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Tausende demonstrierten in Paris am 5. Jahrestag der Ermordung dreier kurdischer Aktivistinnen

Demo in Paris am 6.1.18 zum 5. Jahrestag der Ermordung dreier kurdischer AktivistinnenAm 6. Januar 2018 beteiligten sich mehrere Tausend Menschen an einer Demonstration zum 5. Jahrestag der Ermordung dreier kurdischer Aktivistinnen in Paris. Im Zentrum ihrer Kritik stand nicht zufällig der am Vorabend in Paris aufgetauchte türkische Präsident, wird doch der Geheimdient MIT als Haupttäter betrachtet. 5 Jahre Straflosigkeit für die Morde an Sakine Cansiz 54 , Fidan Dogan, 28, und Leyla Saylemez, 24 Jahre alt, war das Hauptmotto der Demonstration. Denn nach dem Tod von Omer Güney, des einzigen offiziell Verdächtigen Ende 2016 im Gefängnis, sind die Ermittlungen für abgeschlossen erklärt worden – die auch außerhalb Frankreichs bekannte These des Alleintäters (das dürfen, wie aus dem Nachbarland bekannt, auch mal drei sein) lässt einmal mehr alles offen. In dem kurzen Bericht „Des milliers de Kurdes manifestent à Paris, cinq ans après l’assassinat de trois militantes“ am 06. Januar 2018 in Le Monde externer Link wird unterstrichen, dass selbst offizielle Ermittlungsakten diese so gefundene Lösung in Frage stellen – wie es eben auch die mehreren Tausend Demonstrantinnen und Demonstranten tun, die bei weitem nicht nur aus den Reihen kurdischer Organisationen kamen. Siehe dazu auch einen zusammenfassenden Hintergrundbeitrag, in dem auch weitere Vorhaben der unabhängig betriebenen aktuellen Ermittlungen vorgestellt werden – etwa ein Tribunal zu dem Fall der drei ermordeten Frauen im März 2018 in Paris:

  • „Immer noch auf der Suche nach der Wahrheit“ von Mahmut Şakar am 04. Januar 2018 bei Civaka Azad externer Link, worin die ganzen Entwicklungen in dem Mordfall in den letzten 5 Jahren dargestellt werden und, was die weiteren Vorhaben betrifft, angekündigt: „Im Ergebnis wurde für die Durchführung dieses Massakers nur ein einziger Angeklagter verantwortlich gemacht, obwohl er sich Staaten wie der Türkei, Frankreichs, Deutschlands, Hollands und Belgiens logistisch bedient hatte, und die Akte wurde geschlossen. Die Realität hat einen engstirnigen Ansatz eingeholt, der in der Anklage die Einflüsse des MIT nicht berücksichtigt und den Fall nicht als einen gerechten aufnimmt. Frankreich denkt darüber nach, seine eigene Verantwortung abzugeben. Die Enttäuschung in der kurdischen Gesellschaft angesichts dieser Situation ist groß. Viele vermuten, dass die zwischenstaatlichen Beziehungen ausschlaggebend dafür sind, dass die tatsächlichen Umstände des Mordanschlags nicht aufgeklärt wurden. Das Gerechtigkeitsempfinden des kurdischen Volkes wurde schwer in Mitleidenschaft gezogen. Doch die Suche nach der Wahrheit dauert auf verschiedenen Wegen an. Regelmäßig finden sogenannte »Gerechtigkeitsmärsche« gegen die Pariser Morde statt und Mahnwachen. Insbesondere Frauen beteiligen sich an diesen Aktionen. Am wichtigsten ist es, dass im Namen des gesellschaftlichen Gewissens versucht wird, die Suche nach der Gerechtigkeit fortzusetzen, die vom europäischen Rechtssystem nicht gewährleistet wurde. In Paris wird am 15. und 16. März 2018 ein Tribunal stattfinden, auf dem sich gegen die Pariser Morde und weitere Massaker am kurdischen Volk in den Jahren 2015 und 2016 gerichtet werden soll. In der Gegenwart echter Richter, die das Gewissen der Gesellschaft bilden, wird die Suche nach Gerechtigkeit fortdauern“.
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=126263
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