Drohende Ausgliederung von BAYER MaterialScience: Sicherung der Arbeitsplätze gefordert

Dossier

BAYERMaterialScienceDie Private-Equity-Firmen Advent, Carlyle, Cinven, CVC und KKR haben die Kunststoffsparte von BAYER ins Visier genommen. Angesichts der Größe des Geschäfts – der Kaufpreis dürfte bei rund elf Milliarden Euro liegen – planen die Beteiligungsgesellschaften ein Konsortium. Zu erwarten sind negative Auswirkungen für die mehr als 14.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Jan Pehrke vom Vorstand der Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG): „Das Interesse der Heuschrecken verheißt nichts Gutes. Wir befürchten eine Parzellierung von BAYER MaterialScience, die Vernichtung weiterer Arbeitsplätze und eine Absenkung der Löhne – so wie bei vielen Firmenübernahmen durch Private-Equity-Firmen zuvor“. […] Im März 2015 wird das Antwerpener BAYER-Werk seinen 50. Geburtstag begehen – den meisten Arbeitern ist aber nicht nach Feiern zu Mute.[…] Unter dem Dach von MaterialScience befinden sich zahlreiche hochgefährliche Anlagen, zum Beispiel die Produktion von Polyurethan und Polycarbonat, bei der große Mengen toxischer Stoffe wie Chlor, Ammoniak, Kohlenmonoxid sowie das ehemalige Kampfgas Phosgen eingesetzt werden. Philipp Mimkes vom Vorstand der CBG befürchtet daher auch Konsequenzen für die Anlagensicherheit: „Die künftigen Besitzer werden versucht sein, die Kosten für Wartung, Personal und Feuerwehr weiter abzusenken. Dies führt automatisch zu höheren Störfallrisiken. Da Bayer MaterialScience einige der – nach Atomkraftwerken – gefährlichsten Industrieanlagen in Deutschland betreibt, ist dies für die Öffentlichkeit von größtem Interesse. BAYER muss sicherstellen, dass die Betriebssicherheit durch den Verkauf nicht verringert wird…“ Pressemitteilung der Coordination gegen BAYER-Gefahren vom 30.10.2014 externer Link. Siehe dazu:

  • Bayer-Vorstand gerät wegen Covestro prompt in die Kritik
    Kaum hat Bayer den neuen Namen für seine Kunststoff-Sparte Material Science enthüllt, übt die „Coordination gegen Bayer-Gefahren“ fundamentale Kritik an der Strategie des Konzerns: Der Bayer-Vorstand dokumentiere mit der Ausgliederung des Kunststoff-Bereichs, dass er „den ökologischen Umbau verschlafen“ habe. Covestro sei nicht darauf vorbereitet, dass Erdöl als Grundlage für Kunststoffe zunehmend von nachwachsenden Rohstoffen verdrängt werde. Auch biologisch abbaubare Produkte gebe es kaum im Portfolio der Sparte. „Noch immer basiert die Produktion dort zu über 90 Prozent auf fossilen Rohstoffen“, sagt Philipp Mimkes aus dem Vorstand der „Coordination“…“ Artikel des Leverkusener Anzeigers vom 03.06.2015 externer Link
  • Der große Ausverkauf – Nicht genug Rendite: BAYER stößt seine Kunststoff-Sparte ab
    „Unter dem Druck von Finanzinvestoren wie BLACKROCK trennt sich BAYER erbarmungslos von allen Geschäftsteilen, die den Umsatz-Vorgaben nicht genügen. Neuester Fall: Die Kunststoff-Sparte BAYER MATERIALSCIENCE (BMS), welche im nächsten Jahr ausgegliedert werden soll. „Heuschrecken“ wie Advent, Carlyle, Cinven und KKR haben bereits Interesse an einer Übernahme bekannt. Die16.000 Beschäftigten sehen einer ungewissen Zukunft entgegen. Besonders in den USA, wo der Multi die Gewerkschaften aus fast allen Werken herausgedrängt hat, steht ein sozialer Kahlschlag bevor. Die Gewerkschaften taten alles, um die Pläne zu stoppen, mussten sich nach massiven Erpressungen aber dem Vorstand beugen. Der Schritt sei, „durch die Arbeitnehmer-Vertreter im Aufsichtsrat, trotz intensivster Beratungen, nicht zu verhindern gewesen“, bekannte die IG BCE resigniert. Welche Entwicklung nun droht, zeigt der Weg von BAYERs ehemaliger Chemie-Sparte, die vor zehn Jahren unter dem Namen LANXESS an die Börse ging. Seither vernichtete das Unternehmen Tausende Arbeitsplätzeund schloss zahlreiche Werke…“ Artikel der Coordination gegen BAYER-Gefahren in der taz Beilage vom Mai 2015 externer Link  Siehe dazu:

  • „Arbeitsplatzvernichtung & Lohndumping im großen Stil!“
    „Meine Damen und Herren, guten Tag, mein Name ist Axel Köhler-Schnura. Ich spreche in eigenem Namen, vertrete darüber hinaus die Coordination gegen BAYER-Gefahren und den Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre sowie mehrere Hundert KleinaktionärInnen, die ihre Stimmrechte übertragen haben. Zunächst möchte ich zurückkommen auf den Film, der uns heute Vormittag gezeigt wurde. Meine Damen und Herren, er handelte vom Klimawandel. Aber ich musste staunen, es ging mit keinem einzigen Wort um die Verantwortung, die BAYER als einer der weltweit großen Klimakiller für die heraufziehende Klimakatastrophe trägt; nein, es ging darum, wie BAYER mit neuen tollen Produkten die Landwirtschaft trotz des Klimawandels am Laufen halten will. Meine Damen und Herren, das ist Zynismus pur. Erst wird die Umwelt ruiniert und dann werden Produkte synthetisch, gentechnisch und sonst irgendwie kreiert und angeboten, die unter den ruinierten ökologischen Bedingungen noch bestens funktionieren…“ Rede von Axel Köhler-Schnura auf der BAYER-Hauptversammlung vom 27.05.2015 in der CBG Dokumentation externer Link  Aus dem Text: „MaterialScience ist nicht die erste sogenannte Ausgliederung bei BAYER. 2004 beispielsweise war es LanXess. Und gerade der Fall LanXess zeigt, was „Ausgliederung“ in Wahrheit bedeutet: Lohndumping und Vernichtung von Arbeitsplätzen im großen Stil. (…) Meine Damen und Herren, der brutale Sozialkahlschlag bei MaterialScience wird ca. 17 Tsd. Menschen und ihre Familien treffen, also insgesamt etwa 50 bis 60 Tsd. Menschen. Den GewerkschaftsvertreterInnen im Aufsichtsrat ist das klar. Entsprechend haben sie sich heftig gegen die Abspaltung gewehrt. Im Ergebnis konnten sie wenigstens eine sogenannte Arbeitsplatzgarantie durchsetzen. Doch leider mit einem Verrat an den ausländischen BAYER-KollegInnen: Denn die sogenannte Arbeitsplatzgarantie, von der im übrigen noch lange nicht sicher ist, was sie überhaupt garantieren wird, gilt nämlich nur für die bundesdeutschen KollegInnen…“
  • Die Ausgliederung der Kunststoff-Sparte Bayer MaterialScience (BMS) – Gegenantrag auf Bayer-Hauptversammlung: Der Aufsichtsrat wird nicht entlastet
    „Die Ausgliederung der Kunststoff-Sparte Bayer MaterialScience (BMS) droht zu Lasten der Belegschaft zu gehen, vor allem im Ausland. Zudem entzieht sich BAYER der Verantwortung für die Sicherheit der extrem gefährlichen Anlagen. Im September 2014 gab der BAYER-Konzern dem Druck der Finanzmärkte nach und verkündete die Ausgliederung der Kunststoff-Sparte Bayer MaterialScience. In der Absicht, die bereits zweistellige Gewinnmarge noch weiter zu erhöhen, hatten Investoren seit Jahren auf diesen Schritt gedrängt. Im Oktober gaben die Private Equity-Firmen Advent, Carlyle, Cinven und KKR ihr Interesse an einer Übernahme bekannt. Leidtragende dieser Entwicklung sind die mehr als 15.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Um die Kunststoff-Sparte im Unternehmen zu halten, waren ihnen in den vergangenen Jahren zahlreiche Zugeständnisse abgepresst worden. So hatte BAYER mittels mehrerer „Effizienz-Programme“ über 2.000 Arbeitsplätze vernichtet, mehrere Werke geschlossen und Bonus-Zahlungen gestrichen. Nun zeigt sich, dass diese Opfer umsonst waren…“ Stellungnahme der Coordination gegen BAYER-Gefahren vom 27.03.2015 externer Link
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=68923
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