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„We are here to protect where we live“

"Wir haben keine Angst, wir sind hier, wir werden uns nicht (an die Gewalt) gewöhnen" - Ladenbesitzer in Beyoglu/Istanbul am 19. März 2016 (sendika.org)Ladenbesitzer aus Istanbuls Beyoğlu-Bezirk versammelten sich am Abend des 19. März an der Stelle, an der sich kurz vor 11 Uhr am selben Tag ein Selbstmordattentäter in die Luft gesprengt hatte, 4 Menschen mit in den Tod nahm und 37 – zumTeil schwer – verletzte. „Wir sind hier, wir haben keine Angst, wir werden angesichts von Terror und Attacken nicht klein beigeben“, war die Botschaft der Versammlung am Unglücksort. Siehe dazu den Beitrag „Beyoğlu shopkeepers out to conquer fear at site of Istanbul suicide bombing“ vom 20. März 2016 bei sendika.org/LabourNet Türkei externer Link, in dem der jüngste Bombenanschlag in Istanbul eingereiht wird in die Politik der Gewalt im Südosten der Türkei, in Diyarbakir, Cizre und Sur – und in dem auch der Bogen zurückgeschlagen wird zu den Gezi-Protesten 2013: „Wenn sie vor Gezi nicht solche Angst gehabt hätten, wenn sie nicht versucht hätten, eine Diktatur zu etablieren, wären diese Anschläge nicht geschehen“, wird ein Aktivist im Beitrag zitiert. Siehe auch zwei weitere Beiträge zur Lage in der Türkei: Zu den teils verbotenenen Newroz-Feierlichkeiten, die trotz aller Repression am Sonntag stattgefunden haben, sowie zu Meldungen, im Südosten würde das Militär inzwischen Chemie-Waffen gegen die Bevölkerung einsetzen (die sich mangels freiem Zugang zum Gebiet nicht überprüfen lassen):

  • Kurds celebrate Newroz despite police attacks around TurkeyBeitrag bei sendika.org/ Labournet Türkei vom 20. März 2016 externer Link über Verbote und Repressionen – Tränengas, Wasserwerfer, massenweise Verhaftungen – gegen die Feierlichkeiten zum Newroz, dem kurdischen Neujahrsfest. Berichtet wird auch, dass die Feierlichkeiten zum Teil trotz aller Behinderungen durchgesetzt werden konnten: in Istanbul wurde dafür von den Feierenden die Autobahn blockiert, im kurdischen Batman wurden Polizeisperren überwunden.
  • Setzt die türkische Regierung Chemiewaffen gegen Kurden ein? Beitrag vom 20. März 2016 beim lowerclass magazine externer Link, wo es heißt: „… Aus Gever, einer Stadt in der Provinz Hakkari, die als Hochburg der kurdischen Bewegung gilt, berichteten lokale Journalisten von dem Einsatz eines bislang nicht identifizierten Giftgases. Der HDP-Hakkari-Abgeordnete Nihat Akdoğan trug die Berichte zusammen und erklärte: „Die Stadt wird seit sieben Tagen bombardiert. (…) Bewohner der Nachbarschaften Eski Kışla, Mezarlık und Orman haben sich bei uns gemeldet und gesagt, sie können nicht atmen wegen eines Gases, dessen Art wir nicht kennen (…). Es existieren zudem andere Berichte darüber, dass 30 bis 40 Menschen von einem chemischen Gas getötet wurden und ihre Körper komplett verbrannt sind.“ (…) Ähnliche Berichte gab es zuvor bereits bei der Belagerung der Stadt Cizre. Auch hier behaupten Anwohner, die Sicherheitskräfte hätten chemische Kampfstoffe eingesetzt. Ein Team des Menschenrechtsvereins IHD wollte die Vorfälle untersuchen, wurde aber von den Sicherheitskräften daran gehindert. (…) Die Türkei verunmöglicht nicht nur journalistische Berichterstattung, so gut sie kann. Sie wird sicherlich auch keine „unabhängige“ Untersuchung dieser Vorfälle zulassen. Gleichwohl könnten Medien, die – wenn es um Länder geht, mit denen Merkel nicht gerade Verträge von historischem Ausmaß durchpeitscht – eher zu wenig, als zuviel journalistische Sorgfaltspflicht bei der ungeprüften Weitergabe von Meldungen walten lassen, zumindest darauf hinweisen, dass es in nicht geringer Zahl Augenzeugenberichte und Anschuldigungen eines Giftgaseinsatzes gibt. Denn ohne öffentlichen Druck wird eine ohnehin unwahrscheinliche objektive Untersuchung sicher nie stattfinden...“
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=95505
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