Die soziale Lage der Arbeiter, Kapital und Faschismus in Deutschland 1933-1939

Dossier

Eine Reihe thematischer und modifizierter Auszüge von Reinhold Schramm aus dem Buch von Timothy W. Mason: Sozialpolitik im Dritten Reich. Arbeiterklasse und Volksgemeinschaft (Westdeutscher Verlag 1977)

  • Das Kapital und die „Menschenbewirtschaftung“ in Deutschland – Sozialpolitik, Aufrüstung und Krieg 1936 – 1939
    Die Reaktion des kapitalfaschistischen Herrschaftssystems auf die drohende Krise. Ein modifizierter Auszug von Reinhold Schramm vom 30.05.2014   aus Sozialpolitik im Dritten Reich. Arbeiterklasse und Volksgemeinschaft. Von Timothy W. Mason. Westdeutscher Verlag 1977.
  • Die soziale Lage der Arbeiter in Deutschland – um 1936
    Das Verbot der Gewerkschaften und die Unterdrückung der Arbeiterklasse reichten Mitte 1936 nicht mehr aus, um die Rüstungskonjunktur und das überkommene Lohnniveau – aus den Folgejahren der Weltwirtschaftskrise und vor 1933 – auszunutzen und abzusichern. Die Zeiten waren vorbei, in denen die Arbeitslosen um jeden schlecht entlohnten Arbeitsplatz kämpften und jede Gefährdung ihres Gesundheitszustandes auf sich nahmen, um nur nicht wieder auf die Straße gesetzt zu werden…“ Zusammenstellung von Reinhold Schramm vom 21.05.2014
    Aus dem Text: „… Aspekte zum sozialgeschichtlichen Überblick [– Analogien zum heutigen Hartz-IV-Vollzug sind nur rein zufällig.] Auch 1936 war der Alltag der meisten deutschen Arbeiter von Armut und Entbehrung gezeichnet. Nach einer Kalkulation des Wirtschaftsreferenten in der Reichskanzlei hätte sich im Jahr 1934 der Lohn eines niedrig bezahlten städtischen Arbeiters (25 RM pro Woche) in einem Fünf-Personen-Haushalt (Ehefrau und drei schulpflichtige Kinder) auf folgende Posten verteilen müssen: Abzüge 11 % (2,75 RM); Nahrungsmittel 54 % (13,50 RM); Miete, Heizung und Beleuchtung 30 % (7,50 RM); Bekleidung 2 % (0,50 RM). Zur besonderen Verwendung blieben 73 Pf. pro Woche übrig. Auffallend ist, dass in dieser Kalkulation des Wirtschaftsreferenten (aus der NS-Reichskanzlei) keine Ausgaben für Verkehrsmittel, Bildung, Erholung oder für die Rückzahlung von Darlehen vorkommen [= gleichermaßen: wie analog auch im heutigen modifiziert kapital-faschistischen Hartz-IV-Strafvollzug für Erwerbslose! – R. S.]. Die bei diesem Einkommen – im Jahr 1934 – mögliche Ernährung war außerordentlich karg bemessen…“
  • Arbeitslöhne, Lebenshaltung und staatliche Sozialpolitik 1933 bis 1936
    Eine Arbeitsbeschaffungspolitik, die sich die Beseitigung von Not und Armut zum Hauptziel gesetzt hätte, hätte eine Kaufkraftsteigerung für die werktätige Bevölkerung und damit eine Belebung der gesamten Wirtschaft in Deutschland mit sich gebracht. Die tatsächlich verfolgte Politik in Deutschland – nach 1933 – war ganz anderer Art. Sie vermittelt das Bild einer Rüstungskonjunktur, zu deren Gunsten alle anderen Ansprüche an die volkswirtschaftlichen Reserven zurückgedämmt wurden. Mit der Ausgangslage, – für die die (kapitalistische) Weltwirtschaftskrise bereits die „Vorarbeit“ geleistet hatte -, erübrigte sich jede Beschneidung konkurrierender sozialpolitischer Ansprüche…“  Zusammenstellung von Reinhold Schramm vom 19.05.2014
  • Aspekte zur sozialpolitischen Lage der deutschen Arbeiterklasse 1933
    Im Hintergrund der politischen Geschichte der Jahre 1929 bis 1933 stand alles beherrschend die Weltwirtschaftskrise, die innerhalb von drei Jahren das Nationaleinkommen um fast 40 % verringerte, ein Drittel der arbeitenden Bevölkerung erwerbslos machte und die öffentlichen Finanzen und das Bankensystem an den Rand des Zusammenbruchs führte. Die Entmachtung der Arbeiterbewegung im Gefolge der Weltwirtschaftskrise enthält eine sozial- und wirtschaftshistorische Dimension, die für ein Verständnis des relativ leichten politischen Sieges des Faschismus (sog. „Nationalsozialismus“) wie auch der Sozialgeschichte des „Dritten Reiches“ von ausschlaggebender Bedeutung ist…“ Zusammenstellung von Reinhold Schramm vom 12.05.2014

    • Als Beleg für die beklemmende Aktualität: „… Die Erhaltung des Arbeitsplatzes verlangte größere Anstrengungen als je zuvor; die Arbeiter befanden sich wegen der drohenden Entlassungen in einer (ungebrochenen) Konkurrenzsituation zueinander. Die Folge war eine Steigerung der Produktivität, z. B. im Steinkohlebergbau. Das Los der Werktätigen war eine fortschreitende Verelendung, Hunger, Angst und Hoffnungslosigkeit. Die Arbeiterklasse war das erste Opfer des (zeitweiligen) Todeskampfes eines (offensichtlich) unkontrollierbaren, gegen ihren Interessen und Bedürfnissen indifferenten Wirtschaftssystems…“
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=59983
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