Ikone Matrose – Das Kieler Schifffahrtsmuseum erzählt vom Aufstand der Kieler Matrosen vor hundert Jahren – andere auch

Dossier

Ausstellung „Die Stunde der Matrosen – Kiel und die deutsche Revolution 1918“„… „Im November ist es früh dunkel, außerdem war der Aufstand spontan“, sagt Doris Tillmann. „Erst von der Beerdigung der Opfer gibt es Fotomaterial“, führt die Direktorin des Kieler Stadtmuseums aus – „aber die war ja vorher angekündigt“ und fand zudem morgens statt, um 10 Uhr. Und so ist ein Foto der Menge, die sich am 10. November 1918 auf dem Wilhelmplatz zu einem Trauermarsch für die sieben getöteten Menschen versammelt hatte, eines der wenigen sogenannten authentischen Bilder in der Sonderausstellung „Die Stunde der Matrosen – Kiel und die deutsche Revolution 1918“ im Kieler Schifffahrtsmuseum. Dabei standen Tillmann und ihr Team vor folgender Herausforderung: Wie die Ereignisse – im Kern vom 1. November bis zum 11. November – samt ihrer jahrzehntelangen Vor- und auch Nachgeschichte so erzählen, dass die damaligen Akteure eine Stimme bekommen und ihr Anliegen vermittelt werden kann? Denn es gibt kaum Bildmaterial, es gibt kaum Exponate, die die Beteiligten der Matrosenrevolte hinterlassen haben. (…) Der oft banal klingende Satz, nach dem die Sieger auch noch die Geschichte ihrer Siege schreiben und damit reinszenieren – er gilt für die Phase der Kieler Revolution noch einmal besonders. Weshalb die wenigen Dokumente, die zu finden waren und die nun exponiert zu sehen sind, umso eindringlicher sind. (…) Generell gelingt der Schau ein bemerkenswerter Spagat: Sie bedient Besucher mit Vorwissen, nimmt aber genauso diejenigen mit, die sich von ihrem Geschichtsunterricht her nur noch vage an die Gründungsgeschichte der Weimarer Republik im Nachklapp der Kieler Marinerevolte erinnern können. Sie werden wieder auf Stand gebracht…“ Ausstellungsbericht von Frank Keil vom 5. Juni 2018 bei der taz online externer Link. Siehe Infos zur Ausstellung und zum Thema auch:

  •  Völker, hört Kiels Signale! Die schleswig-holsteinische Landeshauptstadt erinnerte an den Matrosenaufstand vor 100 Jahren New
    „Der Kieler Matrosenaufstand vor 100 Jahren wird in der Landeshauptstadt mit einem Gedenkmarathon gewürdigt. In den Vorjahren war das anders. Der Blick auf die damaligen Ereignisse und deren Wertschätzung haben sich geändert. Am Samstag gab es einen Festakt der Stadt Kiel im Gewerkschaftshaus und damit an einem geschichtsträchtigen Ort, wo Anfang November 1918 Kiels erste Zusammenkünfte bis zur Gründung eines ersten Arbeiter- und Soldatenrates stattfanden. Ferner zogen am Samstag zwei große Demonstrationen sowie historisch verkleidete Schauspieler durch die Stadt. (…) Kiels Oberbürgermeister Ulf Kämpfer (SPD) appellierte, die seinerzeit hart errungene Demokratie und den damit verbundenen gesellschaftlichen Fortschritt nicht als Selbstverständlichkeit anzusehen, sondern jeden Tag aufs Neue zu verteidigen. Damit möge er doch im nächsten Jahr anfangen, lautete die Forderung des Kieler Arbeitskreises Novemberrevolution, der rund 1000 Demonstranten auf die Straße brachte. In einer Resolution an alle Ratsfraktionen wurde dazu aufgerufen, mit der Tradition zu brechen, zur im nächsten Jahr ihr 125-jähriges Bestehen feiernden Kieler Woche Kriegsschiffe einzuladen. Mehrere Redner erinnerten zugleich an die vielen Rüstungsbetriebe in Schleswig-Holsteins Landeshauptstadt und forderten eine sofortige Umstellung der Produktion hin zum Sektor erneuerbare Energien…“ Bericht von Dieter Hanisch in neues Deutschland online vom 4. Oktober 2018 externer Link, siehe dazu:

    • [Bildbericht] Vor 100 Jahren: Matrosenaufstand in Kiel 
      Heute vor 100 Jahren versammelten sich 250 Matrosen und Arbeiter vor dem Gewerkschaftshaus, um die Freilassung inhaftierter „Meuterer“ zu fordern. Die roten Fahnen an dem Gebäude haben etwas operettenhaftes in Zeiten, in denen die DGB Gewerkschaften für Sozialpartnerschaft und sozialen Frieden (Friedhofsruhe!) in den Betrieben stehen…“ Bildbericht der Feierlichkeiten bei chefduzen externer Link, darüber Vorinformationen dazu
  • »In Kiel ist Revolution« Lange ein Tabuthema der Stadtgeschichte: Eine Reihe von Neuerscheinungen behandelt den Aufstand der Kieler Arbeiter und Matrosen von 1918 New
    „Anfang November jedes Jahres wird in bundesdeutschen Medien Gedenken zelebriert: An den Jahrestag des sogenannten Mauerfalls in Berlin, der 1989 das Ende der DDR beziehungsweise ihre Einverleibung durch die BRD einleitete, oder den Beginn der Massenpogrome im faschistischen Deutschen Reich 1938 wird erinnert. Hingegen findet die »Novemberrevolution« von 1918 in der Regel nur als Randnotiz statt: Was Ende Oktober vor nunmehr 100 Jahren in Wilhelmshaven als Matrosenmeuterei begann, entwickelte sich in Kiel nur wenige Tage später zu einem breiten Volksaufstand, der dann – massenhaft, wenngleich vergeblich – in die Forderung nach Errichtung einer sozialistischen Räterepublik mündete. Zum 100. Jahrestag dieser Novemberrevolution sind aktuell etliche Veröffentlichungen erschienen, die die Ereignisse mit unterschiedlichen lokalen Bezügen beleuchten und kommentieren. Die hier selektiv vorgestellten Werke fokussieren bewusst auf Kiel, denn diese Stadt als Ausgangspunkt hat sich wie kaum eine andere schwergetan mit der Würdigung ihrer Geschichte: Noch in den 1960er Jahren wurden Schüler bestraft, die die Novemberrevolution im Unterricht als solche zu thematisieren wagten; erst seit 2008 wird jährlich mit einem Gedenktag sowie einzelnen Hinweisen im Stadtbild an die Ereignisse erinnert…“ Beitrag von Burkhard Ilschner in der jungen Welt vom 5. November 2018 externer Link mit Hinweis zu wichtigen Veröffentlichung zum Kieler Aufstand 1918
  • [Dokudrama bei Arte am 30.10.18] 1918 Aufstand der Matrosen 
    „Die Geschichte des Kieler Matrosenaufstands 1918 als Dokudrama. Die revolutionäre Bewegung im November 1918 führte zum Sturz der Monarchie sowie zum Ende des Ersten Weltkriegs. Damit gehörte er zu den Schlüsselereignissen der deutschen Geschichte im 20. Jahrhundert und legte die Grundlage für die erste deutsche Demokratie. Im ARTE Schwerpunkt „1918 – Das Ende des Schlachtens“ am 30. Oktober 2018 um 20:15 bei Arte TV externer Link (Regie: Jens Becker)
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=133151
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