldung vom 3.04.2018 bei Schaumburger Nachrichten online externer Link, siehe dazu auch:

  • Stammpersonal vs. Leiharbeiter – dieser Konflikt spaltet die Meyer-Werft New
    Geschäftsführung und Betriebsrat streiten vor Gericht über Arbeitszeit und Geld in der Corona-Zeit. Die Stammbelegschaft fürchtet, in noch größerer Zahl durch Leiharbeiter ersetzt zu werden. Das Management umtreibt derweil eine andere Sorge. (…) Auf der Meyer Werft im niedersächsischen Papenburg, die für ihre Kreuzfahrtschiffe bekannt ist, gelten strikte Regeln. Die Geschäftsleitung will so die Verbreitung des Coronavirus bei Deutschlands größtem Schiffsbauer eindämmen. Aktuell gibt es einen Infizierten, fünf Beschäftigte in Quarantäne sowie 134 Rückkehrer aus der Isolation. Doch unter vielen der rund 3600 festangestellten Mitarbeiter ist das Coronavirus nicht die einzige Sorge – sondern vielmehr, was ökonomisch daraus folgt. Sie fürchten, in Zukunft noch stärker durch billigere ausländische Leiharbeiter ersetzt zu werden, weil der Kostendruck mit der Krise steigen wird. Der Streit spaltet die Firma. (…) Nach Informationen von WELT treffen Geschäftsführung und Betriebsräte der Werft gerade vor Gericht aufeinander. Strittig ist, wie die Arbeiter am Werftstandort Papenburg in der Corona-Krise weiterarbeiten und ob sie möglicherweise in die Kurzarbeit übergehen können. (…) Hinter dem Streit steckt ein tief verwurzeltes Misstrauen der rund 3600 festangestellten Arbeiter gegenüber den Eigentümern und deren Einsatz von fast ebenso vielen Leih- und Fremdarbeitern. Sie kommen zu rund 80 Prozent aus dem Ausland, etwa aus Estland, Rumänien oder Polen. Im Emsland leben sie meist in engen Unterkünften und werden mit Kleinbussen zur Arbeit gefahren. Patriarch Meyer argumentiert damit, dass die Werft den Lohnkostenvorteil brauche, um im internationalen Wettbewerb mithalten zu können. Doch in unsicheren Zeiten wie diesen fürchten die Stammmitarbeiter um ihre vergleichsweise teuren Jobs. Vordergründig geht es um Arbeitszeit und Geld. Während der Corona-Krise möchte der Betriebsrat die Belegschaft aufteilen und im wöchentlichen Wechsel arbeiten lassen. Der Stundenausgleich für den Lohn soll aus dem Arbeitszeitkonto fließen. Danach soll es Kurzarbeitergeld geben. Die Geschäftsleitung dagegen will mit voller Personalstärke bei geringfügig weniger Stunden weiterarbeiten und Arbeiter über ein Schichtmodell aufteilen. (…) Ein Punkt dabei ist, dass ausländische Werksvertragsarbeiter in der Regel in Deutschland keinen Anspruch auf Kurzarbeitergeld haben. Wenn das Werftmanagement sie also nicht weiterbeschäftigen würde, bestünde die Gefahr, dass sie in ihre Heimatländer zurückkehrten. Denkbar wäre, dass Meyer sie anders als die Stammbelegschaft weiterarbeiten lässt – und später mit ihnen Teile der festangestellten Belegschaft ersetzt, wenn Kreuzfahrtreedereien Schiffe abbestellen sollten, heißt es in Arbeitnehmerkreisen. „Es kann nicht sein, dass in dieser Zeit immer noch neue Fremdfirmen auf die Werft kommen“, sagt Betriebsratschef Nico Bloem. Der junge Gewerkschafter verlangt stattdessen, die Fremdarbeit zu verringern. Zudem fordert er, dass das Unternehmen ein mögliches Kurzarbeitergeld freiwillig aufstocken soll…“ Artikel von Birger Nicolai vom 15.04.2020 in der Welt online externer Link
  • Meyer Werft: Lohndumping bei Subunternehmer? 
    „Ein Dienstleister der Meyer Werft soll osteuropäische Mitarbeiter ausgebeutet und um ihren Lohn gebracht haben. Die Staatsanwaltschaft Osnabrück hat beim Amtsgericht in Papenburg Antrag auf Strafbefehl gegen den Chef der Firma gestellt, wie NDR 1 Niedersachsen berichtet. Bereits im vergangenen Jahr hatte es Vorwürfe gegen das Subunternehmen aus Berlin gegeben. Die Werft ließ die Vorwürfe von einer renommierten Kanzlei untersuchen. Das Ergebnis: Sie ließen sich nicht belegen. Doch die Staatsanwaltschaft Osnabrück sieht das offenbar anders. (…) Die Meyer Werft äußert sich aktuell zu dem Fall nicht, da es sich um ein laufendes Verfahren handele, sagte ein Sprecher. Maximilian Schmidt von der Beratungsstelle Arbeit und Leben wird da deutlicher: „Die Nachfrage an Beratung in Sachen Arbeitnehmerrechte hat im Umfeld der Meyer Werft nicht abgenommen.“ Der aktuelle Fall weise darauf hin, dass es nach wie vor Probleme gebe. Der Betriebsrat sieht das ähnlich und fordert Aufklärung.“ Beitrag von Christina Gerlach vom 10. September 2019 beim NDR externer Link mit kurzem Video
  • Wieder Missstände bei Werkvertragsarbeit auf der Meyer-Werft: Wehe, einer wehrt sich 
    Vor gut fünf Jahren starben zwei rumänische Wanderarbeiter bei einem Brand in ihrer menschenunwürdigen Unterkunft. Sie waren mit einem Werkvertrag auf der Meyer-Werft in Papenburg eingesetzt. Jetzt gibt es wieder Berichte über den skandalösen Umgang mit Werkvertragsarbeitnehmern. Nur selten wenden sich die Arbeiter aus Rumänien, Bulgarien oder anderen südosteuropäischen Ländern an die Beratungsstelle für mobile Beschäftigte in Oldenburg. Obwohl viele von ihnen allen Grund dazu hätten. Aber viele haben weder die Zeit noch den Mut dazu. Sie leisten als Schweißer bis zu zehn Stunden an sechs bis sieben Tagen die Woche Schwerstarbeit auf der Meyer-Werft, werden abends todmüde in Bussen zum Schlafen in ihre Sammelunterkünfte geschafft und am nächsten Morgen früh wieder abgeholt. Außer zum Arbeiten und Schlafen lässt der Tag für nichts Raum. Wer den Mut hat, sich direkt bei seinem Arbeitgeber zu beschweren, muss damit rechnen, seinen Job los zu sein. (…) Für die IG Metall ist es schwer, den Menschen zu helfen. „Wir bieten an, sie zu beraten. Aber sie werden völlig von den Stammbeschäftigten isoliert und auch wir kommen kaum an sie ran“, sagt Ursula Wentingmann. Hilfe scheitert auch schon an der Sprache. (…)“Ich denke, es liegt daran, dass die Kolleginnen und Kollegen von ihren Chefs unter Druck gesetzt werden“, sagt Nico Bloem, der Betriebsratsvorsitzende auf der Meyer-Werft. „Ihnen wird erklärt, dass sie sich nicht an den Betriebsrat und die IG Metall wenden sollen. Sie haben Angst, sich zu melden. Das müssen wir durch Aufklärungsarbeit ändern.“ Der 24-Jährige ist noch nicht lange im Amt. 2013 war er noch nicht an den Verhandlungen beteiligt. Er sagt, dass zwar für die Arbeitsbedingungen in erster Linie die Subunternehmen zuständig sind. „Aber wenn ein Subunternehmen generell Mist baut, erwarte ich, dass Konsequenzen gezogen werden und es keine Verträge mehr bekommt.“ Die Werft sieht Bloem jedoch auch in der Verantwortung. Sie müsse aufklären und dafür sorgen, dass die Subunternehmen ihre Arbeitnehmer nicht unter Druck setzen, wenn sie sich über ihre Rechte informieren wollen und Rat und Hilfe suchen. Bloem sorgt sich nicht nur um die direkt Betroffenen, sondern sieht auch die „große Gefahr, dass Stammbeschäftigte, Leih- und Werkvertragsarbeitnehmer gegeneinander ausgespielt werden und letztere missbraucht werden, um niedrigere Lohn- und Arbeitsstandards durchzudrücken.“ Darunter hätten dann alle Beschäftigten zu leiden…“ Beitrag der IG Metall vom 08.08.2018 externer Link
  • Meyer Werft: Werkverträgler weiter verunsichert 
    Auf der Meyer Werft arbeiten weiterhin osteuropäische Werkvertragsarbeiter unter prekären Bedingungen. Sie sind dort ohne Arbeitsverträge und gültige Krankenversicherung tätig.“ Video der NDR-Aktuell-Sendung vom 13.07.2018 externer Link
  • Meyer Werft arbeitet weiter mit Subunternehmer
    Die Meyer Werft aus Papenburg will nach der Prüfung von Vorwürfen die Zusammenarbeit mit einem umstrittenen Subunternehmer vorerst fortsetzen. Ein früherer Mitarbeiter der Werkvertragsfirma hatte Anfang April im Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ von unhaltbaren Zuständen berichtet, darunter Arbeitszeiten von täglich bis zu 15 Stunden, dubiose Abrechnungen, Einbehaltungen von bis zu 50 Prozent des Lohnes sowie Nichtauszahlungen von Urlaubs- und Krankengeld. Die Meyer Werft hatte daraufhin angekündigt, die Vorwürfe restlos aufklären zu wollen und dafür die Düsseldorfer Rechtsanwaltskanzlei Freshfields Bruckhaus Deringer mit der Überprüfung der Vorwürfe beauftragt. Auch Zoll und Staatsanwaltschaft ermitteln in der Angelegenheit…“ NDR-Beitrag vom 13.07.2018 externer Link
  • Ausgebeuteter Werftarbeiter in Papenburg: Der Schiffbruch des Constantin Naidin
    Constantin Naidin kommt nach Deutschland, um auf der Meyer-Werft Kreuzfahrtschiffe zu bauen. Er wird schlecht bezahlt und übel behandelt. Hier ist seine Geschichte…“ Artikel von Nils Klawitter vom 4.04.2018 beim Spiegel online externer Link – kostenpflichtig!
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=130145
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