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Das Abkommen nach dem Verizon-Streik: Erfolg oder nicht für die US-Gewerkschaftsbewegung?

Verizon-Streikdemo in New York am 18.4.2016So allmählich werden die Einzelheiten des mit Schlichtung des Arbeitsministeriums zustande gekommenen Abkommens zwischen den beiden Gewerkschaften CWA und IBEW und Verizon bekannt. Die durchaus komplex zu sein scheinen, und dementsprechend auch komplexe Reaktionen hervor rufen. Während in den Mainstreammedien die ganze Auseinandersetzung schlicht als „erledigt und vorbei“ berichtet wird („großes Aufatmen“ als Tendenz) gehen die Bewertungen in den Gewerkschaften und auf der Linken konkreter und differenzierter auf das Ergebnis ein. Siehe dazu verschiedene – unterschiedliche – Bewertungen:

  • „Big Gains for Striking Verizon Workers in New Agreement“ am 30. Mai 2016 bei Portside externer Link dokumentiert ist der offizielle Artikel der CWA – Sonderseite Stand up to Verizon über den Abschluss, ein Beitrag in dem nahe liegender Weise viel von den Erfolgen des Abschlusses die Rede ist: Die Kurskorrektur des Unternehmens in der Outsourcingkampagne (für viele der Streikenden war es eine Horrorvorstellung, wochenlang übers Land verschickt zu werden für „regionale Einsätze“ – worauf jetzt verzichtet wird) wozu auch eine „Heimholung“ von bereits ausgelagerten Jobs gehört. Ebenso wurde der Schließungsplan für Call Center an der Atlantikküste aufgehoben: Statt aller CC werden nur 2 geschlossen, die Beschäftigten aber anderweitig eingesetzt. Auch die Kürzungspläne in der Unfallversicherung wurden gestrichen. Und eben der erste Tarifvertrag für (einige) Belegschaften aus dem Mobilbereich.  In dem Artikel wird wenig gesagt zu den beiden Punkten, die wohl jene sind, die von den Streikenden am ehesten kritisch gesehen werden: Massive Einbußen bei der Krankenversicherung vor allem und auch die 10.5% Gehaltserhöhung in vier Jahren werden nicht rundum begeistert aufgenommen.
  • „We took a stand against corporate power“ am 31. Mai 2016 beim Socialist Worker externer Link ist ein Interview mit einem shop steward (entfernt einem Vertrauensmann vergleichbar) der CWA aus New York, der den ganzen Kampf zum einen als eine wesentliche Stärkung des Selbstbewußtseins der Belegschaften sieht und versteht und zum anderen unterstreicht, dass es der Kampf gegen ein Konzept der Neustrukturierung des Unternehmens rund um den Kampfbegriff „flexible Arbeit“ gewesen sei und hier habe es wichtige Erfolge gegeben
  • „Anger builds against CWA conspiracy to end Verizon strike“ von Shannon Jones am 31. Mai 2016 bei wsws externer Link ist ein Beitrag, in dem diese Ergebnisse ganz anders gesehen werden – zumal der Streik beendet wurde und ein Vertrag abgestimmt, der noch gar nicht vorliegt. Wie immer auch daran zu erinnern sei, dass beim letzten Streik 2011, der zwei Wochen dauerte, eine ähnliche Konstellation zu merklichen Einbußen der Belegschaft geführt habe. Neben dem unbekannten wirklichen Abschluss, der aus der (keineswegs überall stattfindenden) Abstimmung eine Farce mache, wird auch kritisiert, dass bereits in der Vorbereitungszeitung, den 8 Monaten faktisch tariflosen Zustandes Verizon gestattet worden sei, zahlreiche Streikbrecher auszubilden – und dass regelrecht verhindert worden sei, dass ein gemeinsamer Kampf mit anderen Kommunikationsbeschäftigten, etwa jenen von AT&T sich entwickeln könne. Es wird – und dies ist eine einigermaßen neue Idee – in dem Artikel auch darauf verwiesen, dass es eine Internetpetition gegen das verkündete Streikende gibt (die allerdings bisher nur von 265 Personen unterzeichnet wurde)
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=99041
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