„Sea-Eye“ rettet 64 Menschen im Mittelmeer, 50 weitere vermisst

Dossier

Shame on you, Europe! Sea-Eye und Seefuchs: Protest im MittelmeerSeenotretter an Bord der „Alan Kurdi“ haben 64 Menschen vor der libyschen Mittelmeerküste gerettet, darunter zwölf Frauen, ein Kleinkind und ein Baby. Ein weiteres Boot mit 50 Menschen an Bord, darunter drei Kindern, wird seit Montagnacht vermisst. (…) Die Menschen seien nun sicher an Bord der „Alan Kurdi“. Das „Sea-Eye“-Schiff sei aber „ungeeignet so viele Personen dauerhaft zu beherbergen“. Der Kapitän habe die zuständigen Behörden gebeten, möglichst schnell einen sicheren Hafen zu benennen. Das Auswärtige Amt sei eingeschaltet und um Unterstützung gebeten worden. Nach Angaben von „Sea-Eye“ wird ein weiteres Boot mit 50 Menschen an Bord, darunter drei Kindern, seit Montagnacht vermisst. Ein Sprecher der libyschen Küstenwache habe dazu erklärt, nur Schiffe zur Suche und Rettung zu entsenden, wenn deren Position bekannt sei. Die Hilfsorganisation „Alarmphone“ soll der libyschen Rettungsleitstelle in Tripolis zu dem Zeitpunkt bereis die letzten bekannten Koordinaten des Flüchtlingsbootes mitgeteilt haben, erklärte ein „Sea-Eye“-Sprecher: „Zum zweiten Mal innerhalb weniger Tage drohen Menschen zu verschwinden.““ Beitrag vom 4. April 2019 beim Migazin externer Link, siehe zum Hintergrund unser  Dossier:  [Libyen-Deal] Absurde EU-Politik im Mittelmeer: Rettungsmissionen sollen zukünftig von libyschen Schleusern koordiniert werden und hier konkret zu diesem Einsatz:

  • Rettungsschiff „Alan Kurdi“: Vier EU-Länder nehmen Geflüchtete auf – Das Schiff darf nicht in Malta anlegen New
    Die 64 Migranten an Bord des Rettungsschiffes „Alan Kurdi“ sollen nach Deutschland, Frankreich, Portugal und Luxemburg gebracht werden. Das Schiff darf aber nicht in Malta anlegen. Die auf einem deutschen Rettungsschiff im Mittelmeer seit mehr als einer Woche ausharrenden 62 Migranten sollen in Malta an Land gehen. Von dort würden sie nach Deutschland, Frankreich, Portugal und Luxemburg gebracht, teilte die maltesische Regierung mit. Der maltesische Regierungschef Joseph Muscat schrieb am Samstag im Kurzbotschaftendienst Twitter, die Flüchtlinge dürften allerdings nicht in Malta bleiben. Das Land könne „diese Last nicht allein tragen“. (…) Deutschland hatte sich bereits vor einer Woche bereit erklärt, einen Teil der Geflüchteten aufzunehmen. Allerdings fühle sich die Bundesregierung nicht alleine für das Schicksal der 64 Migranten zuständig, hatte Innenminister Horst Seehofer erklärt…“ Meldung vom 13. April 2019 bei tagesschau.de externer Link
  • Crewmitglied der Alan Kurdi evakuiert – Hilfsingenieur muss nach 24 Tagen Einsatz von Bord 
    Seit 10 Tagen wird der „Alan Kurdi“ nunmehr ein sicherer Hafen verwehrt. Die Crew ist seit 24 Tagen an Bord und kümmert sich noch immer um 62 Gerettete. In den vergangenen 3 Tagen wurden 2 Frauen evakuiert, die sich inzwischen in einem maltesischen Krankenhaus erholen. Freitagnacht musste nun erstmalig ein Crewmitglied der „Alan Kurdi“ von der maltesischen Army abgeholt und an Land gebracht werden. (…) Es ist die dritte medizinische Evakuierung innerhalb von 3 Tagen. Inzwischen verkündeten einzelne EU Mitgliedsstaaten, dass sie zur Aufnahme von Geretteten an Bord der „Alan Kurdi“ bereit wären. „Es ist einfach unbegreiflich, warum es notwendig und richtig sein soll, dass die Leute an Bord bleiben, während Regierungen über 64 Einzelschicksale diskutieren,“ sagt Gorden Isler, Sprecher von Sea-Eye e.V. Tatsächlich werden Schiffe mit geretteten Menschen erst seit wenigen Monaten blockiert. „Man darf jetzt nicht so tun, als wäre das der Normalzustand. Wie soll man sich denn darauf vorbereiten, dass sich Regierungen im Streit um Zuständigkeiten verlieren, statt zu tun was offensichtlich richtig ist? Menschen helfen, die Hilfe brauchen,“ sagt Isler weiter. Die Situation an Bord kann sich nicht mehr von allein verbessern. Die „Alan Kurdi“ braucht einen sicheren Hafen. Die politisch Verantwortlichen müssen jetzt handeln, statt nur zu verhandeln.“ Meldung vom 13.4.2019 bei sea-eye externer Link
  • Lage an Bord der „Alan Kurdi“ spitzt sich zu. Einsatzleitung beschreibt Nahrungs- und Trinkwasserknappheit 
    64 Menschen, darunter 12 Frauen, ein Kind und ein Baby warten an Bord der „Alan Kurdi“ auf einen sicheren Hafen. EU Kommission verhandelt mit Mitgliedsstaaten über die Aufnahme Geretteter. Grundlegende Menschenrechte und  Grundbedürfnisse werden verletzt. Einsatzleitung informiert maltesische Behörden über knappe Trinkwasser und Lebensmittelvorräte. Gerettete berichten in Interviews von Folter, Menschenhandel und sexueller Gewalt in Libyen
    Inzwischen sind 6 Tage seit der Rettung von 64 Menschenleben vor der Libyschen Küste vergangen. Noch immer werden 50 weitere Menschen seit nunmehr 8 Tagen vermisst. Die „Alan Kurdi“ wurde zunächst harsch vor Lampedusa von Italiens Behörden abgewiesen, nachdem Italiens Regierung die Trennung zweier Familien von ihren Vätern als „humanitäre Hilfe“ bezeichnete. Crew und Gerettete empfanden Italiens unbegründete Maßnahme dagegen als erniedrigend und unmenschlich
    …“ Sea-Eye-Meldung vom 8.4.2019 externer Link
  • Sea-Eye-Stellungnahme: „Auf See gibt es keinen Migranten, Bankier oder Klempner: Es gibt nur Menschen“ 
    „… Mein Name ist Carlotta Weibl und ich bin die Sprecherin von Sea-Eye. Ich möchte eine kurze Stellungnahme zu unserer aktuellen Situation von 64 Rettungseinsätzen an Bord der Alan Kurdi abgeben und die neuesten Entwicklungen erläutern. Am 3. April haben wir 64 Personen aus einem Schlauchboot in internationalen Gewässern vor Libyen gerettet. (…) Wie wir alle wissen, haben Flüchtlinge und Migranten in Libyen keinen Zugang zu einem gerechten Asylverfahren und keinen Schutz ihrer Menschenrechte. Tatsächlich müssen sie irreparable Schäden befürchten, einschließlich Folter, Sklaverei und Vergewaltigung. Libyen kann auf keinen Fall als sicherer Ort angesehen werden, und angesichts der jüngsten politischen Entwicklungen und eines neuen drohenden Bürgerkriegs ist klar, dass ein sicherer Hafen nur nördlich von Libyen liegen kann. Die Alan Kurdi näherte sich daher dem nächsten sicheren Hafen, der sich auf Lampedusa befindet. Vor Lampedusa wurde uns nicht nur der Zugang zum Hafen, sondern auch die Einfahrt in die italienischen Hoheitsgewässern verweigert. Wir erhielten eine E-Mail vom MRCC Rom, in der es hieß, dass wir keine Hoheitsgewässer befahren dürften, da die Alan Kurdi angeblich eine Bedrohung „für den Frieden, die gute Ordnung oder die Sicherheit des Küstenstaates“ darstellen würde, gemäß Artikel 19 UNCLOS (Seerechtsübereinkommen der Vereinten Nationen). (…) In den jüngsten Rettungsfällen ist die Anlandung von politischen Verhandlungen zwischen den EU-Mitgliedstaaten abhängig geworden. Gestern wurde sogar die humanitäre Evakuierung von besonders gefährdeten Menschen an Bord dem Abschluss eines Deals untergeordnet. Wir lehnen diesen Ansatz entschieden ab und fordern Italien auf, die gleichen Menschenrechte für Flüchtlinge und Migranten wie für europäische Bürger anzuwenden. Tatsächlich sind dies „gerettete Menschen“ und sollten nicht anders behandelt werden, indem man sie nach ihrem Rechtsstatus als „Migranten“ kategorisiert: Auf See gibt es keinen Migranten, Bankier oder Klempner: Es gibt nur Menschen. Derzeit sind wir in internationalen Gewässern vor Malta und warten auf weitere Anweisungen. (…) Wir sind abhängig geworden von den Verhandlungen zwischen den EU-Staaten, was eine inakzeptable Verzerrung und Verletzung des auf SAR-Operationen anwendbaren Rechts darstellen. Wir leiden in dieser Situation, in der man Gefahr läuft, verhaftet zu werden, wenn man das Gesetz befolgt und das Richtige tut, während man gezwungen ist, das Leiden der Menschen hinauszuzögern, indem man tut, was die Staaten verlangen.“ Komplette Stellungnahme der Sea-Eye-Sprecherin Carlotta Weibl dokumentiert bei MiGAZIN am 8. April 2019 externer Link
  • Déjà-vu: „Sea-Eye“-Schiff mit 64 Flüchtlingen sucht sicheren Hafen 
    Es ist ein Déjà-vu: Ein privates Rettungsschiff mit Dutzenden Flüchtlingen an Bord sucht einen Hafen. Der italienische Innenminister weist die Verantwortung Deutschland zu: „Deutsches Schiff? Deutscher Hafen“. Die Initiative „Seebrücke Hamburg“ fordert Politik zum Handeln auf. Nach der Rettung von 64 Menschen aus dem Mittelmeer vor Libyen ist das deutsche Rettungsschiff „Alan Kurdi“ weiter auf der Suche nach einem sicheren Hafen. Italien und Malta seien um Angabe eines Hafens gebeten worden, sagte eine Sprecherin der Regensburger Rettungsorganisation „Sea-Eye“ am Donnerstag dem „Evangelischen Pressedienst“. Die Rettungsleitstelle in Rom habe lediglich mitgeteilt, dass sich „Sea-Eye“ an Deutschland wenden solle. Deutschland ist laut dem Bundesinnenministerium zur Aufnahme eines Teils der Flüchtlinge bereit. Der italienische Innenminister Matteo Salvini twitterte derweil „Deutsches Schiff? Deutscher Hafen“ und rief die Crew auf, nach Hamburg zu fahren, wo der Kapitän herkomme. Die Initiative „Seebrücke“ bezeichnete die Äußerungen Salvinis als „absurd“. Die „rassistische Stimmungsmache“ sei „menschenverachtend und abstoßend“, sagte Christoph Kleine von der „Seebrücke Hamburg“. Eine wochenlange Seereise nach Hamburg sei für die Geretteten wie für die Crew gleichermaßen unzumutbar. Die „Alan Kurdi“ werde zudem für die nächsten Rettungseinsätze benötigt. „Das Seerecht verlangt die Aufnahme im nächsten sicheren Hafen“, sagte Kleine. Ein solcher liege entweder in Italien oder auf Malta. Von dort sollten die 64 Geretteten umgehend in ein Land ihrer Wahl weiterreisen können, forderte er. (…) Die Suche nach einem weiteren vermissten Boot mit 50 Flüchtlingen sei unterdessen aufgeben worden, hieß es aus der Regensburger „Sea-Eye“-Zentrale. „Wir können mit so vielen Menschen an Bord nicht mehr weiter suchen“, sagte „Sea-Eye“-Sprecherin Carlotta Weibl…“ Beitrag vom 5. April 2019 beim Migazin externer Link
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=146991
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