Es geht anders: Solidarische Landwirtschaft weltweit

Dossier

Netzwerk Solidarische LandwirtschaftBei diesem Konzept, bei dem Konsumenten Bauernhöfe mitfinanzieren, lernen auch Städter etwas über saisonales Essen, Kuhaktien, Feldarbeit und alte Lagertechniken. Eine fehlgeleitete EU-Agrarpolitik mit ihrer einseitigen Subventionierung treibt kleinbäuerliche Vollerwerbsbetriebe in den wirtschaftlichen Ruin. Dagegen setzen sich immer mehr Menschen mit einem neuen Modell zur Wehr: Gemeinschaftlich finanzieren sie die Produktion eines Landwirtschaftsbetriebes und teilen sich alle Erzeugnisse, die er im Laufe eines Jahres produziert…“ Artikel von Susanne Aigner vom 05.04.2014 in telepolis externer Link und mehr daraus/dazu:

  • Kooperative Landwirtschaft (KoLa): »Wir versuchen den Betrieb partizipativ zu gestalten« New
    Die Agraringenieurin Eva Köhler über Mitbestimmung, die Arbeit auf dem Acker und den Gender-Pay-Gap in der Landwirtschaft
    Unser Hof gehört den Konsument*innen und Produzent*innen gemeinsam. Wir sind eine Genossenschaft mit 1800 Mitgliedern, die jede Woche einen Ernteanteil bekommen. Den baut ein professionelles Gärtner*innenteam an. Die Mitglieder tragen die Kosten für den Anbau zusammen, sie kennen den Etat, die Anbauplanung und können bei größeren Entscheidungen mitbestimmen. Wir teilen uns alle das Risiko. Die Mitglieder sind auch untereinander solidarisch: Durch ein Staffelpreissystem zahlen Leute mit weniger Geld weniger, Leute mit mehr Geld mehr.
    [Und was läuft in der konventionellen Landwirtschaft schief?]
    Der Einsatz von mineralischem Stickstoff ist gerade in Zeiten der Klimakrise sehr kritisch. Er ist in der Herstellung sehr energieintensiv und wirkt sich negativ auf den Boden und das Bodenleben aus. Ein anderer wichtiger Punkt sind die Arbeitsbedingungen. Die Löhne in der konventionellen Landwirtschaft sind schlecht, die Gewinnmargen niedrig, gerade bei Gemüsebaubetrieben. Zudem sind viele Betriebe sehr hierarchisch strukturiert. Vor allem Saisonarbeitskräfte, die nicht gut Deutsch sprechen, haben wenig Möglichkeiten, mitzubestimmen oder sich zu wehren. (…) Wir versuchen den Betrieb partizipativ zu gestalten, mehr Mitbestimmung zu schaffen, faire Löhne zu zahlen. Außerdem haben wir eine transparente Lohnmatrix. Es gibt zwar unterschiedliche Löhne, denn in manchen Positionen muss man flexibler sein und mehr Verantwortung übernehmen, aber wir legen Wert darauf, dass der Unterschied nicht zu groß sein darf. (…)
    [Was wünschen Sie sich politisch in Bezug auf die Agrar- und Ernährungswende?]
    Cem Özdemir, der Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft, hat sich dafür ausgesprochen, dass die Mehrwertsteuer auf Obst und Gemüse abgeschafft wird. So etwas wäre toll, weil so eine Maßnahme gerade Leuten mit niedrigem Einkommen hilft, sich regionales Gemüse leisten zu können. Und in Schulen und Kindergärten sollte es ganz klar sein, dass dort lokales und ökologisch gesund produziertes Obst und Gemüse konsumiert werden. Das sollte staatlich gefördert werden, damit die Eltern die Kosten nicht tragen müssen. Wir müssen aufhören, unser Gemüse aus Gegenden zu beziehen, wo extremer Wassermangel herrscht. Es ist Wahnsinn, was in Spanien oder der Türkei los ist – da müssen wir den Leuten nicht noch das Wasser wegnehmen…“ Interview von Sarah Nägele vom 04.08.2023 in ND online externer Link mit Agraringenieurin Eva Köhler
  • Solidarität im Ackerbau – Netzwerk Solidarische Landwirtschaft 
    Denkt man an den Begriff Landwirtschaft, schleichen sich schnell Bilder von grünen Weiden, buntem Gemüse und glucksenden Hühnern in das Kopfkino. Dabei ist die Realität meist weit von solchen Assoziationen entfernt – Massentierhaltung, Monokultur und Pestizid-Einsatz führen uns täglich die Problematik der Ernährungsfrage vor. Die Bewegung der Solidarischen Landwirtschaft stellt sich den Anspruch, dieser Realität im Supermarkt zu widersprechen: Unter solidarischer Zusammenarbeit zwischen KonsumentInnen und ProduzentInnen sollen regionale und saisonale Produkte zur Verfügung gestellt werden, bei deren Genuss keinerlei Gewissensbisse mehr zu schmecken sind. Wir haben gesprochen mit Alina Reinartz, Vorstandsmitglied des bundesweiten Netzwerk Solidarische Landwirtschaft externer Link , über die Gegenwart und Perspektive des Netzwerks und der Bewegung.“ Interview vom 26. Oktober 2022 bei Radio Corax externer Link Audio Datei
  • Alternative Landwirtschaft politisieren: Deutsche Aktivisten diskutierten mit griechischen über solidarischen Ackerbau
  • Aus dem Artikel von Susanne Aigner vom 05.04.2014 in telepolis externer Link: „… Mittlerweile haben Menschen rund um den Erdball das gemeinschaftliche Wirtschaften für sich entdeckt. Werden in den USA auch Bio-Abokisten zum Teil unter CSA zusammengefasst, ist in einigen Ländern die solidarische Landwirtschaft sogar häufig der einzige Weg, an Bio-Lebensmittel heranzukommen. Gerade in den Industrieländern setzen Strukturwandel und fehlende Hofnachfolger die Bauernhöfe unter wirtschaftlichen Druck. Auf der anderen Seite ist das Bewusstsein für Umweltschutz und hochwertige Lebensmittel gestiegen. Nicht umsonst wirtschaften CSA-Betriebe in der Regel ökologisch, denn Ethik und Transparenz sind für eine wachsende Anzahl konsumkritischer Menschen wichtige Kriterien bei der Wahl ihrer Nahrungsmittel. (…) Der kleinbäuerliche Landwirtschaftsbetrieb steht und fällt mit seiner Vermarktungsstruktur. Gefangen in marktwirtschaftlichen Sachzwängen muss der Landwirt normalerweise zusätzlich zu seiner Arbeit auf dem Hof die Vermarktung seiner Produkte organisieren, sonst bleibt er darauf sitzen. Sich nicht um die Vermarktung kümmern zu müssen, bedeutet für Vollerwerbslandwirte der SoLaWi eine deutliche Entlastung. Sie haben Planungssicherheit und ein gesichertes Einkommen. Sie können ihre Arbeitskraft zu Hundert Prozent auf dem Hof einbringen. Sie kennen die Abnehmer ihrer Produkte persönlich, was ihre Arbeitsmotivation noch steigert. Gleichzeitig vergrößert sich ihr Gestaltungsspielraum: So werden die Bodenfruchtbarkeit gefördert, samenfeste Sorten angebaut oder mit neuen Anbauformen experimentiert. Und – soweit vorhanden – bleibt genug Zeit für die Betreuung der Tiere…“
  • Siehe das Netzwerk Solidarische Landwirtschaft externer Link
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=56962
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