Machtmissbrauch in der Wissenschaft

„La ola feminista“ (Die feministische Welle)In den letzten Wochen und Monaten häufen sich die Vorwürfe gegen Vorgesetzte in der Wissenschaft, die ihre Mitarbeiter*innen oder Studierenden belästigen, mobben oder gängeln. Wir prognostizieren: Es wird leider noch weitere Skandale dieser Form geben. Denn das Wissenschaftssystem ist zutiefst patriarchal strukturiert. Despotismus und Missbrauch sind in diesem System angelegt – also keine Einzelschicksale, so traurig das auch ist. Professor*innen haben eine Machtstellung, die ihnen weit mehr Einfluss als normalen Arbeitgeber*innen zugesteht. Neben der Funktion als Chef*innen, sind sie Betreuer*innen und Prüfer*innen. Sie entscheiden nicht nur über Verträge und Arbeitszeiten, sondern auch über die Vergabe von akademischen Graden, geben Empfehlungen an Stiftungen oder Kolleg*innen aus, unterstützen bei Akquise von Geldern oder entscheiden über Publikationen. Sie sind unumgängliche Türsteher*innen auf dem Weg in die Wissenschaft. Wer das Wohlwollen der betrauten Professur verliert, steht ohne Gelder, ohne Referenz und meist ohne abgeschlossene Prüfung dar. Eine zweite Chance gibt es nur für die Wenigsten, weil Wissenschaft vielfach als lebensfüllende Beschäftigung daherkommt. Das heißt: Professor*innen verlangen nicht selten vollkommene Aufopferung und ständige Bereitschaft. Das wird schon im Studium als studentische Hilfskraft eintrainiert. Wer allerdings komplett von der aktuellen Betreuung vereinnahmt wird, hat kaum Möglichkeiten, sich so etwas wie ein zweites Standbein aufzubauen. (…) Genau wegen derartiger Verhältnisse sind chilenische Wissenschaftler*innen und Student*innen massenhaft auf die Straße gegangen und haben mehrere Institute besetzt. Viele der Aktionen, die als „La ola feminista“ (Die feministische Welle) bekannt geworden sind, wurden ausschließlich von Frauen* organisiert. Auch in Deutschland besteht die objektive Notwendigkeit einer solcher Bewegung.“ Beitrag vom 16.08.2018 auf Lernfabriken meutern! externer Link

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