Tarifpluralität: Beim Geld wird’s spannend [am Beispiel Stute Logistics]

Dossier

 "Passender IG Metall Tarifvertrag für STUTE"„Pluralität: Im Dienstleistungsunternehmen Stute Logistics gelten sowohl ver.di- als auch IG-Metall-Tarifverträge. Beschäftigte entscheiden durch ihre Mitgliedschaft
Viel wird dieser Tage über die »Tarifeinheit« diskutiert. Es sei unmöglich, dass für eine Beschäftigtengruppe Vereinbarungen unterschiedlicher Gewerkschaften gelten, erklärt das Management der Deutschen Bahn AG immer wieder. Auch die DGB-Spitze lässt sich offenbar weiter bei dem Versuch einbinden, so etwas per Gesetz auszuschließen. Dabei ist »Tarifpluralität« vielerorts Realität, nicht nur bei Krankenhausärzten, die sowohl unter den ver.di-Tarif fallen können als auch unter den des Marburger Bundes. Bei Stute Logistics – einer Tochter des Logistikkonzerns Kühne+Nagel – bestehen an vier norddeutschen Standorten neuerdings ebenfalls zwei Tarifverträge: Einer der IG Metall und einer der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di. Die Beschäftigten entscheiden durch ihre Mitgliedschaft, welche Vereinbarung für sie zum Tragen kommt…“
Aus dem Artikel von Daniel Behruzi in der Jungen Welt vom 24.10.2014. Siehe dazu:

  • Wetzels Brandbrief: IG-Metall-Chef begründet Unterstützung der gesetzlichen »Tarifeinheit« intern mit Konkurrenz zu ver.di in der Logistikbranche.
    Artikel von Daniel Behruzi in junge Welt vom 05.01.2015 externer Link. Aus dem Text: „… Statt dessen befasst sich das Schreiben – das von einem Beschäftigten des Unternehmens Stute Logistics in Hamburg stammt – ausschließlich mit der Konkurrenz zu ver.di. Und es enthält ziemlich starken Tobak. Der namentlich nicht genannte Gewerkschafter beschreibt, wie er mit Unterstützung der IG Metall versuchte, eine Betriebsratswahl zu initiieren. Als dies dem Management bekannt wurde, »bekam (…) ver.di den Auftrag, bei Stute-Standorten Betriebsratswahlen einzuleiten«. Und weiter: »IGM-Aktivitäten wurden strikt untersagt in der Firma, ver.di wurde von der Firma aktiv unterstützt und gefördert.«Der Autor des Schreibens an IG-Metall-Chef Wetzel plädiert dafür, dass sich die gewerkschaftliche Zuständigkeit in der Kontraktlogistik nach dem Auftraggeber richten soll. Da der Hamburger Stute-Standort einst von Airbus ausgegliedert wurde, müsse die IG Metall die Interessen der Belegschaft vertreten. »Airbus ist ein Metallbetrieb und wir sind Teil davon (…). Man kann eben einen Bäcker nicht eben mal als Fleischer arbeiten lassen.« (…)»Die IG Metall ist bei Stute wie eine Spartengewerkschaft aufgetreten«, kritisierte Schmitz [Ver.di-Sprecher]. »14 Jahre lang hat sie dort keine Tarifforderungen gestellt. Erst nach dem ver.di-Abschluss hat sie an ausgewählten Standorten eine Auseinandersetzung für einen Haustarifvertrag begonnen.« Und das mit Macht. Die Metallergewerkschaft – die über weitaus größere Ressourcen verfügt als ver.di – warb an den Stute-Standorten Bremen, Hamburg-Finkenwerder, Hamburg-Hausbruch und Stade etliche Mitglieder, organisierte fünf Warnstreiks und erreichte daraufhin einen Haustarifvertrag, der den Beschäftigten monatlich 150 Euro mehr und bis Ende 2015 befristete Einmalzahlungen von weiteren 100 Euro monatlich bescherte. Ver.di zog nach und unterschrieb eine gleichlautende Vereinbarung, bei der die Einmalzahlungen allerdings auf einen Schlag überwiesen werden können…“
    Der angesprochene Brief von einem Beschäftigten des Unternehmens Stute Logistics in Hamburg wurde bereits im Extranet der IG Metall veröffentlicht. Siehe dazu:

  • Tarifpluralität: Beim Geld wird’s spannend
    „Pluralität: Im Dienstleistungsunternehmen Stute Logistics gelten sowohl ver.di- als auch IG-Metall-Tarifverträge. Beschäftigte entscheiden durch ihre Mitgliedschaft
    Viel wird dieser Tage über die »Tarifeinheit« diskutiert. Es sei unmöglich, dass für eine Beschäftigtengruppe Vereinbarungen unterschiedlicher Gewerkschaften gelten, erklärt das Management der Deutschen Bahn AG immer wieder. Auch die DGB-Spitze lässt sich offenbar weiter bei dem Versuch einbinden, so etwas per Gesetz auszuschließen. Dabei ist »Tarifpluralität« vielerorts Realität, nicht nur bei Krankenhausärzten, die sowohl unter den ver.di-Tarif fallen können als auch unter den des Marburger Bundes. Bei Stute Logistics – einer Tochter des Logistikkonzerns Kühne+Nagel – bestehen an vier norddeutschen Standorten neuerdings ebenfalls zwei Tarifverträge: Einer der IG Metall und einer der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di. Die Beschäftigten entscheiden durch ihre Mitgliedschaft, welche Vereinbarung für sie zum Tragen kommt…“
    Artikel von Daniel Behruzi in der Jungen Welt vom 24.10.2014 externer Link. Aus dem Text: „… Die Industriegewerkschaft hat das Problem, dass immer mehr Bereiche aus den von ihr organisierten Unternehmen ausgegliedert werden – auch und gerade in der Logistikbranche, bis hin zur Lieferung ans Band. »Wir brauchen IG-Metall-Tarifverträge entlang der Wertschöpfungskette für unsere Produkte in unseren Industrien«, hatte der Vorsitzende Detlef Wetzel daher bereits beim letztjährigen Gewerkschaftstag erklärt. Nicht wenige haben das als Kampfansage an die Schwestergewerkschaft ver.di interpretiert. Eskaliert ist der Abgrenzungskonflikt nun bei Stute Logistics. Anfang September schloss die IG Metall für die Unternehmensstandorte in Bremen, Hamburg-Finkenwerder, Hamburg-Hausbruch und Stade einen eigenen Tarifvertrag. Zuvor hatten die Metaller dort mächtig gewirbelt, Mitglieder geworben, fünf Warnstreiks auf die Beine gestellt und mit einem Erzwingungsstreik gedroht. »Nur weil die Beschäftigten auch zu einem unbefristeten Arbeitskampf bereit waren, hat die Geschäftsführung den Weg zu dieser Einigung frei gemacht«, erklärte Meinhard Geiken, Leiter des IG-Metall-Bezirks Küste, zum Vertragsabschluss (…) »Ver.di ist und bleibt die zuständige Gewerkschaft bei Stute und in der Kontraktlogistik«, betonte die stellvertretende Bundesvorsitzende Andrea Kocsis vergangene Woche in einer Stellungnahme. Um das feststellen zu lassen, hat die Gewerkschaft den DGB-Vermittlungsausschuss angerufen. Dieser soll eine einvernehmliche Lösung herbeiführen. Gelingt das nicht, behält sich ver.di die Anrufung des DGB-Schiedsgerichts vor, das bei Abgrenzungskonflikten innerhalb des Gewerkschaftsbundes entscheidet. Die IG Metall argumentiert damit, dass die betroffenen Standorte ausschließlich für den Flugzeugbauer Airbus tätig seien und durch eine Ausgliederung der konzerneigenen Logistik entstanden sind. »Für uns gehören die Kollegen eindeutig zur Metallindustrie«, so ein Sprecher der Industriegewerkschaft, in der sich rund 60 Prozent der Beschäftigten organisiert haben sollen. (…) Welcher Tarifvertrag Anwendung finde, müssten die Beschäftigen nun durch ihre Mitgliedschaft entscheiden. Das zeigt: Die viel gescholtene »Tarifpluralität« ist nicht nur möglich. Manchmal führt sie auch dazu, dass sich die Gewerkschaften stärker ins Zeug legen und mehr für ihre Mitglieder herausholen, wenn sie mit anderen konkurrieren müssen.“
  • Wir erinnern an: IG Metall will neuen Betriebsbegriff
    Die IG Metall reagiert auf Lohndumping im Zuge von Ausgliederung industrieller Vorleistungen: Sie will das Feld nicht länger der durchsetzungsschwächeren Dienstleistungsgewerschaft ver.di überlassen, sondern selbst verstärkt Tarifverträge in diesen Bereichen abschließen…“ Artikel von Hans-Gerd Öfinger in Neues Deutschland vom 09.12.2011 externer Link
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