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Klinikkonzern Asklepios: Ärzte warnen vor Risiken durch Personalmangel

Für eine gesetzliche Personalbemessung im GesundheitswesenEs ist kurz nach 13 Uhr an einem Mittwoch, und es fehlt nicht viel zur Katastrophe im Krankenhaus. „Wir haben nach bestem Wissen und Gewissen versucht, die Patientenversorgung aufrechtzuerhalten“, schreibt eine Ärztin am 12. September an die Leitung der Hamburger Asklepios-Klinik St. Georg. Verzweiflung spricht aus ihrer E-Mail, die sie im Auftrag der Abteilung für Innere Medizin sendet. „Dringende Gefährdungsanzeige mit dringendem Handlungsbedarf“, überschreibt sie ihre Nachricht. Zuvor hatte sie die Zentrale Notaufnahme für internistische Neuaufnahmen gesperrt – wegen Ärztemangel. (…) So prekär die Lage, so verwunderlich ihr Auslöser: Lediglich eine leitende Ärztin hatte sich krankgemeldet. Das reichte, um die ganze Abteilung ins Chaos zu stürzen. Ein anderer Oberarzt hatte Urlaub. Seit Monaten senden Ärzte des großen Klinikums an der Hamburger Alster intern Warnrufe aus. In Gefährdungsanzeigen schlagen die Mediziner Alarm und beschreiben desaströse Zustände in dem für seinen Renditehunger bekannten Klinikkonzern. E-Mails, Brandbriefe und Dienstpläne, die dem SPIEGEL vorliegen, dokumentieren, wie Asklepios das Ärztepersonal teils bis an die Schmerzgrenze ausdünnt und damit das Patientenwohl riskiert. Gerichtsurteile zeigen, dass der Konzern wegen mehrerer vom Betriebsrat nicht akzeptierter Dienstpläne sogar immer wieder hohe Ordnungsgelder zahlen musste…“ Artikel von Kristina Gnirke vom 24.11.2018 in Spiegel online externer Link

  • Weiter im Text: „… Wie ignorant der Asklepios-Konzern teilweise reagiert, zeigen diverse Gerichtsprozesse. Im August etwa brummte das Arbeitsgericht Hamburg dem Klinikkonzern 50.000 Euro Ordnungsgeld auf. Asklepios hatte von März bis Juli die Ärzte der Kardiologie in St. Georg mit Dienstplänen arbeiten lassen, obwohl der Betriebsrat diese wegen übermäßig häufiger Nacht- und Spätdienste nicht akzeptiert hatte. Am Klinikum St. Georg ringt der Betriebsrat seit Jahren gerichtlich mit Asklepios wegen der Dienstpläne. 2013 hatte das Gericht angeordnet, Asklepios müsse die Zustimmung der Arbeitnehmervertreter erhalten. Da der Konzern „nun zum wiederholten Male“ nicht Folge leistete, hob das Gericht das Ordnungsgeld von zuerst 1000 Euro auf 3000 Euro und mittlerweile auf 10.000 Euro pro Fall an. (…) Die Ärzte von Asklepios bekommen auch einen Grundfehler des Gesundheitssystems zu spüren. Für Behandlungen werden Fallpauschalen gezahlt, die Kliniken zum strengen Haushalten zwingen sollen. Konzerne wie Asklepios steuern daher ihre Abteilungen nach strikten betriebswirtschaftlichen Vorgaben – etwa nach Zahl der Fälle und statten sie entsprechend mit Personal aus. (…) Um sich Gehör zu verschaffen, haben sich die Asklepios-Ärzte in St. Georg Mitte November in einem Brief mit 60 Unterschriften an den Marburger Bund gewandt. „Die prekäre Situation in unserer Klinik erlaubt seit geraumer Zeit keine sichere Patientenversorgung mehr“, schreiben sie dort. Und weiter: „Seit März 2018 haben wir in der ersten Medizinischen Klinik weniger Assistenzärzte als das Dienstplanmodell erfordert.“ Assistenz-, Ober- und Chefarztstellen würden verspätet oder unzureichend nachbesetzt. (…) Verbandsfunktionär Emami vom Marburger Bund mahnt: „Asklepios reagiert anscheinend nur auf Druck.“ Teils habe das Unternehmen auf die Bitten, Beschwerden und Überlastungsanzeigen des Personals überhaupt nicht geantwortet.…“
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=140563
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