[Offener Brief] Brauchen wir überhaupt einen neuen „Bahnchef“?

Schienenabbaukonzern Deutsche Bahn. Bündnis Bahn für Alle zum Alternativen Geschäftsbericht der DB AG 2015„Nach dem aus externer Sichtweise überraschenden Rücktritt von Dr. Rüdiger Grube als Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bahn AG sollte nicht eine hektische Suche nach einem Nachfolger in dessen früherer Funktion einsetzen, sondern erst einmal Nachdenken angesagt sein. (…) Ein neuer Bahnchef in der alten Struktur würde es erneut schwer haben, im deutschen und europäischen Regulierungsrahmen des Eisenbahnverkehrs allen grundverschiedenen Anforderungen nachzukommen und die überzogenen Erwartungen zu erfüllen. Also sollte diese Position zunächst nicht nachbesetzt werden, vielmehr sollten zwei Bahn-Manager mit klarem Auftrag, einmal für die Infrastruktur und zum anderen für die Verkehrsleistungen, gestärkt und unbelastet von vermeintlichen Gesamtkonzerninteressen an die Arbeit gehen.“ Offener Brief der GDL zusammen mit sieben Kennern der Deutschen Bahn vom 6. Februar 2017 externer Link und zwei weitere Positionierungen zu Grubes Abgang:

  • Grubes Abtritt – Chance für einen radikalen Neustart
    „Stell dir vor, der Bahnchef haut ab und kein Eisenbahner merkt etwas: Trotz der Fahnenflucht von Konzernchef Rüdiger Grube und der subsequenten Führungskrise im Bahntower rollen die Züge weiter. Während die »Häuptlinge« ratlos sind, gehen die »Indianer« im Betriebsdienst ihrer Arbeit nach. Ein Hinweis darauf, dass es letztlich nicht auf abgehobene Manager mit Millionengehältern ankommt, sondern auf Sachverstand, Flexibilität, Erfahrung und Engagement der Fachleute an der Basis. Grubes Abtritt und das Vakuum an der Konzernspitze bieten darüber hinaus die Chance eines Bruches mit der Vergangenheit, zu einem echten Neuanfang. Nicht die Frage nach dem neuen Kopf sollte im Mittelpunkt stehen, sondern eine schonungslose Bilanzierung des Zustands von Bahn und Verkehrspolitik. 23 Jahre Bahnreform, Liberalisierung, Privatisierung, Filetierung und Rosinenpickerei haben tiefe Spuren hinterlassen. Vollmundige Versprechen gingen nicht auf. Der Anteil der Schiene am gesamten Verkehrsaufkommen stagniert. (…) Statt abgehobener Juristen, Betriebswirte, Luftfahrt- und Automanager braucht die DB wieder Eisenbahnfachleute an ihrer Spitze. Infrastruktur und Betrieb gehören zusammen, in öffentliche Hand und unter demokratische, transparente Kontrolle. Statt Profitorientierung und Verdrängungswettbewerb brauchen wir die Vereinigten Staatsbahnen von Europa.“ Beitrag von Hans-Gerd Öfinger vom 3. Februar 2017 bei bahnvonunten.de externer Link
  • „Der neue Bahnchef muss für die Bahn brennen!“ Verkehrsexperten fordern Fachleute statt Polit-Prominenz an DB-Spitze
    „Der Posten des Vorstandsvorsitzenden („Bahnchef“) der Deutschen Bahn AG ist seit dem Rücktritt von Rüdiger Grube vakant. Die Deutsche Bahn hat seit der Bahnreform darunter gelitten, dass immer wieder Bahnchefs berufen wurden, die vom Schienenverkehr und den deutschen Mobilitätsstrukturen wenig Ahnung hatten, ohne eine verkehrs- und klimapolitische Vision waren und – vor allem auf Druck der Finanzminister – als die „großen Sanierer und Rationalisierer“ auftraten, allen voran Hartmut Mehdorn. So wurde aus dem „Unternehmen Zukunft“ ein „Unternehmen Abbau“ (Personal, Infrastruktur, Systemqualität). Eine weitere solche Fehlbesetzung kann sich die deutsche Bahn- und Verkehrspolitik nicht leisten. Jetzt müssen endlich die klimapolitischen Herausforderungen abgearbeitet und sinnvolle Wege aus dem Stau gesucht werden. Und das geht nur mit einem wirklich kompetenten Bahnchef. Welche Kriterien für die Suche maßgeblich sein sollten, liegt auf der Hand. An solchen Prüfsteinen sind Personalvorschläge zu messen. Bürgerbahn statt Börsenbahn hilft der Bundesregierung und den Parteien gern bei einem wirklich zielführenden Suchverfahren…“ Presseerklärung vom 3. Februar 2017 der Bahnfachleutegruppe Bürgerbahn statt Börsenbahn (BsB) im Bündnis Bahn für Alle externer Link
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=111575
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