Bundesagentur für Arbeit: Wie Datenhändler die Jobbörse missbrauchen

Dossier

Die 1.000 Augen der Jobcenter - Veranstaltungsreihe in Berlin, März 2016SWR-Recherchen haben ergeben: Datensammler verkaufen persönliche Informationen aus der Jobbörse der Arbeitsagentur weiter – auch an eine Firma aus Baden-Württemberg. Die Jobbörse der Bundesagentur für Arbeit (BA) gehört zu den größten Jobportalen Deutschlands. Wer sich auf eine der knapp 1,1 Millionen Stellenangebote bewirbt, erhofft sich viel davon. Und gibt viel von sich preis: persönliche Daten, den kompletten Lebenslauf, Schul- und Arbeitszeugnisse. Daten, mit denen sich Geld verdienen lässt, wenn sie in die falschen Hände geraten. Erkannt hat das offenbar auch ein Mann aus Berlin. Die Ergebnisse wochenlanger Nachforschungen von Reportern des SWR-Politikmagazins „Zur Sache Baden-Württemberg“ und des Rechercheteams des SWR zeigen, dass er und mindestens eine weitere Person die Daten weiterverkaufen…“ Beitrag von Judith Brosel, Jürgen Rose und Nick Schader vom 2.5.2019 beim SWR externer Link und nun u.a. eine Petition dagegen:

  • Open Data: Arbeitsagentur kämpft gegen offene Schnittstelle New
    „Open-Data-Aktivist:innen und die Bundesagentur für Arbeit liefern sich ein Wettrüsten. Die Arbeitsagentur versucht eine Schnittstelle zur Jobbörse zu schließen, doch nach zwei Tagen ist sie wieder neu dokumentiert im Internet. Diesen Kampf gegen offene Daten scheint die Behörde nicht zu gewinnen. Die Bundesagentur für Arbeit (BA) will nicht, dass der größte deutsche Stellenmarkt über eine Schnittstelle offen und frei dokumentiert und zugänglich ist. Eine solche bietet die fiktive „Bundesstelle für Open Data“ an. Gegenüber netzpolitik.org sagt die BA, dass sie dieses Vorgehen technisch wie rechtlich kritisch sieht. Aktivist:innen hatten die „Bundesstelle für Open Data“ Projekt unter der Domain bund.dev vor einiger Zeit ins Leben gerufen und stellen den Zugang zu mit Steuergeldern geschaffenen Daten ungefragt ins Netz, indem sie Schnittstellen dokumentieren. „Mittlerweile bieten wir bei bund.dev API-Dokumentation und Libraries für über 20 bestehende APIs an“, sagt die am Projekt beteiligte Sicherheitsforscherin und Aktivistin Lilith Wittmann. (…) Rechtlich sind Bundesbehörden seit dem zweiten Open-Data-Gesetz verpflichtet, unbearbeitete und maschinenlesbare Daten zum Abruf bereitzustellen. Allerdings mit zwei gewichtigen Einschränkungen: Zum einen sieht das Gesetz generell keinen Rechtsanspruch auf Offene Daten vor, zum anderen sind Körperschaften des öffentlichen Rechts wie die BA vom Gesetz ausgenommen. Wittman sieht das anders. Sie wünscht sich, dass die Behörden endlich ihre Fakten- und Verwaltungsdaten von sich aus über gut dokumentierte Schnittstellen unter einer offenen Lizenz bereitstellen. „Meiner Auffassung nach wäre das nach geltendem Recht auch notwendig“, so Wittman weiter. Außerdem müsse es doch im Interesse der BA sein, die Stellenanzeigen möglichst weit zu verbreiten. Wir werden sehen, ob das Wettrüsten nach der neuerlichen API-Dokumentation in die nächste Runde geht – oder ob die Bundesagentur nicht einfach ihre Schnittstelle Schnittstelle nennt und die öffentliche Dokumentation selbst zur Verfügung stellt.“ Beitrag von Markus Reuter vom 30. November 2021 bei Netzpolitik.org externer Link
  • Jobbörse der Bundesagentur für Arbeit: Massenhafter Datenklau – aber keine Ermittlungen 
    „Geschäftemacher ergaunern mit erfundenen Stellenanzeigen intime Bewerber-Daten. Doch die Staatsanwaltschaft stellt die Ermittlungen ein. Mit fragwürdigen Begründungen. (…) Datenhändler hatten dort Zehntausende offene Stellen inseriert, die es in Wirklichkeit ebenso wenig gab wie die angeblichen Arbeitgeber dahinter. Wer sich auf eine der Stellen bewarb, dessen persönliche Daten landeten bei Firmen, die diese ohne Wissen der Betroffenen mutmaßlich weiterverkauften. Was die BA und Datenschützer als kriminell einstufen, bleibt nach einer Entscheidung der Staatsanwaltschaft Berlin ohne Folgen. Sie hat nach Informationen der Süddeutschen Zeitung ihre Ermittlungen eingestellt – mit einer fragwürdigen Begründung und offenbar auch ohne großen Ermittlungseifer an den Tag zu legen. (…) Die Staatsanwaltschaft Berlin hat das Verfahren gegen einen mutmaßlich Datenhändler mangels hinreichendem Tatverdacht nach § 170 Absatz 2 der Strafprozessordnung eingestellt. Die Begründung geriet merkwürdig. „Ein Tatnachweis kann nicht geführt werden, da kein Einzelfall bekannt geworden ist, in dem ein Erschleichen personenbezogener Daten erfolgt ist“, heißt es in der Einstellungsverfügung, die der SZ vorliegt. Es seien „keine Personen bekannt“, die „ihre Daten dem Beschuldigten gegenüber aufgrund einer fingierten Stellenanzeige offenbart haben“. Dabei war zumindest eine Geschädigte im Fernsehen mit vollem Namen und Wohnort aufgetreten. Kurioserweise macht die Berliner Staatsanwaltschaft den SWR mitverantwortlich für ihre ergebnislosen Ermittlungen. Die Journalisten hätten ihr Recherchematerial nicht zur Verfügung gestellt. Das freilich ist ihr gutes Recht. Medien hierzulande sind keine verlängerten Arme von Strafverfolgungsbehörden, denen im Übrigen viel weitreichendere Möglichkeiten zur Verfügung stehen als Journalisten. Hausdurchsuchungen zum Beispiel, oder die Beschlagnahme von Unterlagen und elektronischen Datenträgern. Welche Maßnahmen es im konkreten Fall gegeben habe, könne sie aktuell nicht sagen, so eine Sprecherin der Berliner Staatsanwaltschaft auf Nachfrage. Die Behörde führt auch rechtliche Gründe für ihre Verfahrenseinstellung an. Selbst wenn fingierte Stellenanzeigen auf der Jobbörse gewesen sein sollten, was – so heißt es kryptisch – „gegebenenfalls möglich sein könnte“, wäre eine Strafbarkeit nicht gegeben. Es könne nämlich „nicht davon ausgegangen werden, dass der Beschuldigte bereits durch das Einstellen der Stellenanzeigen auf dem Internetportal ‚Jobbörse‘ Zugang zu einem geschützten System erhalten habe“, was ihm „Zugang zu geschützten Daten Arbeitssuchender ermöglicht hätte“, heißt es. Daten von Bewerbern habe er schließlich erst dann erlangen können, wenn diese sich auf die Stellen gemeldet haben. Sind Bewerber also gewissermaßen selber schuld, wenn sie sich auf offene Jobs bewerben, ihre Daten dann aber bei Händlern landen?…“ Artikel von Uwe Ritzer vom 6. August 2020 in der Süddeutschen Zeitung online externer Link
  • Nach Datenhändler-Skandal. Bundesagentur löscht über 100.000 Stellen aus der Jobbörse 
    „… „Der Datenmissbrauch-Skandal an Jobbörsen nimmt immer größere Ausmaße an: Inzwischen löschte die Behörde nach Recherchen von MDR AKTUELL zwar mehr als 100.000 Stellen. Missbrauch kann die Bundesagentur aber weiter nicht ausschließen.“ (…) Wie viele Sanktionen mögen es wohl in der Vergangenheit gewesen sein, Gegenwart und in der Zukunft sein, die verhängt werden, weil man sich auf eine Stelle bewirbt, die es gar nicht gibt oder so nicht gibt, wie beschrieben? Und die sog. Integrationsfachkraft (Arbeitsvermittlung) darüber einen Nachweis möchte…“ Aktualisierung von Inge Hannemann vom 10. Juni 2019 externer Link zu ihrer Petition “ Stoppt den Verkauf von Bewerberdaten aus der Jobbörse der Bundesagentur für Arbeit!“ bei change.org – siehe auch:

  • Mitmach-Aktion-Jobbörse! Brief an die Bundesagentur für Arbeit – Kein Datenhandel mit unseren Daten 
    Heute rufe ich zu einer Mitmach-Aktion-Jobbörse! auf. Wir schreiben an die Bundesagentur für Arbeit, an die Regionaldirektionen und an die Medien und empören uns. Wir akzeptieren keinen Datenhandel mit unseren persönlichen Daten und wir wollen keine Fake-Stellenangebote in der Jobbörse. Dazu habe ich zwei Brief- bzw. Email-Vorlagen als .Pdf-Datei (siehe Webseite) erstellt. Die eine richtet sich direkt an die Bundesagentur für Arbeit, die andere ist allgemein gehalten, wo Ihr dann eine entsprechende Adresse einfügen könnt. Diese Vorlage ist natürlich nur ein Vorschlag. Euren eigenen Ideen oder Forderungen sind keine Grenzen gesetzt. Schlussendlich macht es die Masse!  Und wir empören uns so lange, bis unsere Forderungen umgesetzt sind. Auch fordere ich die Politik auf unsere Forderungen zu unterstützen und umzusetzen…“ Aufruf vom 22. Mai 2019 von und bei Inge Hannemann externer Link
  • Nach Datenmissbrauch bei der Jobbörse: Bundesagentur löscht tausende Stellen im Internet 
    „… Der Berliner Geschäftsmann Johann S. stellte am Tag bis zu 3.000 Stellen in die Online-Jobbörse der Bundesagentur für Arbeit. Dann verkaufte er die erhaltenen Daten weiter, etwa an Zeitarbeitsfirmen – auch aus Baden-Württemberg. Reporter des SWR deckten den Datenhandel auf. Bei ihren Recherchen bewarben sie sich auf Stellenausschreibungen von Johann S. und wurden von einer Zeitarbeitsfirma aus Stuttgart kontaktiert. Als fingiertes Unternehmen kauften sie außerdem Bewerber-Daten von S. (…) S. war nicht der einzige, der Missbrauch mit der Jobbörse betrieb. Die Bundesagentur für Arbeit hat deswegen nun Konsequenzen gezogen und nach eigenen Angaben elf Unternehmen in ihrer Jobbörse gesperrt. Rund 32.000 Stellen sind damit rausgefallen. Weil die dubiosen Anbieter oft mehrere Orte für ein und dieselbe Stellenbezeichnung erstellt hatten, wurden insgesamt etwa 120.000 vermeintliche Stellenanzeigen gelöscht…“ Beitrag vom 15. Mai 2019 von und bei SWR Aktuell externer Link
  • Die fiktive Jobbörse der Bundesagentur für Arbeit und die Sanktionen
    „… Die Jobbörse der Bundesagentur für Arbeit zeigt im Schnitt über eine Millionen Stellenangebote an. Nun ist das so eine Sache mit dieser Million. Auf dem ersten Blick ist die Anzahl der „Arbeit“ unbefristet, befristet oder ohne Angaben ersichtlich. Auch erkenne ich auf dem ersten Blick die Gesamtanzahl der Arbeitsstellen, Ausbildung, Künstler, Praktikum / Trainee oder selbstständige Tätigkeiten. Und weiter geht es mit den Arbeitszeitmodellen in Voll- oder Teilzeit, Schicht / Nacht oder Wochenenden-Tätigkeiten, Heim- oder Telearbeit sowie Minijobs. Und zu guter Letzt kann ich die privaten Arbeitsvermittlungen und / oder die Zeitarbeit herausfiltern. Die Zahlen schwanken von Minute zu Minute. (…) In dieser Minute stehen genau 1.036.606 Stellenangebote zur Auswahl. Trotzdem fange ich mal an zu filtern und filtere als erstes die Zeitarbeit heraus. Ohne Zeitarbeit sind es 426.750 weniger und somit stehen „nur“ noch 609.856 Arbeitsstellen zur Verfügung. Ziel der Vermittlung in eine Tätigkeit der Jobcenter oder der Arbeitsagenturen ist eine sog. „Vermittlungsfähige“ Tätigkeit. Das bedeutet nichts anderes als eine Arbeitsaufnahme, die sich vom Jobcenter oder der Arbeitsagentur loslöst. Das ist in der Regel nur mit einem (gut bezahlten) Vollzeitjob zu schaffen. Davon gibt es nun aber nur noch rund 492 Tausend. Nehme ich die Zeitarbeit wieder rein steigt deren Zahl auf fast das Doppelte an (851.299). Je mehr ich filtere, desto geringer werden die Vollzeitstellen und am Ende sind es nur noch rund 386 Tausend. Von den aktuellen 1,03 Millionen Angeboten sind auf einmal eine Million weniger geworden. Die Fokussierung auf die Zeitarbeit nehme ich vor, da knapp 70 Prozent dieser Beschäftigungsform bereits nach spätestens 9 Monaten endet und somit in meinen Augen nur eine oftmals temporäre Beschäftigung ist. Mal abgesehen von der schlechteren Bezahlung, der Gefahr der Dequalifizierung und dem eher niedrigschwelligen Angebot…“ Analyse von Inge Hannemann vom 14. Mai 2019 auf ihrer Homepage externer Link
  • [Petition] Stoppt den Verkauf von Bewerberdaten aus der Jobbörse der Bundesagentur für Arbeit! 
    „… Es ist skandalös: Gerade hat der SWR herausgefunden, dass Monat für Monat tausende persönliche Daten von Bewerbern aus der Jobbörse der Bundesagentur für Arbeit verkauft werden. Zum Festpreis für drei Euro je Datensatz oder als „Flatrate“. Alles, was ein Bewerber tun muss, ist Lebenslauf und Zeugnisse an Arbeitgeber-Profile wie das von „Johann S.“ per E-Mail zu schicken. Der Bewerber hat das Gefühl sich damit bei einem Unternehmen beworben zu haben. Falsch gedacht: Die Daten werden von „Johann S.“ ohne Einverständnis der BewerberIn an Unternehmen verkauft! Dieser massenhafte Verkauf von Daten ist rechtswidrig und muss umgehend gestoppt werden! Eine zweckentfremdete Weiterverarbeitung oder gar Weitergabe von Daten ist ein Datenschutzverstoß und muss mit hohen Bußgeldern geahndet und strafrechtlich verfolgt werden! Ich fordere von der Bundesagentur für Arbeit gegen die Datenhändler vorzugehen…“ Petition von Inge Hannemann bei change.org externer Link
  • Die Berichterstattung über Datenhändler auf der Jobbörse der Bundesagentur für Arbeit beginnt zu wirken 
    „… Nun erfahren wir von einer ersten Reaktion der Bundesagentur für Arbeit (BA): Arbeitsagentur sperrt Datenhändler, so ist der Beitrag von Judith Brosel und Nick Schader vom SWR überschrieben: »Nach SWR-Berichten über systematischen Missbrauch der Online-Jobbörse hat die Bundesagentur für Arbeit jetzt reagiert: Einer der großen Datenhändler wurde gesperrt. Andere sind aber immer noch aktiv.« »Die Bundesagentur für Arbeit hat … einen der großen Anbieter gesperrt. Nach eigenen Angaben habe man die gefälschten Stellenanzeigen gelöscht. Die Arbeitsagentur kündigte außerdem an, rechtliche Maßnahmen gegen den Datenhändler zu prüfen und die Nutzungsbedingungen der Jobbörse zu verschärfen. Zudem werde man in Zukunft Anbieter, die eine hohe Zahl an Jobangeboten einstellen, genauer prüfen, „um bei kriminellen Vorhaben schneller agieren zu können“, so die Agentur.« Aber offensichtlich ist das nur ein absolut notwendiger erster Schritt der BA: »Mindestens ein weiterer großer Datenhändler ist den Recherchen des SWR zufolge nach wie vor aktiv und veröffentlicht pro Tag bis zu 500 neue Stellenanzeigen auf der Jobbörse der Bundesagentur. Auch dieser Datenhändler aus Berlin hatte den verdeckten Reportern den Kauf von Bewerberdaten angeboten, ebenso wie Johann S., dessen vermeintliche Firmen jetzt gesperrt wurde.« Eine Sprecherin der Bundesagentur sagte, dass erst die Recherchen des SWR den Nachweis gebracht hätten, dass hier mit Daten gehandelt wird. Das ist offensichtlich eine Schutzbehauptung (…)Da bleibt offensichtlich noch eine Menge zu tun – und wenn die BA ankündigt, „die Nutzungsbedingungen der Jobbörse zu verschärfen“, dann fragt man sich als Beobachter schon, ob denn die Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) nur für die kleinen Fische wie Sportvereine oder Blogger gilt. Denn die DSGVO schreibt doch eindeutig vor, dass man die Daten der Nutzer zu schützen hat und man verantwortlich ist für alles, was auf der eigenen Seite dahingehend passiert...“ Beitrag von Stefan Sell vom 7. Mai 2019 bei Aktuelle Sozialpolitik externer Link
  • Die Jobbörse der Bundesagentur für Arbeit als beitragsfinanzierter Steinbruch für Raubritter des modernen Datenhandels
    „Wir müssen über die Gelddruckmaschinerie reden, die in der heutigen Zeit der Handel mit Daten geworden ist. Nein, es geht hier nicht um Google oder Facebook, sondern um die Schattenpflanzen, die sich im Verborgenen aufhalten und darauf setzen, dass keiner genau hinschaut, was sie da so treiben. Und wir müssen über den Datenschutz reden. Allerdings nicht mit Blick auf Sportvereine oder kleine Blogger, denen die DSGVO eine Menge teilweise sinnfreier Auflagen macht hinsichtlich der Datenschutzregeln, deren auch nur partielle Nicht-Einhaltung schmerzhafte Abmahnung-Folgen haben kann. Vor diesem Hintergrund sollte man annehmen können, dass die richtig übergriffigen Daten-Raubritter mit Furor verfolgt und abschreckende Strafmaßnahmen ergriffen werden. Die Berufsskeptiker, auch Realisten genannt, ahnen schon, als was sich diese verständliche, aber letztendlich naive Vorstellung erweisen wird: als ein großes Trugbild, eine Fata Morgana derjenigen, die noch glauben wollen, dass die Systeme nicht die Kleinen hängen und die Großen laufen lassen. Wir müssen, um konkret zu werden, über die Jobbörse der Bundesagentur für Arbeit reden. Eine gewaltige Angelegenheit: 2,17 Mio. Bewerberprofile, 1,67 Mio. „Stellenangebote“ und mehr als 372.000 Ausbildungsstellen – mit diesen großen und beeindruckend daherkommenden Zahlen wirbt die Jobbörse gleich auf ihrer Startseite. (…) Wer sich auf eine derer als 1,6 Millionen Stellenangebote bewirbt, erhofft sich viel davon. Und gibt viel von sich preis: persönliche Daten, den kompletten Lebenslauf, Schul- und Arbeitszeugnisse. Daten, mit denen sich Geld verdienen lässt, wenn sie in die falschen Hände geraten. (…) Was bleibt nach dieser Beweisführung, dass und wie sich Datenhändler in der Jobbörse bedienen – übrigens mit Hilfe einer öffentlichen Infrastruktur, die mit viel Geld der Beitrags- und Steuerzahler aufgebaut und betrieben wird, zugleich für die Daten-Raubritter eine kostenlos bereitgestellte Quelle zur Generierung von vielen Bewerberprofilen? Zum einen muss man natürlich die strafrechtliche Verfolgung des in diesem Fall nachgewiesenen Missbrauchs verlangen und hoffen, dass dieser eine Betreiber zur Rechenschaft gezogen wird. Nur haben wir es offensichtlich nicht mit einem Einzelfall zu tun, sondern mit dem, was schon vor Jahren als ein „System“ beschrieben wurde. Wie kann man also grundsätzlich gegensteuern? Dazu müsste die BA erst einmal überhaupt den Willen haben oder die Politik verlangt eine Veränderung des Nicht-Prüf-Gebahrens der Bundesagentur und kontrolliert deren Umsetzung…“ Kommentar von Stefan Sell vom 3. Mai 2019 bei der Aktuellen Sozialpolitik externer Link
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=148138
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