[VEM Motors in Wernigerode] CGM bekommt mehr, als die „moderate und kostenneutrale“ IG Metall Halberstadt wollte!?

Warnstreik der IG Metall bei VEM Motors in Wernigerode für Tarifvertrag Im Werk Wernigerode von VEM Motors versucht die IG Metall seit einiger Zeit, einen Tarifvertrag für die etwa 450 Kolleginnen und Kollegen durchzusetzen. Die Geschäftsführung hat in der vergangenen Woche einen Vertrag abgeschlossen, allerdings mit der Christlichen Gewerkschaft Metall (CGM). Was genau ist da passiert? (…) Die Kollegen sind schockiert. Hier wurde hinter dem Rücken der Belegschaft etwas vereinbart. Wenn die Mehrheit der Belegschaft einen IG-Metall-Tarifvertrag möchte und dann plötzlich der Arbeitgeber mit einer ganz anderen Gewerkschaft kommt, in der kein Mensch Mitglied ist, dann löst das große Irritationen aus. Die Leute fühlen sich nicht ernstgenommen, nicht wahrgenommen. (…) Es ist nicht belegbar, aber gerüchteweise haben wir davon gehört, dass die Geschäftsführung Investitionen und auch den Standort an sich in Frage stellt, wenn weiter darauf beharrt wird, einen Tarifvertrag mit der IG Metall abzuschließen. Der deutsche Geschäftsführer hat zwar mehrfach gesagt, dass der chinesische Eigentümer es richtig findet, mit der CGM einen Tarifvertrag abzuschließen. Das bezweifeln wir als IG Metall. Und selbst wenn es so war, bezweifeln wir, dass der chinesische Investor wirklich alle Informationen von der deutschen Geschäftsführung bekommen hat. Der Fall ist extrem ungewöhnlich, weil chinesische Investoren dafür bekannt sind, dass sie deutsches Recht, die deutsche Mitbestimmung und eben auch die IG Metall als Sozial- und Vertragspartner anerkennen. (…) Wir haben dem Arbeitgeber Verhandlungstermine vorgeschlagen. Wir werden sehen, ob er darauf eingeht. Wenn nicht, geht der Arbeitskampf weiter. Und parallel bereiten wir gerade die Kontaktaufnahme mit dem chinesischen Eigner vor. Wir umgehen das deutsche Management, indem wir uns direkt nach China wenden, um dort für unser Anliegen Gehör zu finden.“ Interview von Nico Popp mit Janek Tomaschefski (Gewerkschaftssekretär bei der IG Metall Halberstadt) in der jungen Welt vom 28.09.2018 externer Link: „»Christliche« Scheingewerkschaft torpediert in Wernigerode Tarifverhandlungen der IG Metall“, siehe zum Hintergrund die Darstellung der IG Metall Halberstadt:

  • Erneut Warnstreik der IG Metall bei VEM da chinesischer Investor Billigtarif für Elektromotorenbauer abschließt.
    Die IG Metall Halberstadt hat die Beschäftigten der VEM motors GmbH in Wernigerode heute in der Zeit von 5 bis 7 Uhr zu einem 2. Warnstreik vor dem Werkstor aufgerufen. Der Warnstreik richtete sich nicht gegen den chinesischen Investor, sondern dagegen dass die deutsche Geschäftsführung der IG Metall sagt es sein kein Geld da und dann plötzlich und heimlich einen Billigtarifvertrag mit einer christlichen Gewerkschaft abschließt. Das ist ein Täuschungsmanöver, denn dieser Vertrag gilt nur für die Mitglieder der christlichen Gewerkschaft, deren Zahl nach Kenntnis der IG Metall am Standort Wernigerode Null ist. (…) Das Traditionsunternehmen VEM motors in Wernigerode wurde nach einer wirtschaftlichen Schieflage im Jahr 2017 von einem chinesischen Investor aufgekauft und befindet sich momentan in einer Konsolidierungsphase. Am Dienstag, den 18. September 2018 war die Überraschung für die IG Metall-Verhandlungskommission groß. Die Geschäftsleitung der VEM motors GmbH erschien nicht zu einem Verhandlungstermin, den sie selbst vorgeschlagen hatte. (…) In einer Betriebsversammlung am Mittag desselben Tages, erklärte die Geschäftsleitung, sie habe im Namen des chinesischen Eigentümers Herrn Jianyu Wang einen Tarifvertrag mit der Christlichen Gewerkschaft Metall (CGM) abgeschlossen. Dieser beinhaltet sogar zum großen Erstaunen der Anwesenden mehr Volumen, als die IG Metall zuvor gefordert hatte. VEM hatte gegenüber der IG Metall stets erklärt, für einen Tarifvertrag mit der IG Metall sei kein Geld vorhanden. Die Forderungen der IG Metall Verhandlungskommission sind deshalb bis dahin moderat und kostenneutral gewesen (…) Aus Sicht der IG Metall ist der CGM Tarifvertrag bei VEM nur ein politisches Täuschungsmanöver, das gerade mal für die nächsten zwei Jahre einen Inflationsausgleich und einen Flickenteppich von tariflichen Regelungen beinhaltet. Zukunftsweisende Tarifverträge in Zeiten des Fachkräftemangels sehen anders aus. Die Vertrauensleute beschlossen deshalb, auf dieses unakzeptable Vorgehen der Geschäftsleitung entsprechend zu reagieren. Ferner weist die IG Metall darauf hin, dass ein Tarifvertrag immer nur für die entsprechenden Gewerkschaftsmitglieder gilt. Nach Kenntnis der IG Metall hat die CGM in dem Wernigeröder Standort keine Mitglieder. Die Überwiegende Mehrheit der Beschäftigten ist jedoch Mitglied der IG Metall. Für diese Mitglieder fordert die IG Metall auch einen Tarifvertrag. (…) Das Unternehmen in Wernigerode hatte bisher einen Tarifvertrag mit der Christlichen Gewerkschaft Metall. Die ca. 450 Beschäftigten am Standort waren mit diesem Tarifvertrag jedoch sehr unzufrieden (seit Jahren gab es eine Entgeltentwicklung unterhalb der Inflationsrate) und wollen nun einen Tarifvertrag mit der IG Metall haben…“ Meldung der IG Metall Halberstadt vom 21.09.2018 externer Link, siehe auch frühere Meldungen ebd. externer Link
  • Siehe auch den mdr-Bericht vom 21. September 2018 externer Link: Streik bei VEM Motors Wernigerode: Motoren für die Zukunft – Gehälter aus der Vergangenheit. „17 Jahre und 313 Tage hat es für die Mitarbeiter keine tarifliche Lohnerhöhung gegeben. Etwa die Hälfte der Belegschaft, rund 200 Mitarbeiter, der VEM Motors in Wernigerode haben am Freitag für eine gerechtere Entlohnung gestreikt. (…) Einen direkten Zusammenhang zwischen der chinesischen Übernahme vom VEM und dem geringen Lohn gibt es laut Wirtschaftsministerium nicht. SPD-Minister Armin Willingmann erklärte: „Es gab auch schon bevor der chinesische Investor im Jahr 2017 eingestiegen ist eine unterdurchschnittliche Entlohnung. Insofern hat das nichts mit dem neuen Eigentümer zu tun.““
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=138066
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