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Aktuelle Studie: Neue Arbeitsteilung im Krankenhaus – oft kein Fortschritt für Beschäftigte und Patienten

„Viele Krankenhäuser in Deutschland haben in letzter Zeit Organisation und Arbeitsteilung verändert. Allerdings bringt das auf den Stationen häufig keine Verbesserungen für Beschäftigte und Patienten. Medizinisches und Pflegepersonal sind weiterhin mit Arbeitsverdichtung und Stellenabbau konfrontiert. Vor allem den Pflegenden bleibt oft zu wenig Zeit für Kernaufgaben, insbesondere das Gespräch mit Patienten und Angehörigen. Das zeigt eine neue, von der Hans-Böckler-Stiftung geförderte Untersuchung. Die Studienautoren vom Institut Arbeit und Technik (IAT) haben darin erstmals untersucht, wie sich die Zuordnung von Aufgaben, Tätigkeiten und Qualifikationen im Reorganisationsprozess der Krankenhäuser verändern…Pressemitteilung des Institut Arbeit und Technik vom 28.08.2014 externer Link

  • Aus dem Text: „(…) Angesichts der hohen Belastung sowohl von Medizinern als auch von Pflegenden werde in Fachkreisen häufig eine „neue Arbeitsteilung zwischen den Gesundheitsberufen“ gefordert, schreiben die IAT-Forscher. Ansätze dazu seien auf vielen Stationen längst zu beobachten. So übernehmen beispielsweise Pflegekräfte Aufgaben, die früher vor allem Ärztinnen und Ärzten vorbehalten waren und geben ihrerseits Arbeiten an „Assistenzidenste“ ab (Einzelheiten siehe unten). Krankenhausmanager geben in Umfragen an, in den letzten Jahren schon viel für bessere Arbeitsbedingungen getan zu haben. Die Sicht der Beschäftigten lasse aber „starke Zweifel daran aufkommen, dass diese Veränderungen erfolgreich sind“, betonen Hilbert und seine Forscherkollegen Christoph Bräutigam und Michaela Evans. Dabei unterschieden sich die verschiedenen Berufsgruppen zwar im Ausmaß ihrer Kritik, sähen aber insgesamt die gleichen Probleme. So wiedersprechen rund 78 Prozent der Pflegenden, mehr als 63 Prozent der Ärzte und etwa 70 Prozent der übrigen Befragten der Aussage: „Meine Arbeitsbedingungen haben sich in den letzten 5 Jahren verbesert“. Mehr als 50 Prozent der befragten Krankenhausbeschäftigten glauben nicht, dass Patientinnen und Patienten von den bisher erfolgten Veränderungen der Aufgabenverteilung auf ihren Stationen profitieren. Weniger Stellen, mehr Arbeit. Bis zu 50.000 Stellen sind nach Schätzungen von Gesundheitsforschern seit Mitte der 1990er Jahre im Pflegedienst der deutschen Krankenhäuser gestrichen worden – bei steigenden Patientenzahlen. Die in der IAT-Studie befragten Pflegerinnen und Pfleger beschreiben die damit verbundene Arbeitsverdichtung auch für die jüngste Zeit: 71 Prozent geben an, auf ihrer Station seien Pflegestellen abgebaut worden. Lediglich 16 Prozent berichten von neuen Arbeitsplätzen und nur knapp 12 Prozent geben an, dass Aufgaben in der Pflege reduziert worden seien. Auch nach Einschätzung der Ärztinnen und Ärzte sind in ihrem Arbeitsbereich eher Stellen gestrichen als geschaffen worden. Zudem berichten fast 37 Prozent, dass auf ihrer Station Mediziner als Leih- oder Zeitarbeiter beschäftigt würden. Zu wenig Zeit fürs Wesentliche. Im Arbeitsalltag erleben viele Beschäftigte aus allen Berufsgruppen permanente Zeitknappheit…
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=64561
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