Prekäre Arbeitsverhältnisse in vielen [NRW]-Schulen – Schulen: Kaum Vollzeitstellen, dafür Minijobber und Honorarverträge – Gewerkschaft: Bei Honorarverträgen könnte Sozialbetrug vorliegen

„Claus Schäfer hat in den letzten elf Jahren viel Routine bekommen in seiner Arbeit. Er macht mit Grundschülern Computer-Führerscheine, nimmt mit ihnen Radiosendungen auf oder produziert Hörspiele. Bis zu 25 Stunden pro Woche arbeitet er an zwei Düsseldorfer Grundschulen. Der Grevenbroicher mag die Arbeit mit den Kindern. Aber die Bedingungen, unter denen er beschäftigt wird, sind fragwürdig: „Ich schüttele immer den Kopf, was man von uns erwartet für das bisschen Geld, das wir bekommen.“ Beschäftigt wird er seit mehr als elf Jahren auf Honorarbasis. Er weiß nie, wie es im nächsten Schuljahr weitergehen wird. (…) Sogenannte Bildungsanbieter wie Claus Schäfer bekommen in Offenen Ganztagsschulen in Düsseldorf 25 Euro pro Stunde, in anderen Orten mitunter weniger. Davon müssen die Honorarkräfte aber noch Sozialabgaben wie Rente und Krankenversicherung komplett selbst zahlen, denn sie gelten als selbständig. (…) Bei der Gewerkschaft Verdi schätzt Sabine Uhlenkott das anders ein: „Man muss die Verträge von Honorarkräften sicherlich genau prüfen, aber da liegt der Verdacht schon sehr nahe, dass dort ein Beschäftigungsverhältnis vorliegt.“ Viele Honorarkräfte seien als Scheinselbständige tätig, hätten aber Angst dagegen zu klagen, so Uhlenkott. (…) In Niedersachsen sind vor wenigen Jahren die Verträge von 23.000 Honorarkräften durch die Deutsche Rentenversicherung überprüft worden. Das Land musste zwölf Millionen Euro Sozialversicherungsbeiträge nachzahlen. Die Deutsche Rentenversicherung will auf Anfrage des WDR keine Auskunft geben, wie viele Verstöße es in NRW gibt. WDR-Recherchen ergaben aber, dass auch in NRW viele Verträge überprüft werden und allein der Stadt Essen eine Nachzahlung von 670.000 Euro droht.“ Beitrag von Lena Sterz vom 3. September 2017 bei WDR online externer Link. Siehe dazu auch:

  • Weil Lehrer fehlen, unterrichten jetzt schon Eltern
    „In einer Grundschule in Dresden greifen die Mütter der Schulkinder in der Not selbst zu Kreide und Schulbuch. Erlaubt ist das aber nicht. In einer kleinen Grundschule am Dresdner Stadtrand wird jetzt deutlich, welche Folgen der Lehrermangel im schlimmsten Fall haben kann. Was passiert, wenn Lehrer krank werden, obwohl ohnehin schon zu wenige Pädagogen mit den Schülern lernen? Unterrichtsausfall, mal wieder. Nicht mit den Eltern der 90. Grundschule in Luga. Bevor ihre Kinder gar nichts tun, nehmen sie das Zepter jetzt selbst in die Hand…“ Beitrag von Nora Domschke vom 2. September 2017 bei der Süddeutschen Zeitung online externer Link
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