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Mesale Tolu wieder in der BRD – aber er inzwischen monatelang grundlos im türkischen Gefängnis: Freiheit für Adil Demirci gefordert!

Freiheit für Adil Demirci!Nachdem die linke Journalistin Mesale Tolu nach über 16 Monaten Untersuchungshaft und Ausreisesperre nach Deutschland zurückkehren darf, fordert die Rote Hilfe e.V. die sofortige Haftentlassung des 33jährigen Kölners Adil Demirci. Der Sozialwissenschaftler und Journalist war im April während eines Besuchs bei Verwandten von Spezialkräften festgenommen worden und befindet sich seitdem im Gefängnis. Er hatte wie Mesale Tolu für die sozialistische Nachrichtenagentur Etha gearbeitet und wird ebenfalls der angeblichen „Terrorpropaganda“ bezichtigt. Ein Vorwurf, dem sich tausende Oppositionelle, darunter weitere deutsche Staatsbürger*innen, aktuell ausgesetzt sehen. Hierzu erklärt Heiko Lange, Mitglied im Bundesvorstand der Roten Hilfe e.V.: „Wir freuen uns, dass Mesale Tolu endlich in die BRD zurückkehren kann. Dies ist zum einen das Ergebnis diplomatischer Ränkespiele des Autokraten Erdogan, der aktuell im Westen Verbündete im Konflikt mit den USA sucht. Doch auch die stetigen Proteste haben sicher ihr übriges getan. Dies zeigt, dass kontinuierliche Proteste für die Freilassung politischer Gefangener aus den Kerkern des türkischen Regimes durchaus erfolgreich sein können. Und es beweist ein weiteres Mal, dass die alles andere als unabhängige Justiz in der Türkei politische Gefangene unverzüglich aus der Haft entlässt, wenn die Regierung es anordnet. Nun gilt es, den politischen Druck auf Ankara weiter zu erhöhen, um die Freilassung weiterer willkürlich inhaftierter Journalist*innen zu erreichen…“ – aus der Pressemitteilung „Adil Demirci muss unverzüglich aus der Haft entlassen werden“ der Roten Hilfe e.V. vom 24. August 2018 externer Link, der wir uns völlig anschließen. Siehe dazu auch einen weiteren aktuellen Beitrag zu Adil Demirci, einen Beitrag zur Ankunft Mesale Tolus in der BRD – und den Hinweis auf unseren ersten Beitrag über die Isolationshaft für Adil Demirci:

  • „Zwischen Hoffnung und Ungewissheit“ von VOLKAN AĞAR am 24. August 2018 in der taz.gazete externer Link, worin es zu den vorgeblichen Anklagepunkten unter anderem heißt: „Die türkische Staatsanwaltschaft wirft Adil Demirci vor, Mitglied in einer terroristischen Vereinigung zu sein, der marxistisch-leninistischen MLKP, die in der Türkei verboten ist. Vorgeworfen wird ihm das, weil er in den Jahren 2013, 2014 und 2015 an Beerdigungen von Personen teilnahm, die gegen den sogenannten Islamischen Staat gekämpft haben. Auch gegen Meşale Tolu bestehen Terrorvorwürfe, weil sie an diesen Beerdigungen teilgenommen hat. Eine davon war die Gedenkveranstaltung für die Deutsche Ivana Hoffmann, die in den Reihen der YPG gegen den IS kämpfte. Adil Demirci ist Kölner. Er war auch anderweitig politisch engagiert, etwa bei der Föderation der Arbeitsimmigranten aus der Türkei in Deutschland e.V. (AGIF). Eine Genossin, die ihn aus der politischen Arbeit kennt, sagt: „Er war ernsthaft in seinem politischen Engagement, aber auch offen gegenüber neuen Menschen.“ Für Etha schrieb Demirci Artikel über „Black Lives Matter“, die Nachwirkungen des Arabischen Frühlings oder Proteste gegen die französische Arbeitsmarktreform, er übersetzte Artikel über die Auseinandersetzungen in Katalonien oder rassistische Polizeigewalt im US-amerikanischen Ferguson…
  • „Mesale Tolu ist zurück in Deutschland“ von Kevin Hoffmann am 26. August 2018 in neues deutschland externer Link, worin unter anderem informiert wird: „Tolu stellte nochmals klar, dass sie die Vorwürfe der Türkei gegen sie zurückweist und sich keiner Schuld bewusst sei. Sie kündigte zudem an, für die kommenden Gerichtsverhandlungen in ihrem Fall wieder in die Türkei zu reisen. »Man mag das für naiv halten, aber ich denke, dass ich im Recht bin.« Ebenso betonte Tolu, dass die Vorwürfe, die der türkische Staat gegen sie erhebt, nichts besonderes seien, sondern in ähnlicher Form gegen Zehntausende Menschen benutzt werden. Das Vorgehen der türkischen Behörden gegen Journalisten und Oppositionelle bezeichnete Tolu als willkürlich. Dass ihr Mann die Türkei weiterhin nicht verlassen darf, sieht sie als einen Beweis für eben diese Willkür. »Ich werde mich auch weiter für die Freiheit der in der Türkei Verhafteten einsetzen«, bekräftigt Tolu ihre Absichten. »Die Solidarität und Unterstützung aus Deutschland hat mir sehr viel Kraft gegeben.« Vor allem während der Zeit im Gefängnis seien die Unterstützung und die Medienberichte in Deutschland extrem wichtig für sie gewiesen, so Tolu. Nach einiger Zeit mit ihrer Familie und der Eingewöhnung in Deutschland, will Meşale Tolu weiter als kritische Journalistin arbeiten. In der Türkei sei ihr das nicht mehr möglich gewesen, doch hier wolle sie ihrem Beruf wieder nachgehen, so die 33-Jährige…
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=136643
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