Tumulte auf der Hauptversammlung der Deutschen Bank in Frankfurt

"Überflüssige" auf der Hauptversammlung der Deutschen Bank in FrankfurtPresseerklärung in einer e-mail an die Redaktion vom 23.5.2013

Eine Gruppe „Überflüssiger“, mit roten Pullis und weißen Masken ausstaffiert, versuchte heute Vormittag die Rednertribüne auf der Hauptversammlung der Deutschen Bank zu stürmen und störte minutenlang die Rede des Vorstandsvorsitzenden Anshu Jain. „Kapitalismus heißt Krise, heißt Krieg“ war auf ihrem Transparent auf deutsch und griechisch zu lesen. Bei dem Versuch, den Protest zu beenden, kam es zu Tumulten. „Wir sind die Überflüssigen, ihr macht alles zur Ware, häuft Reichtum für Wenige an, raubt Land, zerstört Menschenleben und den Planeten“, hieß es auf einem Flugblatt, das die Aktivisten in der Festhalle der Frankfurter Messe hinterließen. In Anlehnung an Bert Brecht fragten sie: „Was ist ein Überfall auf eine Bank gegenüber der Gründung einer Bank!“ Seit 2007 störten „Überflüssige“ wiederholt Auftritte von Unternehmen und Politikern oder tauchten überraschend in Jobcentern der Agentur für Arbeit auf. In dem verteilten Flugblatt heißt es:

Wir sind die Überflüssigen…

ihr macht alles zur Ware, häuft Reichtum für Wenige an, raubt Land, zerstört Menschenleben und den Planeten.Überflüssige auf der Hauptversammlung der Deutschen Bank in Frankfurt

Wir sind überflüssig gemacht von einem System das Kapitalismus heißt. Wir setzen uns Masken auf, denn in diesem System sind wir nur gesichtsloser, auszubeutender Rohstoff.

Wir sind hier, obwohl ihr uns nicht haben wollt. Wir zeigen, dass es uns gibt. Uns, die im Jobcenter fertig gemacht werden, nur weil wir nicht jeden Scheiß-Job machen, die wir uns unseren Mund nicht verbieten lassen; uns, die aus unserem Viertel wegziehen sollen, damit Immobilien nach Luxussanierung und Gentrifizierung mehr Profit abwerfen.

Wir wollen eine andere Welt. Uns reicht nicht das Versprechen auf ein kleines Stück vom Kuchen, das wir sowieso nur bekommen sollen, wenn wir euer Spiel mitspielen. Wir wollen die Spielregeln selbst bestimmen. Wir wollen die ganze Bäckerei.Überflüssige auf der Hauptversammlung der Deutschen Bank in Frankfurt

Deshalb kämpfen wir gegen dieses System, denn es zwingt uns in einer Welt voller Ausbeutung und Krieg zu leben, voller Diskriminierung und Rassismus, voller Elend und Armut. Eine Welt in der nur das Recht des Stärkeren gilt, Menschen und Umwelt nur etwas wert sind, wenn sie sich der geltenden Verwertungslogik unterwerfen. Eine Welt, in der Menschen vor Hunger sterben, weil ihr Land raubt, wie in Mali, Sierra Leone, Philippinen, ihr mit Nahrungsmitteln zockt und daran Milliarden verdient.

Wir wollen nicht in einer Welt leben, wo Menschen vor Hunger und Mord fliehen, dabei ihr Leben riskieren müssen und in Lager gesperrt werden.

Beispiel Griechenland: Ihr beratet die Kanzlerin, die dem Land eine beispiellose Sparpolitik diktiert. Die Folgen sind Arbeitslosigkeit, Armut, Hunger, Obdachlosigkeit und immer mehr Selbstmorde. Ihr macht dabei gute Geschäfte und fordert weitere Privatisierungen, um Griechenland zum  Billiglohnland zu machen. Doch die Menschen haben die Schnauze von euch voll und wollen ihr Leben zurück.Überflüssige auf der Hauptversammlung der Deutschen Bank in Frankfurt

Auch wir machen das nicht mehr mit und ändern das Programm. Gemeinsam überwinden wir, was uns alle von einem schönen Leben trennt. Wir nehmen uns unsere Welt zurück.

Wir machen unser eigenes Programm: Enteignet die Banken! Was ist ein Überfall auf eine Bank gegenüber der Gründung einer Bank! (B.B.)

Wir sind die Überflüssigen.
oι παραπανήσιοι

Siehe dazu auch

  • „Nice to see you Deutsche Bank“ grüßen Kriegsgegner/innen, Occupistas, NoTroika-Aktive und Überflüssige. Lautstarker Protest und Tumult vor und „Überflüssige“ in der Hauptversammlung der Deutschen Bank.
    Bericht von online.red vom 23. Mai 2013 externer Link
  • Deutsche-Bank-Hauptversammlung: Aktivisten unterbrechen Jain-Rede
    Es wird zur Routine: Nach einer außerordentlichen Hauptversammlung läuft das zweite Aktionärstreffen der Deutschen Bank begonnen. Co-Chef Anshu Jain spricht Deutsch, Demonstranten stören die Veranstaltung…“ Meldung beim Handelsblatt online vom 23.05.2013 externer Link
  • Kriegstreiber“: Proteste gegen Deutsche Bank
    Bei der Hauptversammlung der Deutschen Bank kam es zu Zwischenfällen mit Kritikern des Unternehmens. Meldung bei DiePresse.com vom 23.05.2013 externer Link.  Aus dem Text: „… Während der indischstämmige Jain seine erste öffentliche Rede auf Deutsch hielt, erhoben sich Aktivisten und unterbrachen den Vortrag mit Zwischenrufen wie „Krisenprofiteure“ und „Kriegstreiber“. Damit spielten sie offenbar auf Geschäfte der Bank mit Rüstungsfirmen an und kritisierten den Konzern stellvertretend für andere Institute als Profiteur der Finanzkrise. Die Aktivisten wurden von Sicherheitskräften aus dem Saal getragen…“
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=35716
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