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So sieht Demokratisierung in Myanmar aus: Nicht nur Massenvertreibungen, auch Terror gegen Streikende, die gegen die Entlassung von 30 Gewerkschafterinnen durch ein chinesisches Textilunternehmen protestieren

In einer Textilfabrik in Myanmar sind bei gewaltsamen Auseinandersetzungen viele Arbeiterinnen verletzt worden. Nach Angaben von Betroffenen wurden sie von Auftragsschlägern angegriffen. Etwa 30 Frauen hatten nach einem Streik für ihre Wiedereinstellung demonstriert. Auch der deutsche Discounter Lidl lässt in der Fabrik in der ehemaligen Hauptstadt Rangun produzieren. Die Arbeiterinnen waren vor knapp zwei Monaten in den Streik getreten, um bessere Arbeitsbedingungen durchzusetzen. Die meisten ihrer Forderungen wurden erfüllt, die Leitung der Fabrik, die dem chinesischen Unternehmen Fu Yuen gehört, weigerte sich aber, diejenigen Frauen wieder einzustellen, die zum Streik aufgerufen hatten. Die Betroffenen campierten deshalb vor der Fabrik und verlangten, wieder eingestellt zu werden. Eine der Frauen, Than Than Soe, sagte der Nachrichtenagentur AFP, etwa 40 „Auftragsgangster“ hätten die Gruppe angegriffen. Dabei seien 27 Frauen verletzt worden, sechs davon ernsthaft. Als Bewohner der Umgebung Steine und Stöcke auf die Fabrik warfen, schritt die Polizei ein. (…) In der Fabrik arbeiten nach Angaben der Polizei rund 1.200 Frauen und 100 Männer…“ aus der (AFP)- Meldung „Viele Verletzte bei Angriff auf Streikende in Textilfabrik“ am 16. Oktober 2018 (hier in der Zeit online) externer Link, die die bisher heftigste, aber keineswegs die einzige Aktion der jüngeren Zeit gegen Textilarbeiterinnen berichtet, die im Land der Generalsdemokratie an der Tagesordnung sind. Siehe dazu zwei weitere aktuelle und zwei Hintergrundbeiträge:

  • „EU Trade Preference Halt Would Cause Widespread Harm to Myanmar: Activists, Lawmakers“ von Nan Lwin am 16. Oktober 2018 im Irrawaddy externer Link ist ein Beitrag, der eben die gemeinsamen politischen Forderungen von Streikenden und Unterstützungsgruppen berichtet. Sowohl AktivistInnen, Streikende, als auch Anwälte vertreten die Position, dass eine Beendigung der Präferenz der Textilproduktion in Myanmar durch die EU dabei helfen würde, die Rechte der Belegschaften besser durchsetzen zu können. Die meisten der inzwischen schon über 400.000 Menschen, die in Myanmars Textilindustrie arbeiten, produzieren für die EU-Märkte (und oft genug in chinesischen Firmen, die – wegen der „Lohnkosten“ – hierher verlagert haben).
  • „Garment unions in Cambodia and Myanmar step closer to a living wage“ am 28. August 2018 bei IndustriAll externer Link war ein Bericht über ein gemeinsames Seminar von GewerkschafterInnen aus Myanmar und Kambodscha, bei dem es um den Kampf um einen ausreichenden Mindestlohn ging. Beide Länder sahen in den letzten Jahren ein kontinuierliches Wachstum der Beschäftigtenzahlen im Textilbereich, seitdem die chinesische Billigproduktion den Kapitalisten zu teuer geworden ist. Und in beiden Ländern kann von Gewerkschaftsfreiheit nicht wirklich die Rede sein. Auch der Kampf um einen ausreichenden Mindestlohn stößt auf viele Hindernisse, andererseits wurden aber in letzter Zeit einige Erfolge errungen…
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=138699
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