[Diskussionsbeiträge] Was ist neu am Alten? Antifaschistische Überlegungen 2019

Hamburger Bündnis gegen Rechts: Kein Platz für Nazis„… Kommen wir kurz zur gegenwärtigen Lage in Deutschland. Die rechte Alternative für Deutschland (AfD) dominierte in weiten Zügen bereits den letzten Bundestagswahlkampf, indem es ihr in der Öffentlichkeit gelang, den sozialen Antagonismus zwischen Arm und Reich durch die Propaganda »Deutsche versus Ausländer« zu ersetzen, und alle großen Parteien haben ihre Politik dann mehr oder weniger an den Einwürfen der AfD ausgerichtet. Mit einem unermüdlichen Warnen vor der AfD zeigt wiederum der aufgeklärte Flügel der deutschen Mittelklasse vor allem eines, dass man nämlich wild entschlossen ist, weiterzumachen wie bisher, in seinem kleinen Land zusammenzurücken und beide Augen vor der Welt da draußen zu verschließen, außer diese als billiges Urlaubsparadies wahrzunehmen und als Müllhalde für die eigenen Waren zu benutzen. Und des Weiteren schließlich in sozialer Amnesie, jede Institution als selbstverständlich hinzunehmen und dabei alles, was stört, und sei es auch einmal die AfD, lediglich als Anlass der eigenen seelischen Verdauungsstörungen zu begreifen. Denn die Zuschreibung des Rassismus allein an die AfD verdeckt den systemischen Rassismus und den allgemeinen der Mehrheit. Es gilt nämlich inzwischen fast schon als Gemeingut, dass man einen Flüchtling, um ihn zu beherrschen, entweder integrieren oder zum potenziell Kriminellen stempeln muss, zum dann rassistisch verachteten Beherrschten. Integration heißt dann für den Flüchtling wiederum, den Deutschen nachzuäffen…“ – aus dem Beitrag „Alter Faschismus und rechter Populismus“ von Achim Szepanski am 05. September 2019 bei non.copyriot externer Link, worin abschließend die Krise von 2008 und ihre Rolle bei der Aufwertung von Rassismus und Nationalismus thematisiert wird. Siehe zum Thema auch zwei weitere aktuelle Diskussionsbeiträge:

  • „Werdet unregierbar“ von Paul Mason in der Ausgabe 19/2019 des Freitag online externer Link zur nötigen Reaktion auf aktuelle Entwicklungen:„… Aber damit das 21. Jahrhundert nicht zur Wiederholung der 1930er Jahre wird, müssen wir unregierbar werden. Zu Beginn der neoliberalen Ära schrieb Michel Foucault, halb im Scherz, einen Leitfaden für einen Alltag, aus dem alle Hoffnung verschwunden war. Nach dem Vorbild einer Abhandlung des heiligen Franz von Sales aus dem 17. Jahrhundert nannte er ihn Einführung in das nicht-faschistische Leben. Wer jemals eine Konferenz einer sozialen Bewegung oder ein Klimacamp besucht hat, wird diese postmodernen „Tugenden“ wiedererkennen: Verlieb dich nicht in die Macht, denke nicht negativ, sei unverzagt, wenn du dich der Unterdrückung stellst, folge keinem kohärenten Denksystem oder politischem Projekt, sondern genieße die Fragmentierung. Mach dir vor allem keine Utopien zu eigen, denn sie führen nur zu Gulag, Holocaust oder Hiroshima. Wir müssen diesen Lebensstil hinter uns lassen. Anstelle des „nicht-faschistischen“ Lebens müssen wir lernen, ein antifaschistische Leben zu führen, wie unsere Großeltern in den 1930er Jahren. Versuchen Sie, diese beiden Sätze in einer Kneipe oder bei der Arbeit auszusprechen, und schauen Sie, ob die Veränderung der Vorsilbe eine emotionale Reaktion auslöst. Das sollte sie. Antifaschismus birgt Risiken, er kann Sie den Job kosten, dazu führen, dass Ihre persönlichen Daten im Internet veröffentlicht werden, er kann Sie das Leben kosten...“
  • „Der neue Faschismus“ von Marcus Hammerschmitt am 25. August 2019 bei telepolis externer Link, sammelte unter seinen 20 Eindrücken auch die folgenden: „… 13) Ob es Krieg geben wird? Es gibt ja jetzt schon Krieg. Die neuen Faschisten wollen die denkbaren Kriege um Öl, Wasser, Lithium schneller. Sie haben Leichenhunger. / 14) Machtkämpfe in den Parteien der Faschisten sind niemals ein Grund zur Hoffnung. Der Sozialdarwinismus ist hier erst recht das absolute Gebot. Die Meute lässt sich immer von den größten Verbrechern beeindrucken, und die Gemäßigten sehen danach aus, als hätten sie die eigene Gesinnung nicht verstanden. Ihre Splitterparteien dürfen bis zur Machtergreifung bestehen bleiben. / 15) Ewiges Vorbild Martin Luther: gegen Schwächere hetzen, dabei als Rebell posieren. / 16) Das andere Deutschland gibt es immer noch nicht (H. Gremliza). Das ist das Problem an Parolen wie „Wir sind mehr“. „#unteilbar“ aber hat auf eine sehr düstere Weise recht. / 17) Alles, was schon immer da war, kommt zurück. / 18) Die Stärke der autochthonen Deutschen: Man sucht sich zuerst im Ausland Vorbilder und geht dann mit der SS als Erster durch’s Ziel. / 19) Selbstverständlich hatte das Aufkommen dieser HJ-Frisuren („Undercut“ etc.) vor einigen Jahren die Funktion eines ästhetischen Türöffners, genau wie der rückwärtsgewandte Dirndl- und Lederhosenunfug. Wo Analphabetismus herrscht, ist der Look die Ideologie. Undiskutiert und unreflektiert wird sie auch von denen gefördert, die sie nicht aktiv unterstützen, sondern nur den Look annehmen. / 20) Dass Faschismus keine Meinung ist, sondern ein Verbrechen, zeigt sich an den Meinungen der Faschisten zu ihren Verbrechen. Die vergangene Unschuld schließt die zukünftige mit ein“.
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=154053
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