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Wird es jetzt selbst den Förderern „mulmig“? Nun auch erste Anflüge kritischer Beiträge über den „FC Ustascha“ in bundesdeutschen Medien

Eine der DEmonstrationen gegen die Flüchtlingsvertreibung EU - Türkei am Wochenende 20.3.2016 in Slowenien und KroatienZunächst hatte es das ZDF in der Tat geschafft: Mit der kroatisch begeisterten Reportage vom Endspiel der Fußball-WM sozusagen die Maßstäbe bundesdeutschen Medienechos zu setzen. (Nein: Es ist nicht das perfekte Talent des Reporters gemeint, gegen die Bilder zu kommentieren – gekrönt womöglich von seinen extrem qualifizierten Äußerungen zum Pussy Riot-Protest). Aber je mehr die nazionalistische Welle in Kroatien schäumt, sehen sich – als letzte – auch bundesdeutsche Medien zu kritischen Worten bemüßigt: „Auf dem Balkan ist Fußball immer auch eine Fortsetzung des Krieges mit anderen Mitteln. Das gilt insbesondere, wenn eine Weltmeisterschaft in Russland stattfindet. So wirft ein extremer Nationalismus seinen Schatten auf die überragende sportliche Leistung der Kroaten…“ so beginnt der Artikel „Wie kroatische Fußballer mit dem Faschismus spielen“ von Krsto Lazarevic am 14. Juli 2018 in der Welt externer Link (nur bis hierhin ohne Abo lesbar, aber für unsere These ausreichend) – und was in einem Welt-Artikel mit „extremen Nationalismus“ gemeint ist, dürfte naheliegend sein. Siehe zu kroatischer Sangeskultur und ihrer Kritik auch zwei weitere Beiträge – und den Hinweis auf unseren ersten Beitrag zum Thema:

  • „Eine ganze Nation im Rausch“ von Keno Verseck am 12. Juli 2018 in Spiegel Online externer Link ist ein ausführlicher Beitrag zur Situation in Kroatien (inklusive der massiven Abwanderung) – in dem das „deutsche Muster“ auch bei der Rettung von Pleite-Unternehmen von nationaler Bedeutung mit Steuergeldern deutlich wird – worin es zur „Traditionspflege“ heißt: „Als Ersatzhandlung dient in dieser Situation zunehmend eine Verklärung der Vergangenheit, die der Politologe Zarko Puhovski als „rechtsnationale Patriotisierung“ bezeichnet. Ausdruck dafür ist beispielsweise der langjährige Streit darum, ob der faschistische Ustascha-Gruß „Za dom – spremni!“, zu deutsch: „Für die Heimat – bereit!“, in der Öffentlichkeit verwendet werden darf oder nicht. Bei Gedenkveranstaltungen, Rechtsrockkonzerten und Fußballspielen wird dieser Gruß immer wieder skandiert.  Auch die Nationalelf sorgte in diesem Zusammenhang in Moskau für Aufruhr: Nach dem Spiel gegen Argentinien sangen die kroatischen Fußballer in der Kabine Zeilen aus einem beliebten patriotischen Lied des umstrittenen Sängers Marko Perkovic „Thompson“, dem der Ustascha-Gruß vorangestellt ist, und posteten ein Video davon…
  • „Salonfähiger Faschismus“ von Krsto Lazarevic am 17. Juli 2018 in neues deutschland externer Link ist ein Kommentar, dessen Autor unterstreicht: „Schon nach dem 3:0 Sieg gegen Argentinien in der Gruppenphase Ende Juni stimmten die Verteidiger Dejan Lovren und Sime Vrsljako in der Kabine ein Rechtsrocklied der kroatischen Band »Thompson« an, das mit dem Ustascha-Gruß »Za dom Spremni« (Für die Heimat bereit) beginnt. Die Parole ist vergleichbar mit dem deutschen »Sieg Heil«. »Thompson«, das ist allen voran der Musiker Marko Perkovic, der auf seinen Konzerten Lieder sang, in denen die Opfer der Konzentrationslager Jasenovac und Stara Gradiska verhöhnt werden. Das Thompson-Lied »Lijepa li si« war bei der EM 2016 die offizielle Hymne der kroatischen Nationalmannschaft, die vor jedem Spiel gespielt wurde. Auf Wunsch von Luka Modric, dem besten Spieler der WM 2018, fuhr Rechtsrocker Perkovic dann auch am Montag im Mannschaftsbus der »Feurigen« mit, als das kroatische Team von einer halben Million Menschen in Zagreb empfangen wurde. Perkovic hat in mehreren europäischen Ländern ein Auftrittsverbot, durfte zeitweise wegen Rassismus nicht in die Schweiz einreisen, und auch in Berlin wurde ein geplantes Konzert von ihm abgesagt. Man ist sich überall in Europa einig darüber, wessen Geistes Kind der Musiker ist − nur in Kroatien nicht. Dort gilt Marko Perkovic vielen als harmloser Rocker, der die Liebe zur Heimat besingt…
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=134806
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