Kontraktlogistik: IG Metall und Verdi vereinbaren Kooperation

Die Industrieproduktion wird immer komplexer. Regelmäßig stellt sich die Frage, welche Gewerkschaft eigentlich für bestimmte Betriebe zuständig ist. Die IG Metall und Verdi ziehen nun klare Linien – im Interesse der Beschäftigten. (…) Gemeinsam wollen wir dem Missbrauch von Werkverträgen entgegentreten. Zusammen wollen wir faire Bezahlung und gute Arbeitsbedingungen im Bereich der Kontraktlogistik und darüber hinaus sicherstellen…“ IG Metall-Meldung vom 12.01.2016 externer Link – siehe unten die Aufteilung der Zuständigkeiten (mit Werksgelände und 75%-Anteil pro Auftraggeber als grobe Grenze) – und des Weiteren dazu:

  • IGM-Logistik-Tarifverträge: Trügerisches Blendwerk
    Schon wieder eine Erfolgsstory der IG Metall. Einige der Logistik-Unternehmen, die für die – oder besser – in den großen Autokonzernen mittels Werksverträgen Tätigkeiten ableisten, schließen jetzt Tarifverträge mit der IG Metall ab. Diese liegen über dem Mindestlohn und über den Branchentarifen, die ver.di abgeschlossen hat. Die dort Beschäftigten sind glücklich. Hurra, die IG Metall kann die Welt besser machen. Diese Erfolgsstory ist leider eingebettet in Ausverkauf und Verrat…“ Artikel von Frederik Haber in „Neue Internationale“ von Arbeitermacht vom Februar 2016 externer Link
    Darin zur Strategie der IG Metall: „… Gegen die Ausgliederung als solche und die damit verbundene Schaffung von Billigarbeitsplätzen wurde praktisch nie vorgegangen. Es passt durchaus in die Vorgehensweise der Betriebsratsfürsten, die Stammbelegschaft zu schonen und die Löhne solcher Arbeitsplätze den Managern zur Erfüllung ihrer Einsparprogramme zu überlassen. Manche dieser Fürsten oder auch der IGM-Apparatschiks hatten die Frechheit, der Gewerkschaft ver.di die Schuld zu geben, die eben für diese Bereiche so schlechte Tarife vereinbaren würde. (…) Es ist nicht mal so, dass es mangelnde Weitsicht oder Schwäche waren, die dazu geführt haben, dass die Logistikbereiche in Niedriglohn verfielen. Nein es ist und war ein Konzept. Deshalb verrät die IG Metall-Spitze die kämpferische Belegschaft in Bremen. Weil die nicht ins Konzept passt. Die sogenannte „Werkslogistik“ ist ein Bereich mit steigender Bedeutung. Das liegt an der Rationalisierung, die immer mehr Produktions- und Montageprozesse ergreift. Aber das Material an die Bänder bringen, die Anlagen versorgen und die Halbfertigteile weiterleiten, hier lässt sich wenig menschliche Arbeit ersetzen und wenn, dann nur mit hohem Aufwand. Es liegt auf der Hand, dass die neuen Lohntarife nicht auf die Logistikbereiche beschränkt bleiben werden. Es ist schon jetzt jede Menge Montagearbeit am Auto dabei. (…) Dann ist dies noch ein Verrat an den LogistikarbeiterInnen im Allgemeinen. Diese werden überwiegend von ver.di organisiert, sowohl im Logistiktarif wie auch in den Verträgen für Postbereiche. Hier wäre es unglaublich wichtig, alle Kräfte zu bündeln, um diesen fast durchweg im Niedriglohn arbeitenden Bereich zu organisieren. Die Belegschaften, die nicht irgendwo einzeln Briefe oder Pakete ausliefern, sondern konzentriert als große Belegschaften angesprochen werden können, könnten der Kern einer umfassenden Tarifbewegung sein. Dies wird auch von ver.di nicht betrieben, die den Poststreik in eine Niederlage führte und selbst die Kraft ihrer Bereiche nicht zusammenführt. Aber jetzt kann ver.di nur gute Miene zum bösen Spiel der IG Metall machen, die am besten organisierten Bereiche herauszubrechen…“
  • Aus der IG Metall-Meldung vom 12.01.2016 externer Link „… Die IG Metall ist demnach zuständig.

    • wenn ein Kontraktlogistiker seine Tätigkeit auf dem Werksgelände eines Betriebs erbringt, der in den Organisationsbereich der IG Metall fällt
    • wenn ein Kontraktlogistiker seine Tätigkeit zu mehr als 75 Prozent für einen Endkunden erbringt, der in den Organisationsbereich der IG Metall fällt
    • wenn bei einem Kontraktlogistiker produktive Tätigkeiten (Fertigung, Montage) mehr als 50 Prozent der Gesamttätigkeiten ausmachen“
  • Verdi ist zuständig.
    • wenn ein Kontraktlogistiker mehrere Endkunden bedient und keiner von ihnen einen Anteil von 75 Prozent erreicht (Ausnahme: Fertigung/Montage mehr als 50 Prozent).
    • wenn ein Kontraktlogistiker ausschließlich logistische Tätigkeiten erbringt und gegenüber dem Kunden nicht weisungsgebunden ist
    • In der Automobilindustrie grenzen IG Metall und Verdi ihre Zuständigkeiten zudem für spezielle Tätigkeiten ab. Der Versand von Fahrzeugen ist Sache von Verdi. Für das Ersatzteil-Geschäft von IG Metall-Betrieben ist die IG Metall zuständig.
  • Für Betriebe, bei denen die Zuordnung unklar ist, wird ein dreistufiges Verfahren etabliert, mit dem IG Metall und Verdi ihre Zuständigkeit klären...“

Eine ähnliche Kooperationsvereinbarung hatte die IG Metall Anfang 2015 bereits mit den Gewerkschaften EVG, IG Bau und IG BCE abgeschlossen. Siehe dazu das Dossier im LabourNet Germany: DGB will enger zusammenarbeiten – ohne Verdi (»IG Kooperation«)

Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=91543
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