[Arbeitsbedingungen im Einzelhandel] König Kunde – Berichte von der „Verkaufsfront“

Tarifkampf Einzelhandel„Vor einigen Wochen sorgte ein Kaufmann aus dem bayrischen Lichtenfels für Furore und bundesweite Aufmerksamkeit. Was war geschehen? Vor der Fleischtheke seines Edeka-Marktes hatte eine Mutter zu ihrer Tochter sinngemäß gesagt, wenn sie sich in der Schule nicht endlich mehr anstrenge, dann lande sie später einmal dort – nämlich hinter besagter Verkaufstheke. Mit anderen Worten, Arbeiten im Einzelhandel ist das Allerletzte, das Schlimmste überhaupt! Der Kaufmann hatte sich daraufhin in einer Stellungnahme geäußert, sich beherzt vor seine fachlich qualifizierten Mitarbeiter gestellt und den Berufsstand vehement verteidigt. Diese Reaktion verdient Respekt und Anerkennung. Und man wünscht sich, dass alle Personalverantwortlichen vor Ort und auch die in den fernen Konzernzentralen ähnlich konsequent handeln würden. Dem ist aber leider nicht so. (…) Arbeiten im Einzelhandel war noch nie ein Zuckerschlecken. Hier wird mit harten Bandagen um Marktanteile und Margen gekämpft. Die Sprache ist martialisch: Es herrscht ein Unterbietungs- und Verdrängungskampf, Preiskriege und Rabattschlachten sind an der Tagesordnung. Rund drei Millionen Frauen und Männer stehen tagtäglich in den Betrieben, und leisten Dienst am Kunden. Sie arbeiten an der Front, an der Verkaufsfront. Immer öfter wird nun berichtet, dass „Ungeduld, Pöbeleinen oder gar Handgreiflichkeiten spürbar zunehmen“. Schon bei kleinsten Anlässen wird gepöbelt, geschimpft und beleidigt (LZ vom 7.6.2019). Der Stern befragte unlängst VerkäuferInnen und KassiererInnen und ließ sie über ihre schlimmsten Erlebnisse berichten. Das bedrückende Fazit: „Dadurch wie die Kunden sie behandeln, fühlen sie sich minderwertig, wie Menschen zweiter Klasse“ (stern.de vom 7.6.2019). Was sich hier im Einzelhandel zeigt ist gewissermaßen das Spiegelbild einer allgemeinen Verrohung von Sprache und Umgangsformen die sich immer mehr in unserer Gesellschaft breit macht…“ Kommentar von Dr. Jürgen Glaubitz vom Juni 2019 bei ver.di Handel NRW externer Link

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