Tarifergebnis bei privaten und öffentlichen Banken 2019: »Da steppt der Bär«

Tariferrunde bei privaten und öffentlichen Banken 2019Im Endeffekt hat Verdi für die Beschäftigten im Bankenbereich ein Ergebnis von 1,7 Prozent pro Jahr erzielt, bei mehreren »Nullmonaten« und einer Laufzeit von 29 Monaten, was nicht mal einem Inflationsausgleich entspricht. Der angedachte Tarifvertrag für die Auszubildenden und die Überarbeitung der Eingruppierungsmerkmale sind dabei nur Kosmetik. Arbeitszeitverkürzung war nie ein Thema, obwohl die Arbeitszeit seit nunmehr 30 Jahren auf 39 Stunden/Woche für die Vollzeitkraft festgeschrieben ist. Darüberhinaus gilt der Tarifvertrag nicht für die Beschäftigten der Volks- und Raiffeisenbanken, weil deren Arbeitgeberverband schon seit 15 Jahren Verhandlungen mit Verdi ablehnt und statt dessen mit dem DBV (einer »gelben« Gewerkschaft) verhandelt. Was Verdi als Streiks bezeichnet, war nur »das letzte Aufgebot«. Wenn am Bankenstandort 70.000 Beschäftigte im Bankenbereich arbeiten, Verdi zu einer »kämpferischen Mittagspause« aber nur 500 Beschäftigte »uff die Gass« bringt, dann ist das ein Armutszeugnis. Entsprechende Reaktionen gibt’s im Blog von Verdi Banken. Von mehr als 150 Teilnehmern spricht sich lediglich eine Handvoll für die Annahme aus, andere reagieren mit Frust oder Zorn. »Da steppt gerade der Bär.« Dass dem so ist, ist aber von Verdi selbst verschuldet. Weniger Personal, weniger Geld, weniger Bildungsmaßnahmen und der Mangel an einer gemeinsam erarbeiteten politischen Überzeugung (Interessengegensatz zwischen Kapital und Arbeit anstelle der Sozialpartnerschaft) und deren Vermittlung in den Betrieb führen zu einem kontinuierlichen Niedergang von Verdi in diesem Fachbereich. Seit gestern ist bekannt, dass 20.000 Beschäftigte bei der Deutsche Bank AG ihren Job kurzfristig verlieren sollen. Jetzt müssten die roten Fahnen ausgerollt, die Megaphone »geölt« werden und die Druckerpressen heißlaufen, aber Verdi betreibt weiterhin »Business as usual«. Der Niedergang wird wohl nicht aufzuhalten sein.“ Leserbrief »Da steppt der Bär« von Peter Balluff externer Link zum Artikel „Finanzgeschäfte: Auch Banker brauchen Geld“ in der jungen Welt vom 05.07.2019 externer Link, siehe dazu auch Infos bei ver.di:

  • ver.di erzielt Tarifergebnis bei privaten und öffentlichen Banken
    In der fünften Runde der Tarifverhandlungen für die rund 200.000 Beschäftigten bei privaten und öffentlichen Banken haben sich die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) und die Arbeitgeber auf ein Tarifergebnis geeinigt. Die Entgelte für Bankbeschäftigte steigen in zwei Stufen um insgesamt 4,0 Prozent. Der Gehaltsabschluss wird ergänzt durch zahlreiche Tarifregelungen zu Gesundheit und Qualifizierung sowie Verhandlungsvereinbarungen zur Modernisierung von Tarifverträgen. „Nach fünf Verhandlungsrunden mit 45 Verhandlungsstunden haben wir ein umfangreiches Gesamtpaket ausgehandelt, das eine deutliche Verbesserung gegenüber dem letzten Arbeitgeberangebot darstellt“, sagte ver.di-Bundesvorstandsmitglied und Verhandlungsführer Christoph Meister. „Dies wäre ohne die 12.000 streikenden Bankbeschäftigten allein in den letzten drei Wochen nicht möglich gewesen.“ ver.di wird nun eine Mitgliederbefragung über das Tarifergebnis durchführen. Die ver.di-Tarifkommission empfiehlt den Mitgliedern die Annahme des Ergebnisses. Im Einzelnen sieht das gegenüber dem bisherigen Verhandlungsstand deutlich verbesserte Verhandlungsergebnis bei einer Laufzeit von 29 Monaten stufenweise Erhöhungen der Entgelte um insgesamt 4,0 Prozent vor. Zum 1. September 2019 steigen die Entgelte um 2,0 Prozent, und zum 1. November 2020 werden die Entgelte um weitere 2,0 Prozent erhöht. Alle Auszubildenden erhalten 60 Euro mehr pro Monat und sollen bei erfolgreichem Abschluss ihrer Ausbildung übernommen werden. Zudem wurde vereinbart, Verhandlungen über die Aktualisierung der Eingruppierungsrichtlinien und über einen eigenständigen Ausbildungstarifvertrag aufzunehmen. Alle Beschäftigten haben einen Anspruch auf ein jährliches Qualifizierungsgespräch und sollen passgenaue Qualifizierungsmaßnahmen erhalten. Mit dem Tarifvertrag, der bis zum 30. Juni 2021 gilt, wird erstmals im Bankgewerbe Arbeitsbefreiung für alle gesundheitlichen Vorsorgeuntersuchungen eingeführt.“ Pressemitteilung vom 04.07.2019 externer Link
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=151322
nach oben