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Pflege: „Keine Zeit für Menschlichkeit“ / Wo bleibt der Aufstand?

Die perfekte Pflegerin hat 10 Hände...Zu wenig Personal, Zeitdruck und dazu immer die Angst, wegen dieser Arbeitsbedingungen lebensgefährliche Fehler zu machen: ZEIT ONLINE hat Krankenschwestern und Krankenpfleger in deutschen Kliniken gefragt, was sie in ihrem Beruf am stärksten belastet. Fast 3.000 Pflegende haben geantwortet und ihre Situation geschildert. Der Personalmangel führe dazu, dass selbst der minimale Grundsatz „satt, sauber, schmerzfrei“ oft nicht mehr zu gewährleisten sei. Davon, Kranken und ihren Angehörigen in der belastenden Situation beizustehen, sie zu beraten und ihnen zuzuhören, könne längst keine Rede mehr sein. Viele sind zudem der Meinung, dass das Gesundheitssystem die falschen Anreize setzt. Sie fühlen sich ausgenutzt und dazu gezwungen, ihre Ideale zu verraten. Sie fürchten, dass die Patienten mehr Leid als Hilfe erfahren. Im Folgenden dokumentieren wir ausgewählte Antworten unserer Leserinnen und Leser…“ Artikel von Kai Biermann vom 27. Februar 2018 bei der Zeit online externer Link mit einer Auswahl der Antworten. Siehe auch die Auswertung und nun einen schönen Kommentar:

  • Krankenpflege: Dann streikt doch endlich New
    Warum sind viele Krankenschwestern und Pfleger so frustriert? Es liegt am Geld, am Personal selbst – und daran, dass niemand festlegt, wie gute Pflege aussehen soll. Wenn ein Krankenhaus eine Autofabrik wäre, dann wäre vieles einfacher. Dann könnten Krankenschwestern und Pfleger einfach streiken. Wenn nötig wochenlang. Beispielsweise dafür, dass alle Stationen angemessen besetzt werden, auch abends und nachts. Oder dafür, dass Kliniken so viel Personal einstellen müssen, bis niemand mehr an seinem freien Tag einspringen muss, weil wieder eine Schicht ausgefallen ist. Wenn Kliniken Autofabriken wären, dann könnten Pflegekräfte wie Metaller auftreten. Doch Patienten sind Menschen, Krankenschwestern und Pfleger sind es auch. Von letzteren möchte niemand im Angesicht von Kranken und Leidenden streiken. Jedenfalls nicht mit der Konsequenz, die nötig wäre, um angemessene Arbeitsbedingungen durchzusetzen. Stattdessen herrscht permanent Notstand. (…) Mindestbesetzungen für unterschiedliche Stationen zu definieren, ist da ein Anfang. An ständig zunehmender Arbeitsverdichtung und überbordender Bürokratie ändert das aber noch nichts. Deshalb müssen sich Krankenschwestern und Pfleger auch selbst eine größere Autorität erkämpfen. Es hilft nichts, auf den guten Willen der Sozialpartner zu hoffen. Wenn heute darüber verhandelt wird, wo in Kliniken künftig Geld ausgegeben werden soll, sitzen Krankenhausdirektoren und Krankenkassen an einem Tisch. Pflegende sind da höchstens indirekt vertreten. Und so werden sie behandelt. Also müssen sie selbst laut werden und für ihre Rechte und Wünsche eintreten. Das heißt auch: Streiken…“ Kommentar von Karsten Polke-Majewski vom 28. Februar 2018 bei der Zeit online externer Link
  • Krankenhauspflege: Wo bleibt der Aufstand?
    Frustration und Verzweiflung prägen den Alltag vieler Pflegender. Aus Überlastung tun sie nur noch das Nötigste für die Kranken. Doch einige finden unerwartet Verbündete. (…) Neben diesen strukturellen Fragen gibt es da aber noch ein anderes Problem, das die Lage der Krankenhauspflege so prekär macht. Es sind die Krankenschwestern und Krankenpfleger selbst. „Wir sind alle noch viel zu leidensfähig“, schreibt Katja M., Krankenschwester auf einer Station für Tumorchirurgie im Großraum Stuttgart. „Wir stellen uns nicht hin und streiken, das ist das Problem.“ Es beginne schon damit, dass viel zu wenige in der Gewerkschaft seien. „Die Metaller haben auch nicht mehr Geld bekommen, weil die Gesellschaft gesagt hat, die sollten mehr verdienen.“ Tatsächlich tragen Schwestern und Pfleger ungewollt zu ihrer belastenden Lage bei (…) Einige Krankenpfleger und Krankenschwestern haben bei dem Kampf gegen Überlastung unerwartete Verbündete gefunden. Weil die Arbeitsbedingungen in den Kliniken schlecht sind, lassen sich manche Pflegende lieber von Zeitarbeitsfirmen anstellen und von diesen an Krankenhäuser vermitteln…“ Artikel von Kai Biermann, Manuela Dursun und Karsten Polke-Majewski vom 27. Februar 2018 bei der Zeit online externer Link
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=128647
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