Hannibals Verein. Soldaten und Polizisten, die sich in rechten Chats austauschten, sind auch im Verein Uniter aktiv. Dieser baut eine Kampfeinheit auf.

Schwarzbuch Bundeswehr. Kritisches Handbuch zur Aufrüstung und Einsatzorientierung der Bundeswehr„… Im politischen Berlin hat die Aufklärung begonnen. Wir wollen in der Zwischenzeit einem Strang der Geschichte genauer nachgehen und die Rolle des Vereins Uniter klären, denn über diesen ist den Sicherheitsbehörden bisher wenig bekannt. Die Bundesanwaltschaft hat zwar einen Prüfvorgang angelegt, musste aber kürzlich im Bundestag zugeben, dass sie nicht genau weiß, wer dort Mitglied ist. Der MAD gibt an, nicht für Organisationen zuständig zu sein, sondern nur für einzelne Soldaten.In offiziellen Stellungnahmen bestreitet Uniter, dass es eine Verbindung zwischen dem Verein und den Chatgruppen gibt. Unsere Recherchen aber belegen: André S., Mitgründer, Vorstandsmitglied und Kopf von Uniter, war unter seinem Pseudonym Hannibal auch derjenige, der die Mitglieder der Chatgruppen mit vermeintlichen Lagebildern aus dem Innern der Bundeswehr versorgt hat. So berichten es mehrere frühere Chat-Mitglieder und so gab es André S. selbst in einer BKA-Vernehmung zu. Aber Hannibal ist nicht der Einzige. Heute wissen wir, dass mindestens ein Dutzend der früheren Chat-Mitglieder auch bei Uniter aktiv ist oder war: aktuelle oder ehemalige Elitesoldaten, viele vom KSK, aktuelle oder ehemalige Polizisten. Das geht aus Mitgliederlisten des Vereins hervor, die der taz vorliegen, aus Ermittlungsunterlagen und anderen Quellen. Was in den Gesprächen mit Beteiligten oft auffällt: Sie unterscheiden nicht zwischen den Uniter-Strukturen und den Chatgruppen; für sie ist beides eins…“ Artikel von Christina Schmidt vom 21.12.2018 bei der taz online externer Link und auch wichtig im Text:

  • „… Bei Uniter ist in diesen Wochen viel los. Uniter, das ist ein Verein, den André S. 2012 in Halle gegründet hat und bis heute führt. Seine Juristen verschicken Briefe, um gegen die Berichterstattung vorzugehen. (…) Nach zahlreichen Gesprächen mit aktiven und ehemaligen Vereinsmitgliedern und mithilfe interner Vereinsunterlagen können wir erstmals zeigen: Neben den karitativen Einsätzen wird bei Uniter daran gearbeitet, eine Kampfeinheit aufzubauen – die „Defence“. (…) In den Chatgruppen verabreden sie sichere Rückzugsorte, sogenannte Safe-Houses, also Orte, an denen sich Eingeweihte treffen, sollte die Ordnung zusammenbrechen; sie planen, wie sie sich immer weiter nach Süden durchschlagen wollen. André S. gliedert diese Chat-Gruppen so wie heute auch seinen Verein und nennt diese Untergruppen Distrikte: Nord, Süd, West, Ost, Österreich und Schweiz. Darin: aktive Soldaten und Reservisten, Kriminalpolizisten, SEK-Beamte, Anwälte, Feuerwehrleute. In den Chats hatte es Platz gegeben für rechtsextreme Ideen. (…) Die Frage, ob es eine Defence-Gruppe innerhalb von Uniter gibt und was sie ausmacht, ist eine zentrale Frage, wenn es um die Rolle und Bedeutung dieses Netzwerkes geht. Wozu braucht ein privater Verein, der organisiert ist wie eine Sekte, und dessen Mitglieder Zugang zu Waffen, Kasernen und sicherheitsrelevanten Bereichen haben, ein eigenes Verteidigungskommando? Und: Wenn der Verein eigene Kampftrainings anbietet und eine eigene Kampfeinheit unterhält – ist das dann nicht ein paramilitärischer Arm?…“
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=141966
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