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Erdowahn: von Satire und Realsatire

Union Solidarity International: Erdoğan uses ISIS to attack the KurdsNett gemacht, aber eigentlich nicht spektakulär – hätte man zu einem gewissen Video von vor zwei Wochen denken können und weitersuchen, wofür man eigentlich dauernd diese GEZ-Gebühren abdrückt. Wenn da nicht, ja wenn da nicht RTE himself gewesen wäre, mit seiner ganz eigenen Interpretation von Handlungsspielraum. Ganz ernsthaft bringt es der Postillon auf den Punkt externer Link, der sich an dieser Stelle selber zitiert: „Erdoğan ist offenbar intellektuell nicht imstande, die Ironie dahinter zu erkennen, wenn jemand rigoros gegen ein kritisches Video vorgeht, in dem ihm vorgeworfen wird, dass er rigoros gegen seine Kritiker vorgeht.“ Zwar gibt es dank diplomatischem Eingriff mittlerweile zum Video sogar türkische Untertitel. Bei aller Lächerlichkeit aber ändert sich im Lande selbst nicht wirklich etwas: Zur gleichen Zeit wird der Prozess gegen die Cumhuriyet-Journalisten Gul und Dündar unter Ausschluss der Öffentlichkeit geführt (zur Erinnerung: es geht um den Vorwurf von Geheimnisverrat wegen Zeitungsberichten über türkische Waffenlieferungen an Dschihadisten), wird eine Journalistin nach 4 Monaten Haft – immerhin – entlassen; inhaftiert worden war sie, weil sie der zuständigen Polizei bei der Berichterstattung über eine Demonstration einen „aufgeregten Eindruck“ machte. Fast 2.000 Verfahren wegen Präsidentenbeleidigung sind anhängig. Und die werden nicht spaßeshalber einfach alle eingestellt, sondern es werden durchaus Haftstrafen in der Größenordnung von anderthalb Jahren verhängt. Siehe dazu Video-Link und kleine Auswahl an Berichten:

  • Turkey: Journalism on Trial – End Prosecution of Newspaper Editor and Ankara Bureau Chief
    Beitrag von Human Rights Watch vom 25.  März 2016 externer Link zum Prozess gegen Gül und Dündar, wo noch einmal deutlich wird: beiden Journalisten droht – wegen angeblichem Geheimnisverrats – noch immer lebenslange Haft
  • Meinungsfreiheit in der Türkei: Rund 2000 Verfahren wegen Beleidigung des Präsidenten anhängig
    Artikel beim Handelsblatt online vom 03.03.2016 externer Link, worin es heißt: „Tausende Journalisten, Karikaturisten und Schulkinder stehen im Visier der türkischen Staatsanwaltschaft, weil sie Präsident Erdogan beleidigt haben sollen. Die mögliche Strafe: bis zu vier Jahre Gefängnis…“
  • JINHA Correspondent Rojda Oğuz Released
    Bericht beim Journalistinnen-Netzwerk Jinhaber vom 28. März 2016 externer Link über die Freilassung einer Journalistin – die vier Monate ihres Lebens im türkischen Knast verbringen durfte, mit der Begründung, bei der Berichterstattung zu einer Demonstration hätte sie einen „aufgeregten Eindruck“ gemacht
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=95744
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