Tarifrunde Chemie 2015: Forderungsempfehlung: 4 bis 5 Prozent mehr und Entlastung für ältere Beschäftigte

Tarifrunde Chemie 2015Der Hauptvorstand der IG BCE hat am Montag (10. November 2014) die Leitplanken für die kommende Chemie-Tarifrunde gesetzt und einstimmig eine Forderungsempfehlung beschlossen. Danach sollen die Entgelte zwischen 4 und 5 Prozent steigen, die Laufzeit des neuen Tarifvertrags soll zwölf Monate betragen. Außerdem will die Gewerkschaft das Abkommen „Lebensarbeitszeit und Demografie“ weiter entwickeln und den bestehenden Demografiefonds ausbauen. Dabei geht es um bessere Rahmenbedingungen für gute und gesunde Arbeit, die Weiterentwicklung von lebensphasenorientierten Arbeitszeitmodellen und ein hohes Niveau der Nachwuchssicherung. (…) Die Forderungsempfehlung des IG-BCE-Hauptvorstands ist Grundlage für die jetzt beginnende Diskussion in den rund 1900 Chemie-Betrieben. Die Ergebnisse werden in den elf Tarifregionen zusammengeführt, am 22. Januar kommt die Bundestarifkommission zusammen und beschließt endgültig über die Forderung. Die Verhandlungen werden aller Voraussicht nach Ende Januar auf regionaler Ebene aufgenommen. Der Chemie-Flächentarifvertrag gilt für rund 550.000 Beschäftigte.“ Pressemitteilung vom 10.11.2014 externer Link. Siehe dazu:

  • Chemie-Tarifrunde / Abschluss: 2,8 Prozent Entgelterhöhung und 412 Euro mehr für den Demografiefonds
    IG BCE und Chemie-Arbeitgeber haben in der vierten Verhandlungsrunde am Freitag (27. März) ein Ergebnis unter Dach und Fach gebracht. Die Entgelte der 550.000 Beschäftigten steigen um 2,8 Prozent, die Ausbildungsvergütungen um 40 Euro. Außerdem wird der betriebliche Demografiefonds von 338 auf 750 Euro pro Beschäftigten und Jahr aufgestockt…“ IG BCE-Meldung vom 27.03.2015 externer Link, darin der Tarifabschluss im Einzelnen. Siehe dazu:

    • Anmerkung von Dieter Wegner (Jour fixe Gewerkschaftslinke Hamburg): Einmal Sozialpartner – immer Sozialpartner
      Der Hamburger IG BCE-Vorsitzende, Jan Eulen, sagte: Wir können auch anders! Wie sich wieder gezeigt hat: Sie können nicht anders. Auch wenn viele Mitglieder den Drohgesten des Vorstandes geglaubt hatten. Sie können nur Sozialpartnerschaft. Und vor der Austragung von Konflikten haben sie Angst. Sie sind einer Fiktion verhaftet, der sie seit Jahrzehnten hinterherlaufen: Daß Sozialpartnerschaft zwischen Ausbeutern und Ausgebeuteten, zwischen Fuchs und Gans möglich sei. Die langandauernde freundliche Behandlung durch die Kapitalseite für die Stellvertreter der Ausgebeuteten ist zu Ende. Die Stellvertreter sind ratlos und fallen in ein schwarzes Loch. Die Wut über den Abschluß ist groß. Erst wenn der Druck noch größer wird und sich die Wut in Widerstand organisiert müssen sie anders. Noch handeln sie nach altem Schema: Sie „öffnen Ventile“ (Landesbezirksleiter Ralf Becker) und machen sie wieder zu. Die Mitglieder sind also Objekte (hier Luft) für sie. Die Tarifrunde war für die KollegInnen Basis-Verarschung.
  • Großdemonstration der IG BCE am 25.3. in Hamburg: Nur betteln um Sozialpartnerschaft wie schon beim Neupack-Streik?
    „Ralf Becker, Leiter des Landesbezirks Nord der IG BCE: “Wir legen es nicht auf einen Arbeitskampf an, aber wenn es nötig wird, sind wir dazu bereit. Die Arbeitgeber gefährden mit ihrer Provokation und ihrer blockierenden Haltung alles, was wir in den letzten Jahrzehnten aufgebaut haben. Es ist unverhältnismäßig, wegen einer Tarifrunde die Sozialpartnerschaft der Chemieindustrie aufs Spiel zu setzen. Die Verhandlungen in Stuttgart sind die letzte Chance, in freien Verhandlungen zu einem Ergebnis zu kommen. Dafür demonstrieren wir.“ Die IG BCE fordert 4,8 Prozent Lohnerhöhung. (Leider keine Festgeldforderung, keine Abschaffung von Leiharbeit und Werkverträgen!)…“ Artikel im Jour Fixe Info 14-2015 vom 21.03.2015 externer Link. Aus dem Text: „Vor den Toren, auf den Straßen und Plätzen wird die IG BCE Flagge zeigen. Die Arbeitgeber spielen mit dem Feuer. Sie sollten wissen: Die IG BCE ist kampfbereit und hat einen langen Atem“.Becker, Hausmann und der gesamte Hauptvorstand scheinen überrascht und irritiert zu sein. Jahrzehntelang ging es schiedlich-friedlich, bei jeder Tarifverhandlung ein paar Prozente herauszuholen, höchstens mit ein bischen Säbelrasseln und Androhung von Protest. Beide, Kapitalisten und Gewerkschaftsführer, waren im Einverständnis, daß es Spielzeugsäbel waren. Nun aber spielen die Arbeit“geber“ nicht mehr mit und die Gewerkschaftsführer sind irritiert und ratlos. Aber kann man dem glauben, die IG BCE sei kampfbereit und habe einen langen Atem?! (…) Wieder, wie beim Neupack-Streik mit dem Anspruch, auf gleicher Augenhöhe zu verhandeln. Hausmann und Co haben nicht kapiert, daß gleiche Augenhöhe kein natürlicher Zustand zwischen Kapital und Arbeit ist sondern sich erkämpft werden muß. Durch Appelle und Anbetteln es Gegners erreicht man keine „gleiche Augenhöhe“, nur durch Kampf, den Gegner schädigen und wehtun – durch Respektverschaffung…“
  • Chemie Branche – Erster Tarifkonflikt seit Jahrzehnten
    „Der letzte Streik in der deutschen Chemiebranche liegt mehr als vier Jahrzehnte zurück. Seitdem einigen sich die Tarifparteien meist rasch und geräuscharm. Doch nun liegen die Vorstellungen von Arbeitgebern und Arbeitnehmern weit auseinander, es brodelt gewaltig…“ Artikel von Stefan Sauer in der Frankfurter Rundschau vom 19.03.2015 externer Link Aus dem Text: „Zwischen der Forderung der Chemiegewerkschaft und dem Angebot der Arbeitgeber lagen Welten. Mindestens elf Prozent mehr Lohn verlangte die IG Chemie, höchstens 6,5 Prozent wollten die Chemie- und Pharmaunternehmen drauf legen. Nach ergebnislosen Tarifverhandlungen und Schlichtungsversuchen kam es im Frühsommer zu Streiks, zunächst mit mäßiger, dann mit breiter Beteiligung. (…) Seit dieser gefühlten Ewigkeit hat es in der deutschen Chemie- und Pharmaindustrie keinen Streik mehr gegeben. (…) Nun aber scheint es mit dem friedlichen Miteinander vorbei zu sein. Nach mehreren ergebnislosen Verhandlungsrunden hat die IG BCE ihre Mitglieder für den heutigen Donnerstag in Frankfurt-Höchst und Berlin zu Demonstrationen aufgerufen, am Samstag folgt eine Großkundgebung in Köln, in der kommenden Woche ist eine Demo in Ludwigshafen angekündigt. Die IG BCE fordert für die 550 000 in der Chemie- und Pharmaindustrie Beschäftigten 4,8 Prozent mehr Lohn, einen Ausbau des Demographie-Fonds sowie ein Plus der Azubi-Entgelte von 60 Euro im Monat. Demgegenüber bietet der Bundesarbeitgeberverband Chemie (BAVC) 1,6 Prozent und 200 Euro pro Beschäftigten im Jahr 2016 als Demographie-Betrag, was der Höhe der bisherigen Zahlungen entspricht…“
  • Arbeitgeber spielen mit dem Feuer
    Die Tarifverhandlungen für die 550.000 Beschäftigten in der chemischen Industrie sind am Dienstag (24. Februar) ohne Ergebnis geblieben. Die Arbeitgeber legten kein Angebot vor. Die Gespräche werden am 12. und 13. März in Neuss fortgesetzt. Die IG BCE fordert eine Anhebung der Entgelte um 4,8 Prozent bei einer Vertragslaufzeit von zwölf Monaten. Außerdem will die Gewerkschaft den Tarifvertrag „Demografie und Lebensarbeitszeit“ weiter entwickeln und den Demografiefonds ausbauen...“ IG BCE-Meldung vom 24.02.2015 externer Link
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=69658
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