[IG Metall] »Beschwichtigungspolitik hat eine fatale Tradition«

IG Metall setzt auch mit aktueller Kampagne nur auf Regulierung des Kapitalismus. Gespräch mit Gerhard Kupfer, lange Betriebsrat bei Daimler Bremen und Mitherausgeber der Kollegeninfo [lt. jw!]. Interview von Andreas Schuchardt in junge Welt vom 17.11.2015 – hier in der vollständigen Fassung – wir danken dem Autor!

  • Aus dem Interview: „[Frage] Die IG Metall will eine bundesweite Arbeitszeitkampagne starten, dabei aber keine allgemeine Arbeitszeitverkürzung fordern. Ist das angesichts von kontinuierlicher Arbeitsverdichtung einerseits und fortbestehender Massenerwerbslosigkeit andererseits nicht zu defensiv?
    [Antwort] Die IGM macht viele Kampagnen wie die gegen Leiharbeit und Werkverträge. Was schadet also auch noch eine zur Arbeitszeit, wenn eh keiner hingeht, weil er sie schlicht nicht ernst nimmt? Dass keiner hingeht, sprich: keine Massenmobilisierung gemacht wird, liegt an den Inhalten dieser Kampagnen. Drinnen ist was anderes, als auf dem Etikett steht. Bei der Arbeitszeitkampagne geht es genausowenig darum, dem Kapital durch verkürzte Arbeitszeit den Profit zu stutzen, wie mit der Leiharbeits- oder Werkvertragskampagne für ein Verbot dieser Verbrechen zu kämpfen. Diese Pseudokampagnen greifen den berechtigten Unmut über unhaltbare Zustände auf. Die Antwort aber heißt jedesmal: Wir müssen den »Missbrauch« bekämpfen. Dass es Leiharbeit, Werkverträge und Arbeitsverdichtung per se sind, die die Menschen kaputtmachen, das wird überspielt. (…) Die IG Metall bleibt nach meiner Meinung nicht nur hinter ihren Möglichkeiten, sondern hinter dem zurück, was vor gut 150 Jahren zur Gründung von Gewerkschaften geführt hat. Die Beispiele Opel Bochum und Daimler Bremen entlarven doch die Denke einiger führender IG-Metaller, die überhaupt nichts am Hut haben mit gewerkschaftlichem Kampf. Den Kapitalismus mit allen Mitteln erhalten und »regeln« ist deren Devise
    …“
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