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„Man geht mit einem schlechten Gewissen nach Hause“ – Krankenhausarbeit unter Ökonomisierungsdruck

Widersprüche 145 mit dem Schwerpunktthea "Konfliktbereitschaft und (Selbst-)Organisation im Care-Sektor unter veränderten Bedingungen"Arbeit im Krankenhaus – in betriebswirtschaftlicher Sicht: eine personenbezogene Dienstleistung – befindet sich in einer doppelt paradoxen Situation: Zum einen wird sie wie Industriearbeit organisiert, zum anderen sollen die Beschäftigten, wie in der Industrie auch, ihre ganze Persönlichkeit in die Arbeit einbringen. Dies führt unter dem herrschenden Ökonomisierungsdruck zu einer Erosion berufsethischer Handlungsebenen und in der Folge dessen zu moralischen Dissonanzen und Gewissensstress. Den sollen die Krankenhausarbeiter innen gleichsam als Privatperson alleine mit sich selbst ausmachen. Entscheidend ist die Frage der Personalbemessung, die zu einem politischen und tarifpolitischen Thema gemacht werden muss. Eine betroffenenorientierte Arbeitswissenschaft kann, wenn sie ihrem eigenen Ethos sich verpflichtet fühlt, nicht „neutral« bleiben. Sie muss den Beschäftigten helfen, gesundheitsgerechte Arbeitsverhältnisse zu schaffen. (…) Die vorgestellten negativen Befunde zur Situation in Krankenhäusern verweisen zwingend auf die makropolitische Dimension, d.h. auf die Frage, welchen Stellenwert Gesundheit und die Versorgung Kranker in der Gesellschaft haben soll. Es geht letztlich um die Frage, ob das Gesundheitswesen weiter der Vermarktlichung unterworfen werden soll. Die Alternative wäre die Wiedergewinnung einer gemeinwirtschaftlichen Orientierung, innerhalb derer stationäre, ambulante und sozialraumbezogene Handlungsebenen miteinander verbunden werden. Es geht um eine gesamtgesellschaftliche Umkehr, die zu Recht als „care revolution“ bezeichnet wird (Winker 2015).Artikel von Wolfgang Hien aus Widersprüche 145  – wir danken! Siehe zu Widersprüche 145 mit dem Schwerpunktthea „Konfliktbereitschaft und (Selbst-)Organisation im Care-Sektor unter veränderten Bedingungen“ weitere Informationen:

  • (ISBN: 978-3-89691-015-8, 120 Seiten, Preis: 15,00 €, Erschienen: 2017) Infos, Inhaltsverzeichnis und Bestellung beim Dampfboot-Verlag externer Link. Aus dem Editorial: „Die Frage nach Bedingungen der Konfliktbereitschaft und Organisationsmöglichkeiten jener Menschen, die als „Care-Worker“ ihre Arbeitskraft verkaufen, steht im Zentrum von Widersprüche 145. Wie weit trägt der Begriff „Care“ als Klammer für die verschiedenen bezahlten und nicht bezahlten Tätigkeiten? Bildet sich das Gemeinsame erst durch die Widersprüche zwischen Ökonomisierungsprozessen bzw. Vermarktlichung einerseits und der „Stofflichkeit“ der Arbeitsprozesse andererseits, die von den Bedürfnissen der Adressat*innen genauso geprägt sind wie von denen der Lohnarbeitenden? Welche Eingriffsmöglichkeiten bietet der mehr als ambivalente politische Diskurs über die gesellschaftliche Bedeutung von „Care“ zwischen Humankapitalförderung, adult-worker-model und Schuldenbremse?
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=129540
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