Gewalt gegen Lehrer: Dramatisch entwickelt und gesteigert

Gewalt gegen Lehrer ist an Schulen keine Ausnahme mehr. Sie werden beleidigt, im Netz verunglimpft, körperlich attackiert. Das Thema war lange ein Tabu, sagt der Mobbing-Berater, Buchautor und ehemalige Lehrer Wolfgang Kindler. (…) Das ist ein schleichender Prozess. Das finden Sie auch bei Polizisten oder anderen Amtsträgern. Fast alle Amtsträger beklagen, dass sie in ihrer Rolle immer weniger wahrgenommen werden. Das hängt sicherlich mit vielen gesellschaftlichen Entwicklungen zusammen. Über Lehrer wird in der Öffentlichkeit sehr oft negativ berichtet. Das ist ein Prozess, der nicht von null auf hundert beginnt. Für mich beschreibt und fasst er eine längere gesellschaftliche Entwicklung zusammen…“ Das Gespräch führte Judith Schulte-Loh im WDR 5 Morgenecho vom 02.05.2018 externer Link Audio Datei. Siehe dazu:

  • Interview zu Gewalt an Schulen: „Aggression ist ein Mittel zur Selbstbehauptung“ New
    Nimmt die Gewalt an Schulen zu? Nein, sagt Psychologe Matthias Siebert. Und spricht über die Wirkung von Raufen nach Regeln, Helikopter-Eltern und die Beziehung zwischen Lehrer und Schüler. (…) Früher gab es nicht weniger Gewalt, sie wurde nur mehr tabuisiert und auch nicht so wichtig genommen. Heute schauen wir genauer hin, melden auch Beleidigungen und kleinere tätliche Angriffe. Daher kommt der Anstieg der Zahlen. Zur Sensibilisierung beigetragen haben besonders krasse Fälle von Gewalt, die Amokläufe an Schulen um die Jahrtausendwende. Seitdem machen sich Lehrkräfte, Initiativen, Politiker und auch wir Psychologen und Sozialarbeiter viele Gedanken darüber, wie wir Gewalt vermeiden können. Dass es heute Streitschlichter an den Schulen gibt, ist zum Beispiel eine enorm wichtige Maßnahme. (…) Von Lehrern und Erziehern wird heute in der Tat sehr viel erwartet. Wir wissen inzwischen, dass zur Schulbildung auch Beziehungsarbeit und -gestaltung gehört. Nur, wo es eine persönliche Beziehung zum Lehrer gibt, werden Schüler motiviert sein zu lernen. Für die individuelle Beziehungsarbeit aber fehlt oft die Zeit. Viele Lehrer sind sehr engagiert und versuchen, den Ansprüchen trotzdem gerecht zu werden. Andere hingegen ziehen eine Front zwischen sich und den Schülern. (…) Wir müssen uns auch als Gesellschaft Gedanken darüber machen, wie die Schule aussehen soll, was sie leisten kann und welche Zeit und Anerkennung Lehrer und Erzieher brauchen. Das pädagogische Personal besser zu unterstützen, ist auf lange Sicht eine große Aufgabe. Mit ihr sollten wir schon heute anfangen.“ Interview von Hannah Beitzer vom 9. Mai 2018 in der Süddeutschen Zeitung online externer Link
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