Musikpädagogen in prekärer Lage

Angestellte Lehrer in Berlin fordern unbefristete Verträge„Weniger als 50 Prozent der Musikschullehrkräfte in Deutschland sind fest angestellt und werden nach Tarif des öffentlichen Dienstes bezahlt. Die Folgen für die Betroffenen: Leben an der Armutsgrenze. Immer mehr von ihnen geben ihren Beruf auf und den Musikschulen bricht der Nachwuchs weg. „Wenn jemand ein Instrument erlernt oder erlernt, mit seiner Stimme umzugehen, muss er seinen Körper benutzen, seine haptischen Fähigkeiten, seine Sinne benutzen, da ist der Atem dabei.“ So beschreibt die studierte Querflötistin Elisabeth Müller, was Musikschulen an Bildung leisten. (…) In ihrem Beruf wäre die Verdi-Gewerkschafterin gern geblieben. Doch mit Anfang 30 fragte sie sich, ob sie mit diesem Job je eine Familie gründen könnte, ohne sich finanziell vom Partner abhängig zu machen. „Da habe ich gemerkt: Das wird als Musikschullehrerin nicht zu erreichen sein. Das Honorar, die Gehälter steigen nicht. Über die 12.000 bis 13.000 Euro brutto im Jahr kommen wir nicht hinaus. Der Sozialversicherungs-Schutz fehlt, wir zahlen in keine Rentenkasse ein, wir haben keinen Urlaub, von Elternzeit ganz zu schweigen. Da habe ich gemerkt, das kann so nicht weiterlaufen, deswegen habe ich mich umorientieren müssen, um eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung zu haben.“ Wer kann, springt ab. Manche Musikschulen tun sich schon schwer, Nachwuchs zu finden. Wer bleibt, leidet. (…) Der Westerwaldkreis stellt Lehrkräfte an seiner Musikschule fest an und zahlt ihnen Tarif. Was das bringt, beschreibt Musikschul-Leiterin Rachel Büche: „Wir können viel mehr Projekte planen, ich kann die pädagogische Qualität garantieren, vor allem wenn ich nach außen gehe in Kooperationen, dann ist das nicht mehr so eine Frage, dann kündigt wieder der Honorar-Lehrer und kommt nächsten Monat jemand anders. Sondern ich weiß, ich kann das über Jahre anbieten. Wir haben so gut wie keine Personalwechsel, außer wenn jemand aus Altersgründen ausscheidet. Also, kann ich planen.“ Und die Kooperation mit Ganztagsschulen und Kitas ausbauen, ohne den Vorwurf zu riskieren, freie Mitarbeiter scheinselbständig zu beschäftigen.“ Beitrag von Anke Petermann vom 14. Mai 2019 beim Deutschlandfunk externer Link Audio Datei (Audiolänge: 4:20 Min., abrufbar bis zum 19. Januar 2038) – Wir erinnern an: [Petition] Schluss mit prekärer Beschäftigung von Honorardozenten an der Rheinischen Musikschule Köln

Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=149008
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