Buhlen um die Armen. In Neuss will eine Tocherfirma der Diakonie ein Sozialkaufhaus eröffnen. Doch ähnliche Einrichtungen bestehen schon. Nun droht ein Verdrängungswettbewerb

Erwerbslosen- und Armutsindustrie: Die Schmarotzer. Grafik für das LabourNet Germany von TSGebrauchte Möbel, abgelegte Kleidung: Das Geschäft mit der Armut boomt, doch der Markt hat seine Grenzen. Im nordrhein-westfälischen Neuss führt das zum Konkurrenzkampf zwischen den sozialen Verbänden. Den Grund dafür liefert die Sozialkaufhauskette Renatec, eine 100prozentige Tochterfirma der Diakonie Düsseldorf. Am 22. März will das expandierende Unternehmen in Neuss seine neunte »Fairhaus«-Filiale im Umkreis der Rheinmetropole eröffnen. Doch in der Nachbarstadt mit 155.000 Einwohnern gibt es schon ein Sozialkaufhaus, Kleiderkammern, eine Tafel. Deren Betreiber befürchten nun einen Verdrängungswettbewerb, wie die Neuß-Grevenbroicher Zeitung (NGZ) am Mittwoch berichtete. (…) Beim Deutschen Roten Kreuz (DRK) in Neuss ist man über das Vorhaben nicht erfreut. Das DRK bedient mit seinem »Rotkreuz-Laden« den wachsenden Bedarf an Altkleidern. (…) Ärger herrscht auch bei der Neusser Tafel. Sie gibt nicht nur von Supermärkten aussortierte Lebensmittel aus. »Bedürftige können bei uns auch Kleidung, Bücher und Haushaltsgegenstände wie Geschirr bekommen«, erläuterte ein Tafel-Mitarbeiter auf Nachfrage. Bücher verschenke man sogar (…) Der dritte Konkurrent ist die Caritas. Sie eröffnete Anfang der 1990er Jahre das erste Sozialkaufhaus in Neuss. (…) Muttergesellschaft Diakonie betreibt bundesweit Sozialkaufhäuser. Sie teilt sich diesen Markt im wesentlichen mit anderen kirchlichen Verbänden, wie der Caritas. Wie viele Kaufhäuser und Möbelbörsen es inzwischen gibt, weiß die Diakonie allerdings selbst nicht…“ Artikel von Susan Bonath in der jungen Welt vom 22.02.2018 externer Link. Siehe dazu auch:

  • Rhein-Kreis Neuss: Kleiderstuben im Konkurrenzkampf
    „Die Düsseldorfer Diakonie eröffnet ein „Fairhaus“ in bester Neusser Geschäftslage. Sozialverbände vor Ort sind verärgert. (…) Neuss. Sozial, ökologisch, integrativ: Mit diesen drei Adjektiven umreißt das „Fairhaus“ sein Profil. „Expansiv“ könnte man noch hinzunehmen. Denn die Sozial-Warenhauskette der Renatec, einem 100-prozentigen Tochterunternehmen der Diakonie Düsseldorf, versucht nun in Neuss zu landen. Am 22. März soll im Haus Oberstraße 97, vis-a-vis zum Landestheater, in einer 1-A-Lage die dann neunte Fairhaus-Filiale eröffnen. Die Sozialverbände vor Ort sehen das gar nicht gerne. Es ärgere sie, sagt Rebecca Schuh von der Neusser Tafel, dass „sich viele mit dem Deckmäntelchen der Mildtätigkeit“ kleiden – wo es doch ums Geschäft geht…“ Beitrag von Christoph Kleinau vom 21. Februar 2018 bei der Westdeutschen Zeitung online externer Link
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