#fairdient: NGG-Kampagne für faire Arbeitszeiten im Gastgewerbe

Dossier

#fairdient: NGG startet Kampagne für faire Arbeitszeiten im Gastgewerbe „… Ein enormer Überstunden-Berg türmt sich auf: Knapp 2,15 Milliarden Arbeitsstunden haben die Beschäftigten in Deutschland im vergangenen Jahr zusätzlich geleistet. Davon 1,01 Milliarden Überstunden zum „Null-Tarif“ – ohne Bezahlung. (…) Damit haben die Beschäftigten den Unternehmen bundesweit gut 25 Milliarden Euro „geschenkt“ (…) Allein im Tourismus, in den Hotels und Gaststätten sind, so das Pestel-Institut, nach dem aktuellen Mikrozensus 45 Prozent aller Überstunden unbezahlt. „Und das, obwohl mehr als die Hälfte aller Arbeitsplätze im Hotel- und Gaststättengewerbe Mini-Jobs sind. Von der Küchenhilfe bis zum Kellner: Hier arbeiten Menschen, die auf jeden Cent angewiesen sind“, sagt der NGG-Vorsitzende Guido Zeitler. (…) Die NGG hält deshalb dagegen: Sie startete am Donnerstag die bundesweite Gastgewerbe-Kampagne „#fairdient“, um den gut 1,7 Millionen Beschäftigten in Hotels und Gaststätten eine öffentliche Stimme zu geben…“ NGG-Pressemitteilung vom 27. Juni 2019 externer Link zum „Überstunden-Monitor“, siehe Infos zur Kampagne:

  • Der „Fleiß-Pegel“ des Jahres für Deutschland: 761 Mio. Überstunden – 436 Mio. für „umsonst“. Allein 14,25 Mio. Gastro-Überstunden – auch wegen fehlender Fachkräfte New
    Es ist der „Fleiß-Pegel“ der Bundesrepublik Deutschland: Rund 761,5 Millionen Überstunden haben die Menschen im Land im vergangenen Jahr am Arbeitsplatz zusätzlich geleistet. Davon 435,61 Millionen Arbeitsstunden zum Nulltarif – ohne Bezahlung. Das geht aus dem „Überstunden-Monitor“ vom Pestel-Institut hervor. Die Wissenschaftler haben dabei die „Plus-Stunden im Job“ im Auftrag der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) untersucht. Ein pikantes Ergebnis aus dem „Überstunden-Monitor“: „Alle Beschäftigten zusammengenommen haben den Unternehmen in Deutschland durch unbezahlte Mehrarbeit rund 6,27 Milliarden Euro quasi ‚geschenkt‘. (…) Allein in Hotels, Restaurants und Gaststätten leisteten die Beschäftigten im vergangenen Jahr deutschlandweit rund 14,25 Millionen Überstunden. 5,55 Millionen davon ohne Bezahlung – quasi für umsonst“, so das Pestel-Institut. Die Wissenschaftler haben bei ihrer Untersuchung aktuelle Mikrozensusdaten ausgewertet. Basis der Überstunden-Berechnung ist die Übertragung von Branchen-Durchschnittswerten auf die Beschäftigungsstruktur der Bundesrepublik. Mit Blick auf die Überstunden warnt die NGG: Hotellerie und Gastronomie könnten nicht dauerhaft auf die „Goodwill-Überstunden“ ihrer Beschäftigten bauen. „Es wird höchste Zeit, das Fachkräfte-Loch zu stopfen, das die Corona-Pandemie noch vergrößert hat. Das klappt allerdings nur, wenn Hotels und Restaurants bereit sind, attraktive Löhne zu bezahlen. Perspektivisch muss der Gastro-Startlohn für eine Köchin oder einen Restaurantfachmann nach der Ausbildung bei 3.000 Euro pro Monat für einen Vollzeitjob liegen“, so Guido Zeitler. Dieses „Lohn-Ziel“ müsse die Gastro-Branche Schritt für Schritt erreichen. Nur dann werde es gelingen, junge Menschen für eine Ausbildung im Hotel oder Restaurant zu gewinnen. Das Gastgewerbe erlebe gerade einen regelrechten „Fachkräfte-Schwund und Mini-Job-Schub“. Ob in der Küche, im Service, an der Hotelrezeption oder an der Bar: „Die Branche versucht, fehlende Fachkräfte immer häufiger durch angelernte Beschäftigte zu ersetzen“, berichtet der Vorsitzende der NGG. Mittlerweile seien 49 Prozent der Gastro-Beschäftigten in Deutschland Mini-Jobber…“ NGG-Pressemitteilung vom 2. November 2023 externer Link, siehe auch:

    • Schuften zum Nulltarif. Berlin: Gewerkschaft NGG beklagt unbezahlte Überstunden bei Beschäftigten. Gesetzesnovelle bei Arbeitszeiterfassung gefordert
      Für viele Beschäftigte gehört es zum Joballtag: Arbeitskraft verausgaben – zum Nulltarif, sprich ohne Bezahlung. Beispiel Berlin: Rund 37,3 Millionen Überstunden haben Kollegen im vergangenen Jahr geleistet, mehr als 24 Millionen davon »gratis«. Zahlen, die aus dem am Donnerstag vorgestellten »Überstundenmonitor« des Pestel-Instituts hervorgehen, den die Gewerkschaft Nahrung, Genuss, Gaststätten Region Berlin-Brandenburg (NGG) in Auftrag gegeben hatte. Besonderes Bonbon: »Alle Beschäftigten zusammengenommen haben den Berliner Unternehmen durch unbezahlte Mehrarbeit rund 346,12 Millionen Euro quasi ›geschenkt‹«, sagte Sebastian Riesner, regionaler Geschäftsführer der NGG, gleichentags im jW-Gespräch. Und das sei schon stark heruntergerechnet – nämlich nur auf Mindestlohnbasis ermittelt. Ferner sei der Überstundenberg ein Gradmesser für den »massiven Fachkräftemangel«, beklagte der Gewerkschafter.
      Die Wissenschaftler aus Hannover haben für ihre Untersuchung aktuelle Daten aus dem Mikrozensus und aus der sogenannten Erwerbstätigenrechnung der Bundesländer ausgewertet, erklärte Matthias Günther vom Pestel-Institut am Donnerstag auf jW-Nachfrage. Aus dem statistischen Material ließ sich auch bezahlte und unbezahlte Mehrarbeit herausfiltern. (…)
      Richtig ist, das Volumen an unbeglichenen Überstunden ist im Zehnjahresvergleich laut Mikrozensus rückläufig. Von zirka 441 Millionen (2012) auf 334 Millionen (2022). Wesentlicher Faktor: die coronabedingte Schließung ganzer Gewerbezweige. Aber, wendet Riesner ein, Fragen nach Arbeitszeiterfassung und Arbeitsschutz würden »mit dem Gastro- und Gästezuwachs wieder virulenter«. (…) Firmenchefs müssten angewiesen werden, Beschäftigten elektronisch erfasste Arbeitszeiten zwecks Prüfung und Dokumentation auszuhändigen – monatlich, lückenlos, zwingend. Das sieht Johanna Wenckebach ähnlich. Und eh, Arbeitszeit sei zu vergüten, »alles andere betrügt Beschäftigte um ihren Lohn«, sagte die wissenschaftliche Direktorin des Hugo-Sinzheimer-Instituts für Arbeits- und Sozialrecht (HSI) der Hans-Böckler-Stiftung am Donnerstag zu jW. Zumal Gesetz und Rechtsprechung Arbeit ohne Bezahlung nicht kennen würden, ergänzte die »Berichterstatterin für Arbeitnehmer:innenrechte« der Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen, Beate Müller-Gemmeke, gegenüber dieser Zeitung. Ein Problem dabei, Wenckebach: Die wenigsten Geprellten verklagten ihren »Arbeitgeber«. Und wer seinen Anspruch auf Lohn gerichtlich durchsetzen will, muss beweisen können, dass er Überstunden erbracht hat. Zusatzproblem: Die Regel einer korrekten Arbeitszeiterfassung »wird offenbar viel zu häufig ignoriert«, so Wenckebach weiter…“ Artikel von Oliver Rast in der jungen Welt vom 03.11.2023 externer Link
  • Knapp 500 Millionen Übernachtungen im letzten Jahr – NGG warnt vor extremen Arbeitszeiten im Gastgewerbe  “Die Konjunktur schwächelt, der Tourismus boomt: Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) hat mit Blick auf den heute bekannt gewordenen Rekord im Inlandstourismus vor extremen Arbeitszeiten im Hotel- und Gaststättengewerbe gewarnt. „Die rund 1,7 Millionen Beschäftigte der Branche arbeiten längst an der Belastungsgrenze. Nacht-, Abend- und Wochenendarbeit nehmen seit Jahren zu. Wer jetzt nach täglich längeren Arbeitszeiten ruft, setzt die Gesundheit derer aufs Spiel, die den Zehn-Jahres-Boom erwirtschaftet haben“, sagte der NGG-Vorsitzende Guido Zeitler. Die Forderung des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga) nach einer Aufweichung des Arbeitszeitgesetzes gehe „völlig an der Realität vorbei“. Tarifverträge erlaubten längst die nötige Flexibilität. „Der Dehoga hat den Mythos starrer Arbeitszeiten geschaffen. Tatsache ist: An der Arbeitszeit in Hotels und Pensionen ist noch kein Familienurlaub an der Ostsee und keine Geschäftsreise nach Stuttgart gescheitert“, so Zeitler. Wer seinen Mitarbeitern jetzt immer längere Schichten zumuten wolle, verschrecke dabei auch dringend gesuchte Fachkräfte. Das könne sich das Gastgewerbe in der aktuellen Lage nicht erlauben…“ NGG-Pressemitteilung vom 10.02.2020 externer Link
  • #fairdient: NGG startet Kampagne für faire Arbeitszeiten im Gastgewerbe
    „… Mit einer Pressekonferenz in Berlin hat die Gewerkschaft NGG heute den Startschuss zu einer bundesweiten Kampagne für faire Arbeitszeiten im Gastgewerbe gegeben. Im Rahmen von „Du hast es #fairdient“ macht die NGG auf die oft überlangen und ungesunden Arbeitszeiten in der deutschen Hotellerie und Gastronomie aufmerksam. Auf einer eigens eingerichteten Webseite zur Kampagne (www.ngg.net/fairdient externer Link) können Beschäftigte aus dem Gastgewerbe über ihre Arbeitsbedingungen als Köchin, Kellner, Restaurantfachfrau oder Hotelfachmann berichten und so die NGG-Kampagne aktiv unterstützen. Der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (DEHGOA) fordert die Aufweichung des deutschen Arbeitszeitgesetzes. Ginge es nach dem DEHOGA, wären künftig 13 Stunden Arbeit täglich per Gesetz erlaubt. Die NGG ist gegen eine Änderung des Arbeitszeitgesetzes…“ NGG-Aufruf vom 27. Juni 2019 externer Link

Siehe auch zum Thema:

Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=150969
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