Personalpolitik der Sicherheitsfirma Kötter am Flughafen Düsseldorf in der Kritik

Dossier

Charite Kampagne „Berlin für mehr Krankenhauspersonal!“Die Sicherheitsfirma Kötter hat sich zum Osteransturm am Airport wegen Personalmangel Fremdhilfe geholt. Das kritisiert die Gewerkschaft Verdi. Gerade noch rechtzeitig, könnte man meinen: Kurz vor Ferienstart kann das befürchtete Chaos am Flughafen Düsseldorf vielleicht ausbleiben. Zuletzt war bekannt geworden, dass es bei der Essener Sicherheitsfirma Kötter zu den Osterferien erheblichen Personalmangel geben könnte. Das Unternehmen wollte eigentlich Personal „nachqualifizieren“, aber das hat wohl nicht so gut geklappt. (…) Am Freitag teilte Kötter trotzdem mit, man sei „für den Osterferienstart gewappnet“. Man habe das Ziel sogar überschritten: 130 zusätzliche Kräfte seien demnach an den Kontrollstrecken im Einsatz. Aber: De facto sind es nur 81 zusätzliche Luftsicherheitsassistenten, die das Unternehmen selbst im Einsatz hat. Der Rest kommt von „befreundeten Unternehmen“ und vom Flughafen Köln/Bonn, wie es weiter heißt. (…) „Das Unternehmen hat einen Vertrag bis 2020 mit dem Bundesinnenministerium, aus eigener Kraft die Sicherheitskontrollen durchzuführen. Das erfüllt Kötter nicht, was zutiefst unseriös ist“, ärgert sich Tarim [ver.di]...“ Artikel von Peter Sieben vom 23.03.2018 bei Neue Rhein/Neue Ruhr Zeitung online externer Link: „Verdi wirft Kötter „Flickschusterei“ am Flughafen Düsseldorf vor“. Siehe zu den Hintergründen den Pressespiegel zum Unternehmen  sowie „Die Firma Kötter: Ein kritikwürdiges Unternehmen“, Kommentar von Thomas Brunst vom 25.3.201 – wir danken!

„Die Firma Kötter: Ein kritikwürdiges Unternehmen“

Kötter hat es nicht geschafft genügend eigenes Sicherheitspersonal zu schulen bzw. auszubilden und sich stattdessen auf dem freien Markt bedient. Offensichtlich wirbt das Unternehmen gezielt Fachkräfte anderer Unternehmen ab, auf einem fast leergefegten Branchenmarkt. Mit Kritik an seinem Unternehmen kann der Chef, Friedrich P. Kötter, schlecht umgehen:  Das Unternehmen ist dafür bekannt, dass es gegen seine Betriebsräte
vorgeht. Am Standort Bielefeld sorgte ’15 eine Kamera nahe des Betriebsratsbüro für heftigen Ärger; außerdem sollte dem Kötter-Betriebsratsvorsitzenden das Gehalt gekürzt werden. Gewerkschaftssekretär Andreas Rech (Verdi) spricht hier gar vom “Kampf gegen Betriebsräte“ (Der Westen, 27.05.15 externer Link).

Wenn nun vom Kötter-Management von “viel mehr externen Leuten als benötigt“ gesprochen wird, so klingt das für mich nach einer Möglichkeit Personal auszutauschen; z.B. internen Kritiker und die dauerhaft “Unzufriedenen“.

Die Zufriedenheit der Kötter-Leute liegt auf dem Düsseldorfer Flughafen seit Monaten am Bode, wie Verdi-Gewerkschafter Tarim die Presse regelmäßig wissen lässt. Laut Tarim geht es aktuell darum, dass Kötter die Rekrutierung/Ausbildung eigener Sicherheitsfachkräfte vernachlässigt und damit klaren “Vertragsbruch“ betreibt (siehe den Pressespiegel unten).

Fluggastkontrollen sind Stressjobs

Die Schichtdienst-Jobs der Fluggastkontrolleure sind reine “Durchlauferhitzer“, welche einen hohen Krankenstand und damit verbundenen Verschleiß an Arbeitnehmern generieren – der Druck zu funktionieren ist enorm. Hier wird oft von einer “hire & fire Mentalität“ gesprochen die in dieser Branche – am Flughafen – herrscht.

Gute Kontakte

Firmenchef Friedrich P. Kötter ist bekanntlich sehr gut vernetzt und unterhält beste Kontakte zur Politik und zu den Sicherheitsbehörden. Er ist auch Präsidiumsmitglied des Bundesverbandes der Sicherheitswirtschaft (BDSW).
Die Aufträge für die Flughäfen Köln/Bonn und Leipzig hat das Essener Familienunternehmen (die Nr. 2 hinter Securitas Deuschland; beide BDSW-Unternehmen) bereits verloren. So ist der Flughafen Düsseldorf für Kötter mehr als nur ein Prestigeobjekt – da geht es auch um “den guten
Ruf“ in der Branche.

Unternehmen breit aufgestellt

Kötter ist von seiner Dienstleistungspalette sehr breit aufgestellt: Neben Kötter Security gibt es auch noch Kötter Services, welches u.a. Reinigungskräfte und Leiharbeiter stellt. In Verbindung mit einem Streik in einem Düsseldorfer Real-Markt wurde Kötter Services der “Streikbrecherei“ beschuldigt. Die Schlagzeile lautete: “Ärger um Streikbrecher: Darum sitzen bei Real fremde Kassierer am Band“ (Der Westen, 01.06.17). Geld-/Werttransporte und auch die private Knastwirtschaft gehören zum Kerngeschäft des Unternehmens.
Der kürzlich verstorbene GSG 9-Gründer, Ulrich K. Wegener, gehörte früher dem Kötter-Sicherheitsbeirat an. Dieser besteht aus ehemaligen, hochrangigen staatlichen Sicherheitsakteuren und wurde eigens gegründet, um die Vernetzung und Zusammenarbeit zwischen staatlichen Stellen und der Sicherheitswirtschaft voranzutreiben. Quasi der Staat als lukrativer Auftraggeber im Bereich von ppp-Modellen (hier wurde extra ein neuer
Begriff für die Sicherheitsbranche kreiert: “police private security“). Das heißt für die Unternehmen nichts anderes, als am “Tropf der Steuerzahler“ – mit stabilen öffentlichen Aufträgen (z.B. kommunalen privaten “Citystreifen“) – Geld verdienen!“

Kommentar von Thomas Brunst vom 25.3.201 – wir danken!

Siehe auch den Pressespiegel

  • Bekommt NRW staatliche Luftsicherheitsassistenten? New
    „Die Luftsicherheitsassistenten der Firma Kötter sind verunsichert. Nach einer Abmahnung der Bundespolizei fürchten sie um ihre Jobs. Dem Sicherheitsunternehmen Kötter droht, nachdem das Unternehmen bereits die Personal- und Warenkontrolle am Flughafen Köln/Bonn verloren hat, erneut Probleme am Flughafen Düsseldorf: Zu wenig Personal, Mangel bei der Qualifizierung von neuen Mitarbeitern – nur einige der Punkte, für die das Unternehmen von der Bundespolizei abgemahnt wurde.  Die Abmahnung könnte ein erster Schritt für die Kündigung des Vertrages 2020 sein. Gelingt es Kötter nicht, in kürzester Zeit 100 neue Mitarbeiter für die Feriensaison bereit zu stellen, könnte es am Flughafen Düsseldorf wieder zu langen Schlangen kommen. Nach 2020 könnte, so fürchten Mitarbeiter von Kötter, auch die bayerische Lösung kommen: Dort ist kein privates, sondern ein staatliches Unternehmen mit den Kontrollen beschäftigt…“ Artikel von Stefan Laurin vom 25.06.2018 bei den ruhrbaronen externer Link
  • Flughafen Düsseldorf: Bundespolizei mahnt Sicherheitsfirma Kötter ab
    „Vor Beginn der Sommerferien drängt die Bundespolizei auf Verbesserungen bei den Personen- und Handgepäckkontrollen am Flughafen Düsseldorf. Nach WDR-Informationen vom Freitag (22.06.2018) hat die Behörde die zuständige Sicherheitsfirma Kötter Aviatons Security abgemahnt. Die Abmahnung ist ein deutlicher Warnschuss an die Firma und der erste Schritt zur Kündigung des noch bis Ende 2020 laufenden Vertrags. Denn den erfülle Kötter in vielen Punkten nicht, meint die Bundespolizei. So fehlten an den Sicherheitsschleusen immer noch 100 der insgesamt zugesicherten 1.100 Kontrollkräfte. Bei der Ausbildung weiterer Luftsicherheitsassistenten an der Kötter-eigenen Akademie gebe es erhebliche Qualitätsmängel, beklagt die Bundespolizei.Kötter hatte erst vor kurzem öffentlich erklärt, man werde zum Ferienstart in NRW Mitte Juli rund 180 zusätzliche Kräfte an den Kontrollstellen am Düsseldorfer Airport haben. Insgesamt steige die Belegschaft auf mehr als 1.000 Männer und Frauen, von denen zu Spitzenzeiten bis zu 320 gleichzeitig im Einsatz seien. Am Freitag räumte Kötter-Aviation-Chef Peter Lange Qualitätsmängel bei den Kontrollen ein, gelobte jedoch Besserung: „Wir werden das hinbekommen.“ Das Flughafen-Management hat offenbar nicht viel Vertrauen in diese Zusagen. Man habe „die vielen leeren Ankündigungen des Dienstleistungsunternehmens in den vergangenen Monaten stets sehr kritisch begleitet„, sagte der Sprecher. Der Airport bereite sich deshalb mit eigenen Maßnahmen auf die Ferienzeit vor – unter anderem mit zusätzlichen Service-Kräften, die Passagieren bei Problemen helfen sollen…“ Nachricht vom 22.06.2018 beim wdr1 externer Link
  • Weiterer Dienstleister hilft an Düsseldorf-Kontrollen aus 
    „Sicherheitsdienstleister Kötter kommt wegen der Personalsituation am Flughafen Düsseldorf nicht aus den Schlagzeilen heraus: Nach airliners.de-Informationen aus Gewerkschaftskreisen laufen bereits fortgeschrittene Gespräche, bald Personal einer weiteren Fremdfirma zum Einsatz zu bringen. Kötter bestätigt dies auf Anfrage unserer Redaktion. Laut Gewerkschaft sollen ab Mitte Juni/Anfang Juli zwei Kontrollteams à sechs Mitarbeitern des Dienstleisters Agello Aviation zum Einsatz kommen. Agello führt bislang die Passagierkontrollen am Flughafen Weeze durch. Kötter betont, dass die Zusammenarbeit befristet sein soll und bislang noch keine Vereinbarung unterschrieben worden wäre.“ (…) Auch der neue Einsatz eines nunmehr vierten Fremdunternehmens stößt bei den Kötter-Mitarbeitern auf Empörung. Wobei vor allem die Art der Kommunikation des Essener Dienstleisters verärgert: Demnach soll Kötter dem Betriebsrat am Airport Düsseldorf den Einsatz von Agello erst auf konkrete Nachfrage mitgeteilt haben…“ Beitrag vom 28.05.2018 bei airliners externer Link – ein Flug Mitte Mai ab Düsseldorf hat uns übrigens die Gelegenheit gegeben, mit einem Kötter-Mitarbeiter zu sprechen, der die nachwievor katastrophale Lage und schlechte Stimmung in der Belegschaft bestätigte
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=129856
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