Gruppe „Smash Cruiseshit“: Kreuzfahrtschiff in Kiel blockiert – für Urlaub ohne Ausbeutung und Umweltzerstörung

Dossier

Initiative gegen Kreuzfahrt: Kreuzfahrtschiffe (k)entern„… Aktuell blockieren etwa 50 Aktivist*innen der Gruppe „Smash Cruiseshit“ in Booten und mit Kletterausrüstung das Auslaufen des Kreuzfahrt­schiffs „Zuiderdam“ aus dem Kieler Hafen, um dessen Schadstoffausstoß zu unterbrechen und auf die ausbeuterischen Arbeitsbedingungen an Bord aufmerksam zu machen. Erklärtes Ziel ist es, Urlaubsreisende auf die katastrophalen lokalen und globalen Folgen von Kreuzfahrt aufmerksam zu machen. (…) „Wir werden den Betrieb und erst recht einen weiteren Ausbau von Kreuzfahrten nicht tolerieren.“ Weder die Zielorte noch die Arbeitenden auf dem Schiff verdienen viel daran. „Stundenlöhne von 2 Euro und Wochenarbeitszeiten von 72 Stunden sind einfach unmenschlich. Menschen aus dem globalen Norden machen hier Urlaub auf dem Rücken derer, die finanziell dazu genötigt werden. Diese Ausbeutung muss gestoppt werden“…“ Pressemitteilung der Gruppe „Smash Cruiseshit“ vom 9. Juni 2019 bei der TKKG Kiel externer Link (TurboKlimaKampfGruppe Kiel) – siehe weitere Informationen, auch zur Branche allgemein:

  • [Am 3.7.2022 erneut] Kreuzfahrtschiffe in Kiel blockiert – für Urlaub ohne Ausbeutung und Umweltzerstörung New
    Aktuell blockieren etwa 50 Aktivist*innen der Gruppe „Smash Cruiseshit“ in Booten das Auslaufen mehrerer Kreuzfahrtschiffe aus dem Kieler Hafen. Erklärtes Ziel ist es, die Öffentlichkeit auf die katastrophalen lokalen und globalen Folgen von Kreuzfahrten aufmerksam zu machen und die Kreuzfahrtkonzerne zur Selbstabschaffung bewegen wollen. Damit wollen sie gegen deren Schadstoffausstoß und Ressourcenverschwendung protestieren und auf die ausbeuterischen Arbeitsbedingungen an Bord aufmerksam machen.
    „Wir lassen nicht mehr zu, dass Pazifikstaaten im Meer versinken, weil riesige Kreuzfahrtschiffe von Hafen zu Hafen fahren“, erklärt Ari Hansen. Kreuzfahrtschiffe tragen durch den Ausstoß von Treibhausgasen erheblich zur Klimakrise bei.
    „Fight Neocolonialism“ steht auf einem der Banner und signalisiert den dringenden Handlungsbedarf. Der IPCC-Bericht, Überflutungen wie im Ahrtal und in Südafrika, Hitzewellen wie die in Indien und Spanien zeigen deutlich: Die Gesellschaften der Industrieländer müssen dringend damit aufhören, mit ihrem verschwenderischen, CO2 intensiven Lebensstil auf Kosten zukünftiger Generationen und bereits heute betroffener Menschen zu leben.
    Teil des Vorwurfs der Ressourcenverschwendung ist auch, dass Kreuzfahrtschiffe über LNG versuchen, klimaneutral zu werden. Dabei ist die Klimafreundlichkeit von Erdgas stark umstritten. Auch durch die wirtschaftliche Abhängigkeit von autoritären Staaten wie Katar steht Erdgas zunehmend in der Kritik, da das wenige verfügbare Erdgas hohe politische Kosten mit sich bringt. „Wenn wir als Gesellschaft wirklich auf Erdgas statt auf erneuerbare Energieträger setzen wollen, müssen wir uns in der aktuellen Krise fragen, ob wir im Winter Wohnungen heizen oder auf Kreuzfahrtschiffen über die Meere fahren wollen.“, so Ari Hansen.
    „Auch mit neuer Technologie wie LNG und Landstromterminals kann man die Einhaltung der internationalen Klimaziele nicht mit maßloser Verschwendung unter einen Hut kriegen. Das ist alles nur grüne Augenwischerei!“ so Kim Nagel, eine*r der Aktivist*innen, und verweist auf eine Veröffentlichung des Fraunhofer Instituts. Denn bei Einbeziehung der Vorkettenemissionen liegt der Treibhausgasausstoß bei LNG ähnlich dem von Erdölprodukten.
    Doch nicht nur dadurch tragen Kreuzfahrtschiffe zur Zerstörung ihrer Zielorte bei. Die direkten Folgen in den Anlauforten zeigen sich durch erhöhte Abgaswerte in den Hafenstädten oder zerstörte Korallenriffe. Lärmempfindliche Wale werden aus ihren Lebensräumen vertrieben und bei Fahrten in die Arktis lagern sich zudem Rußpartikel auf dem Eis ab, wodurch das Eis noch schneller schmilzt.
    Auch die Arbeitsbedingungen an Bord von Kreuzfahrtschiffen stehen schon lange in der Kritik. „Niedrige Stundenlöhne, monatelange Dauerarbeit an Bord und wochenlange Quarantäne während der Corona-Pandemie sind einfach unmenschlich. Diese Ausbeutung muss gestoppt werden“, meint Lara Kraft, die an Land Flyer an Passant*innen verteilt.
    Die Aktivist*innen fordern eine Transformation hin zu nachhaltigem Tourismus und ein Ende der Kreuzfahrtindustrie. Dabei verweisen sie auf die Stadt Eckernförde, die ein Aus für Kreuzfahrtschiffe in der Eckernförder Bucht ab diesem Jahr verkündet hat, da diese nicht mit den Klimaschutzzielen der Stadt vereinbar sind. „Kiel als selbsternannte ‚Klimaschutzstadt‘ kann sich ein Beispiel an dieser Entscheidung nehmen. Wenn wir es mit dem Klimaschutz wirklich ernst meinen, haben Kreuzfahrtschiffe in der Kieler Förde nichts zu suchen.“, so Ari Hansen.“ Pressemitteilung der Gruppe „Smash Cruiseshit“ vom 3.7.22 per e-mail, siehe auch deren Berichterstattung mit Fotos und Videos auf ihrem Twitter-Account externer Link
  • Siehe Aktuelles auf Twitter unter twitter.com/smashcruiseshit externer Link und dem Hashtag #SmashCruiseShit und dort:
    • Wir sind alle wieder frei, aber unsere Boote nicht. Wer unsere Aktion gut fand und uns bei der Finanzierung unterstützen möchte kann #smashcruiseshit spenden: Konto: Spenden & Aktionen IBAN: DE29 5139 0000 0092 8818 06 BIC: VBMHDE5FXXX Betreff: Kreuzfahrt
  • MS „Deutschland“: Proteste gegen Ex-„Traumschiff“ am 15.6. geplant
    Die Kreuzfahrtbranche gerät auch in Eckernförde ins Visier von Umweltaktivisten. Sie wollen gegen die MS „Deutschland“ demonstrieren. Das 175-Meter-Schiff eröffnet die Kreuzfahrer-Saison am Sonnabendmorgen in der Bucht. Die Polizei bereitet sich auf einen Einsatz mit mehr Beamten als üblich vor. „Wir wollen deutlich machen, dass wir keine Kreuzfahrtschiffe in Eckernförde und auch nirgendwo sonst haben wollen“, sagte Jacob Grimm (21) aus Ascheffel, der die Demonstration gegen die MS „Deutschland“ angemeldet hat. Mit Blick auf die Blockade-Aktion am vergangenen Sonntag im Kieler Hafen betonte er, dass es sich in Eckernförde um friedlichen Protest handeln soll. (…) Der Eckernförder Protest orientiert sich laut Grimm nicht an der Aktion im Kieler Hafen, er sei bereits vorher geplant gewesen. „Damit springen wir aber offensichtlich auf einen Zug auf, der sich gerade in Gang setzt“, so der Student. (…) Das noch frische „Bündnis gegen Kreuzfahrer“ gehe auf Teilnehmer der „Fridays for Future“-Gruppe zurück, die bereits fünfmal in Eckernförde demonstriert hat. Möglicherweise schließen sich noch Parteien und Gewerkschaften an, so Jacob Grimm...“ Artikel von Tilmann Post vom 13.6.2019 in den Kieler Nachrichten online externer Link
  • Boom auf Kosten der Besatzung: Die Kreuzfahrtbranche kämpft um ihren Ruf
    Günstige Arbeitskräfte aus den Philippinen befördern den Kreuzfahrt-Boom, doch die Arbeitsbedingungen stehen in der Kritik. Der Aida-Chef wehrt sich. Um seinen Ruf als Arbeitgeber zu verteidigen, reist Aida-Chef Felix Eichhorn von Rostock ans andere Ende der Welt. In einem Trainingsrestaurant in der philippinischen Hauptstadt Manila hat der Kreuzfahrtmanager Mitarbeiter versammelt, die auf seinen Schiffen Karriere machten: frühere Küchenhelfer, die jetzt als Restaurantmanager, Souschefs oder Chefmetzger arbeiten. Auch eine Reinigungskraft, die nun den Titel „Executive Housekeeper“ trägt, ist gekommen. Sie sollen einer Journalistengruppe von ihren Erfahrungen erzählen – und dabei gleichzeitig ein Gegengewicht zu Berichten über schlechte Arbeitsbedingungen in der Branche setzen. Die meisten der Ausgewählten lesen eine vorbereitete Rede ab und sagen Sätze wie: „Ich liebe meinen Job und die Menschen bei Aida.“ Oder: „Ich bin Aida sehr dankbar.“ Spontan ist an dem Auftritt nichts. Die Redemanuskripte haben alle das gleiche Layout. (…) Auf vielen Kreuzfahrtschiffen haben die Filipinos den größten Anteil am Personal. So auch bei Aida: Hier stellen Mitarbeiter aus den Philippinen mehr als ein Drittel der Belegschaft. Angesichts des Booms der Branche wollen die Kreuzfahrtkonzerne in den kommenden Jahren Zehntausende Filipinos zusätzlich anheuern. Wer das Angebot annimmt, steht vor einer ambivalenten Situation: Einerseits bietet die Kreuzfahrt deutlich mehr Geld, als sich mit ähnlichen Tätigkeiten im Inland verdienen ließe. Andererseits hat die Aussicht auf ein bisschen Wohlstand auch einen hohen Preis: Die Seeleute bezahlen mit der Entfremdung von ihren Familien, ihrer Gesundheit – und manchmal auch mit ihrem Leben…“ Artikel von Mathias Peer vom 12.6.2019 beim Handelsblatt online externer Link
  • Kreuzfahrer: Luxus-Dreckschleudern. Kreuzfahrtschiffe sorgen an den Küsten mit Schwefel- und Stickstoffoxiden für schlechte Luft
    Kreuzfahrtschiffe sind beim gutbetuchten Mittelstand beliebt, werden aber von jungen Klimaschützern und anderen zunehmend kritisch beäugt. So sehr, dass am Pfingstsonntag in Kiel eine Gruppe namens „Smash Cruiseshit“ das Kreuzfahrtschiff „Zuiderdam“ sechs Stunden am Ausfahren hinderte, wie unter anderem der Norddeutsche Rundfunk (NDR) berichtete. Das dürfte eine der ersten derartigen Aktionen weltweit gewesen sein, doch die Aktivisten sind zuversichtlich, dass ihr Beispiel Schule machen wird. Auf den Aktionen der Schüler war in den letzten Wochen wiederholt die Forderung laut geworden, den Verkehr der Kreuzfahrer erheblich einzuschränken, wenn nicht gar zu verbieten. Die Kieler Behörden haben unterdessen Strafverfahren gegen die Blockierer eingeleitet. Der Grund für die Kritik ist zum einen der hohe Energieverbrauch sowie die mit diesen verbundenen CO2-Emissionen und zum anderen der verwendete Brennstoff. Hochseeschiffe verbrennen meist Schweröl, das besonders viel Schwefel enthält. Man könnte auch sagen, dass sie für die Raffinerien die Sondermüllverbrennung übernehmen. (…) Die Luxuskreuzfahrer würden mit einem der dreckigsten denkbaren Brennstoffe betrieben, heißt es in einer Stellungnahme der Gruppe. Die am schlimmsten betroffenen Städte in Europa seien Barcelona, Palma de Mallorca und Venedig. In Deutschland haben vor allem Hamburg, Kiel und Warnemünde zu leiden. Dabei sind die Schwefeloxide nicht das einzige von den Luxus-Kreuzern verursachte Gesundheitsproblem. Entlang der Küsten einiger Länder wie Norwegen, Dänemark, Griechenland, Kroatien oder Malta emittierten eine Handvoll Kreuzfahrer mehr Stickoxide als die Mehrheit der jeweiligen nationalen Pkw-Flotten, heißt es in der T&E-Stellungnahme…“ Artikel von Wolfgang Pomrehn vom 12. Juni 2019 bei telepolis externer Link
  • Klimaaktivisten blockieren Kreuzfahrtschiff
    „… Mit Schlauch- und Paddelbooten haben Klimaaktivisten im Kieler Hafen ein Kreuzfahrtschiff blockiert, um gegen Umweltverschmutzung zu protestieren. Sie näherten sich am Sonntag mit ihren Booten der Zuiderdam, die am Ostseekai festgemacht hatte. Einige von ihnen kletterten auf die Bugwulst und die Festmachleinen, andere auf einen Baustellenkran am Kai. Sie brachten ein Transparent mit dem Slogan „Kreuzfahrtschiffe kentern“ an. Die Gruppe namens Smash Cruiseshit wollte damit gegen den Ressourcenverbrauch der Kreuzfahrtindustrie demonstrieren. Die Schiffe trügen durch den Ausstoß von Treibhausgasen erheblich zur Klimakrise bei, hieß es in einer Mitteilung. (…) Der Kreuzfahrt-Tourismus boomt seit Jahren, das Wachstum wird eher von der Kapazität der Schiffe als von der Nachfrage begrenzt. Im vergangenen Jahr buchten 2,23 Millionen Reisende aus Deutschland eine Kreuzfahrt, ein Plus von drei Prozent gegenüber dem Vorjahr. Weltweit stieg die Zahl der Kreuzfahrt-Passagiere um 6,7 Prozent auf 28,52 Millionen. (…) Die Blockierer wurden durch Polizisten, Feuerwehr und Rettungskräfte vom Schiff und vom Baukran entfernt und in Gewahrsam genommen. (…) Die Aktivisten wurden im Verlauf der Nacht wieder freigelassen. Gegen sie wurden Strafverfahren wegen des Verdachts der Nötigung, des Widerstandes gegen Vollstreckungsbeamte und des Hausfriedensbruchs eingeleitet.“ Bericht bei der Zeit online vom 10. Juni 2019 externer Link
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=150223
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