Abgasskandal: Schmutziger als gedacht

Verbraucherschützer fordern von VW, für die verursachten Schäden aufzukommen. Umweltbundesamt findet unter realistischen Bedingungen noch höhere Abgaswerte. Kohlendioxid selbst im Labortest viel zu hoch. (…) Letzte Woche hatte die Berliner tageszeitung bisher vom Dobrindt-Ministerium geheimgehaltene Untersuchungsergebnisse veröffentlicht. Demnach hat man es im Ministerium bereits seit dem Sommer letzten Jahres schwarz auf weiß, dass Diesel-PKW viel zu viel Kohlendioxid (CO2) – mehr als es ihren Zulassungen entspricht – ausstoßen, und zwar selbst unter den völlig unrealistischen Laborbedingungen. Alle 30 im Sommer vom KBA getesteten Wagentypen, so die geheime Ministeriums-Liste laut taz, lägen mindestens zehn Prozent über dem in der jeweiligen Typzulassung angegebenen Wert. Den größten Ausreißer gab es bei einem Audi, aus dessen Auspuff 36 Prozent mehr CO2 als erlaubt ausgestoßen wurde. Untersucht wurden praktisch alle in Deutschland aktuell verkauften Marken, darunter auch sieben Modelle von VW.“ Beitrag von Wolfgang Pomrehn vom 26. April 2017 bei Telepolis externer Link sowie 2 sehenswerte Videos dazu und neu:

  • Klammheimlicher Boykott gegen VW – eine erhellende UmfrageNew
    „Wir wissen bisher relativ wenig über das aktuelle Urteil der Bürgerinnen und Bürger zum VW-Abgasskandal. VW hat selbst repräsentative Befragungen in Auftrag gegeben, hält jedoch, wie wir von Whistleblowern aus dem VW-Konzern wissen, diese nicht gerade schmeichelhaften Beurteilungen unter Verschluss. Verständlich, aber nicht hinnehmbar für die Öffentlichkeit, die Betroffenen und Ökologie sowie Gesundheit. Deshalb ist eine aktuelle bevölkerungsrepräsentative Befragung vom Forschungsinstitut Quotas (Hamburg) im Auftrag von mir von April 2017 höchst aufschlussreich. Die wichtigsten Befunde und ihre Interpretation…“ Beitrag von Peter Grottian vom 23. Juni 2017 bei den NachDenkSeiten externer Link. Aus dem Text: „… Das macht verständlich, warum die Bürger insgesamt dem Protestmittel des Boykotts aufgeschlossen gegenüberstehen. 53,7 % befürworten für eine Demokratie das Protestmittel Boykott und immerhin 60,4 % würden einen befristeten Boykottaufruf gegen VW befürworten. Aber zwischen „Fordern“ und „Machen“ bestehen zuweilen Welten und nur ein größeres Bündnis von Verbraucherverbänden, Ökologieinitiativen und der Öffentlichkeit wäre in der Lage, eine gewisse Gegenmacht zu entwickeln. Dazu ist es aber bisher nicht gekommen, u. a. auch, weil die Gewerkschaften sich wie eine Laienspielerschar haben in das Machtkartell einfügen lassen. Kessel brodelt: Die strukturelle Komplizenschaft von Politik und VW hat den gesellschaftspolitischen Konflikt durch Beschweigen, Umleiten und Aussitzen noch unter Kontrolle – mit dem Befund der repräsentativen Befragung, dass die Bürger es als eine Zumutung empfinden, einen solchen Skandal aushalten zu müssen – und noch eher bislang den Weg des eher leisen, individuellen Protests gehen. Angesichts der offenkundigen qualitativen Ausbreitung des Abgasskandals auf Porsche, Audi und Mercedes Benz sowie ausländische Anbieter könnte das die Glut unter der Asche erneut anfachen…“
  • Sabine Leidig, DIE LINKE: Es passiert nichts, das uns vor der Abgasbelastung schützt!
    Anderthalb Jahre nach Auffliegen des Abgasskandals hat Verkehrsminister Dobrindt und die Große Koalition noch immer fast nichts unternommen, dass die Menschen auf der Straße von den überhöhten Abgaswerten der manipulierten Autos schützt. Wer aus Habgier das Trinkwasser vergiften würde, würde wohl sofort bestraft werden. Aber die Autoindustrie scheint wichtiger als unsere Atemluft, denn mit Handlungen von Dobrindt & Co wird eben gerade die Autoindustrie geschützt und nicht Gesundheit, Umwelt und Klima. Lehrreich zu den Tricksereien und Kungeleien zwischen Industrie und Regierung ist die Satiresendung „Die Anstalt“ vom 7.3. 2017. Aus dieser Sendung zitiere ich den Satz „Dobrindt organisiert das Verbrechen“ und bekomme dafür vom stellvertretenden Bundestagspräsidenten Johannes Singhammer (CDU/CSU) einen Ordnungsruf. Schön wäre es, wenn auch Minister mal einen Ordnungsruf bekämen, die das Gemeinwohl komplett aus ihrem Kopf verdrängt haben.Video der Bundestragsrede am 27.04.2017 bei youtube externer Link
  • Christian Ehring: Deutschland ist Klimaschutzbremser Nummer eins in Europa
    Die Bundesregierung versucht gerade, in Brüssel strengere EU-Abgastests für Neuwagen zu verhindern. Anderthalb Jahre nach Bekanntwerden des Dieselskandals ist Deutschland Klimaschutzbremser Nr. 1 in Europa.“ Video des Beitrags in der extra3-Sendung am 27.04.2017 beim NDR externer Link (04:02 min)
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=115567
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