Rechter Traumjob: Wachschutz

Private Security-Firmen scheinen, wie im Fall von Amazon wieder deutlich wurde, eine eigentümliche Anziehungskraft auf Neonazis auszuüben – trotz der schlechten Arbeitsbedingungen und der miesen Bezahlung
Der US-amerikanische Internet-Versandhandel Amazon kommt derzeit aus den Schlagzeilen nicht wieder raus. Zum einen wegen der abenteuerlichen Bedingungen, unter denen die ausländischen Saisonarbeiterinnen in der bundesdeutschen Hauptfiliale in Hessen leben und arbeiten müssen. Und nicht zuletzt wegen der offenbar rechten Gesinnung der Wachleute, die im Auftrag des von Amazon angeheuerten Subunternehmens Hensel European Security Services (H.E.S.S.) die Unterkünfte der Saisonarbeiterinnen bewachen, und die ARD-Reporterin Diana Löbl und ihren Kollegen Peter Onneken einzuschüchtern versuchten
…“ Artikel von Birgit Gärtner in telepolis vom 19.02.2013 externer Link. Aus dem Text:

„… Doch rechte Wachleute gibt es nicht nur in Hessen. In Brandenburg beispielsweise sind mehr als 100 registrierte Nazis in dem Gewerbe tätig, und „beschützen“ u. a. auch Flüchtlingsunterkünfte. Fußballclubs beklagen, dass rechte Hooligans in die Stadien gelangen, weil ihre braunen Kumpanen bei der Security sie einfach durchwinken. Das lässt ahnen, dass Wachmänner eine wichtige Funktion innerhalb der rechten Szene haben, und erklärt, warum die häufig schlecht bezahlten Wachschutz-Jobs dort so begehrt sind. (…) Aber die Einsatzbereiche privater Securityfirmen sind weitaus vielschichtiger, ihnen werden auch Aufgaben übertragen, die eigentlich – wenn überhaupt – dem Staat oder den Kommunen obliegen: Schutz von Bahnhöfen, Flughäfen, Flüchtlingsunterkünften, Obdachlosenheimen, Fußballstadien, öffentlicher Veranstaltungen wie z. B. Public Viewing, und sogar militärischer Anlagen. Outsourcing nennt sich das, und soll dem Staat bzw. staatlichen Unternehmen und den Kommunen Geld einsparen. Dafür werden staatliche Aufgaben an private Personen übertragen, die mit Waffen ausgestattet zu Hilfssheriffs werden. Damit werden diese an sich kommunalen Aufgaben, und die sie ausführenden Personen, der öffentlichen Kontrolle entzogen. Für die betreffenden Wachmänner bedeutet das ein Quentchen Macht, trotz der unliebsamen Arbeitszeiten und der miesen Bezahlung. (…) Die Bundesagentur für Arbeit, die bislang eng mit H.E.S.S. kooperierte, prüft derzeit die Vorwürfe. So vermittelte das Kasseler Jobcenter Hartz-IV-Empfänger als 400-€-Jobber an H:E:S.S. Eigenen Angaben kann die Security-Firma nicht auf die Unterstützung des Jobcenters verzichten, nur 13 der insgesamt 40 Mitarbeiter seien vollzeitbeschäftigt, erklärte Firmenchef Patrick Hensel der Hessisch/Niedersächsischen Allgemeinen (HNA). Das bedeutet, dass auch die als rechtslastig in die Schlagzeilen geratene hessische Firma kräftig von den Steuerzahlern subventioniert wurde. Ob die so gerühmte Zusammenarbeit zwischen H.E.S.S. und Jobcenter Kassel weitergeführt wird, ist derzeit nicht abzusehen…“

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