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Alltag im System Ferguson der USA: Ein Mann, der 50 Dollar in einer Bäckerei gestohlen hat, kommt frei. Nach 36 Jahren Haft

30 Tage Notstand für Missouri erklärt: Vorbeugehaft gegen Proteste zum Ferguson-ProzessUnd jetzt darf die geneigte Leserin oder der geneigte Leser genau ein Mal raten, welche Hautfarbe der Mann hat, der 1983 in einer Bäckerei in Bessemer, Alabama, 50 Dollar geklaut hat. Alvin Kennard wurde nach dem „Three strikes law“ verurteilt – wer drei Mal wegen kleiner Delikte verurteilt wird, dem wird nicht nur die Bewährungsmöglichkeit genommen, sondern das sei dann auch keine Kleinkriminalität mehr und wird als „dauerkriminell“ bewertet (und kann bis zu „lebenslänglich“ verurteilt werden) – vier Jahre zuvor war er bereits wegen zwei Diebstählen zu einer dreijährigen Bewährungsstrafe verurteilt worden. Die Meldung „Alabama Man to Be Freed After 36 Years in Prison for Stealing $50 from a Bakery“ am 29. August 2019 bei Democracy Now!“ externer Link gibt auch einen Hinweis darauf, welche Rolle solcherart Gesetze (die in der Regierungszeit Bill Clintons in den 90er Jahren eine Art neuformulierte Wiederbelebung erfuhren) im System des US-Rassismus spielen, denn Kleindiebstähle sind nun einmal überall in der Welt Armutsdelikte. Siehe dazu auch eine weitere aktuelle Meldung – und eine ältere, in der Clinton sein Revival dieser Art Gesetze „bedauert“, sowie eine über die Wirkungsweise der Clinton-Initiative:

  • „US-Amerikaner klaute 50 Dollar – nach 35 Jahren wieder auf freiem Fuß“ am 30. August 2019 beim Spiegel online externer Link meldet: „… Nach mehr als 35 Jahren im Gefängnis ist ein für den Diebstahl von 50 Dollar zu lebenslanger Haft verurteilter Mann in den USA auf freien Fuß gesetzt worden. Ein Richter im Bundesstaat Alabama entschied laut übereinstimmenden Medienberichten, dem 58-Jährigen die verbleibende Haftstrafe zu erlassen. Demnach hatte der Mann das Geld im Jahr 1983 aus der Kasse einer Bäckerei in der Stadt Bessemer gestohlen. Da es sich bereits um seine dritte kleinkriminelle Tat gehandelt habe, sei er aufgrund eines besonderen Gesetzes des Bundesstaates Alabama, dem sogenannten „Three Strikes Law“, zu lebenslanger Haft ohne Bewährung verurteilt worden. Vier Jahre zuvor war er bereits wegen zwei Diebstählen zu einer dreijährigen Bewährungsstrafe verurteilt worden…“
  • „More Blacks Imprisoned Under ‘3 Strikes,’ Study Says“ von GREG KRIKORIAN am 05. März 1996 in der Los Angeles Times externer Link berichtete über eine Studie, die die Ergebnisse der ersten beiden Jahre, in denen diese wiederbelebte Gesetzgebung in Kraft war, untersuchte: Das Center on Juvenile and Criminal Justice hatte in Kalifornien, wo die strengste Variante dieser Gesetzgebung in Kraft war, gezählt. Von den 1.200 so gesetzlich verurteilten, waren 43% Afroamerikaner – und nahezu alle von ihnen hatten keine „gewalttätigen Vergehen“ begangen, für deren Bestrafung solche Gesetze eigentlich einmal eingeführt worden waren. Wenig überraschend in diesem Zusammenhang, dass auch damals bereits eine andere soziale Gruppe überdurchschnittlich oft von diesen Gesetzen betroffen war – Migranten aus Lateinamerika oder ihre Nachkommen…
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=153834
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