Deutsche Tradition wird wieder öffentlich gepflegt: Antisemitismus

Kölnische Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit e. V. gegen Antisemitismus„… In diesem Land ist das Wort „Judensau“ noch mehr als nur eine hässliche Beleidigung. Es ist ein ganzer kunstgeschichtlicher Topos. Die traditionelle „Judensau“-Darstellung – ein fettes Borstenvieh, an dessen Zitzen bärtige Rabbiner saugen, während der Satan zufrieden zusieht – war ein beliebtes Motiv christlich-religiöser Propaganda, und das schon Jahrhunderte bevor der NSDAP-Gauleiter Julius Streicher in Nürnberg seine antisemitische Hetzzeitung Der Stürmer  gründete. In Stein gemeißelte Reliefs der „Judensau“ fanden sich in den Domkirchen von Magdeburg, Regensburg, Freising – lauter Städte, die ihre jüdische Bevölkerung im Mittelalter vertrieben – und auch an der Wittenberger Stadtkirche, in der Martin Luther predigte und von der aus die Botschaft der Reformation um die Welt ging. Dort war die „Judensau“ an der Südostmauer außen angebracht, in circa vier Metern Höhe in einem großen Format von etwa einem Meter mal 1,20 Meter. Man weiß das so genau, weil das Schmähbild noch heute dort prangt. Fraglich ist, über wen man nun mehr staunen soll. Da wäre die Kirche, die darauf besteht, ja in den vergangenen Tagen sogar vor dem Landgericht Dessau dafür gekämpft hat, dass das Schmähbild hängen bleibt. Von vielem haben Protestanten schon Abschied genommen seit den Tagen Luthers. Von Ritualen, von institutioneller Frauenfeindlichkeit, von antisemitischen Predigten. Ausgerechnet die „Judensau“ aber will man nicht abändern, weil – so hat das der Pfarrer Johannes Block gesagt – man die eigene „dunkle Geschichte“ lieber präserviere?…“ – aus dem Kommentar „Und sie schämen sich nicht“ von Ronen Steinke am 24. Mai 2019 in der SZ online externer Link, dem eigentlich nichts hinzu zufügen ist: Traditioneller deutscher Antisemitismus wird wieder offen verteidigt…

Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=149368
nach oben