Tanz unter dem Vulkan. Kontrastprogramm in Neapel: Rat der Europäische Zentralbank tagte im Bourbonenpalast und beschloß neues Rettungsprogramm für Zocker und Superreiche.

Proteste gegen die EZB Ratssitzung in Neapel Fast wäre das Ratstreffen der Europäischen Zentralbank am Donnerstag unbemerkt geblieben. Die Tagung des zweitgrößten Gelddruckvereins der Gegenwart (nach der US-Zentralbank Fed) in Neapel hatte es nicht leicht, sich im Tagesranking der Topnachrichten zu behaupten. Wenn die Inszenierung der EZB-Bosse unter Führung des Goldman-Sachs-Mannes Mario Draghi dennoch ein Knaller wurde, lag es an den heftigen Protesten gegen die Politik des »unabhängigen Gremiums«. Und an der erhöhten Aufmerksamkeit der Finanzmarktakteure. Tausende Demonstranten hatte am Fuße des Vesuv dafür gesorgt, dass die EZB-Riege keinen geruhsamen Tag hatte. Dabei ließ das brutale Vorgehen der italienischen Carabinieri zur Unterdrückung der Proteste vor dem Tagungsort die Aktionen der Hongkonger Polizei gegen die »Occupy Central«-Bewegung vergleichsweise harmlos aussehen…“ Artikel von Rainer Rupp in der jungen Welt vom 06.10.2014 externer Link.
Aus dem Text: „(…) Fern der Realität palaverten die Bosse der Euro-Zentralbank darüber, was sie seit 2008 vergeblich versuchen: die Rettung des Euro. Draghi fiel dazu ein, noch mehr Geld zu drucken – und dafür privaten Zockerbanken und Finanzjongleuren hochriskante »Finanzprodukte« abzukaufen, angeblich um die Kreditvergabe anzuregen. Doch Unternehmer kaufen keine Kredite, wenn die Marktaussichten schlecht sind. Allerdings brauchen die Zocker an den Aktienbörsen und die Fondsgeier stets frisches Geld, um die Spekulationsblase weiter zu vergrößern. Die EZB dopt also den Kasinobetrieb zu Nutz und Frommen der Superreichen (was wohl auch so beabsichtigt ist) – und reicht das Risiko an die Steuerbürger weiter. Die Massen der Arbeitenden in EU und Euro-Zone hat von diesen Beschlüssen nichts – außer, die Rechnung bezahlen zu müssen. Die Griechen zahlen bereits, Spanier und Portugiesen auch, und bei den Franzosen dürfte es ebenfalls bald ans Eingemachte gehen…“  Siehe dazu weitere Analysen und Berichte von Protesten gegen die EZB Ratssitzung in Neapel in diesem Beitrag:

  • Öffentliche Anhörung des Finanzausschusses zur Umsetzung der Europäischen Bankenunion am 6. Oktober 2014
    „Stellungnahme zur öffentlichen Anhörung zum „Entwurf eines Gesetzes zur Umsetzung der Richtlinie 2014/59/EU des Europäischen Parlaments und des Rates vom 15. Mai 2014 zur Festlegung eines Rahmens für die Sanierung und Abwicklung von Kreditinstituten und Wertpapierfirmen …“ Drucksache 18/2575): Umsetzung der Bankenunion…“ Stellungnahme von Rudolf Hickel vom 06.10.14 beim Bundestag externer Link
  • Europäische Zentralbank mutiert zur Bad Bank – Das Programm zum Aufkauf von gefährlichen Anleihen wird nun auch auf Ramsch-Anleihen ausgeweitet
    Der Chef der Europäischen Zentralbank (EZB) hat die Ankündigungen umgesetzt und will nun das Ankaufprogramm von sogenannten Asset Backed Securities (ABS) ausweiten. Er sei zu weiteren außergewöhnlichen Maßnahmen bereit, hatte Mario Draghi erst kürzlich erklärt. War es schon umstritten, diese gefährlichen Anleihen überhaupt zu kaufen, ist die Ausweitung in den Ramsch-Bereich noch gefährlicher für den Steuerzahler. Diese „strukturierten Anleihen“ waren für die Finanzkrise mitverantwortlich, denn über sie wurden faule Kredite gebündelt und als Anleihen am Kapitalmarkt zu Geld gemacht…“ Artikel von Ralf Streck auf Telepolis vom 03.10.2014 externer Link
  • Der unproduktive Kapitalismus
    Neoliberale begründen die Überlegenheit ihres Wirtschaftssystems mit höherer Produktivität, von der letztlich alle profitieren. Dabei lahmt der Fortschritt immer mehr. Dieser Hinweis war Premierminister Manuel Valls wichtig: »Frankreich ist nicht das kranke Kind Europas«, sagte er vergangene Woche während seines Besuches im Airbus-Werk in Hamburg-Finkenwerder. Gleiches hatte er zuvor schon Kanzlerin Angela Merkel in Berlin und den Vertretern der deutschen Wirtschaft mitgeteilt…“ Artikel von Hermannus Pfeiffer im Neues Deutschland vom 04.10.2014, veröffentlicht bei der AG Friedensforschung externer Link
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=66774
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